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Das Recruiting-Rezept: Warum Pharma-Angestellte Zuhören als Wirkstoff brauchen
Campfire – Employer Branding Pharma & Healthcare 1. July 2024

Das Recruiting-Rezept: Warum Pharma-Angestellte Zuhören als Wirkstoff brauchen

Es klingt selbstverständlich, doch viele Arbeitgeber haben verlernt, zuzuhören. Ein offenes Ohr für die eigenen Angestellten zu haben, hilft die wahren Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erkennen und zu verstehen. Diese Einblicke sind nicht nur der Schlüssel für erfolgreiches Recruiting, sondern auch für langfristige Mitarbeiterbindung (Retention) und eine wertvolle Reputation.

Arbeiten in der Pharmabranche - Das Recruiting-Rezept: Warum Pharma-Angestellte Zuhören als Wirkstoff brauchen
Quelle: National Cancer Institut

Recruiting – Von „Wir suchen dich“ zu „It’s a Match!“

Die Konkurrenz schläft nicht – insbesondere in der Pharmaindustrie. Wer potenzielle Bewerber:innen von sich überzeugen will, muss wissen, was sie motiviert und inspiriert, aber auch, was sie abschreckt, sich zu bewerben. Vorbehalte gegenüber einer isolierenden Arbeit im Labor, lange Arbeitszeiten oder zu hohem Leistungsdruck können zum Beispiel ein Hindernis zur Bewerbung darstellen. 

Wie die Top 10 der größten deutschen Pharmaunternehmen auf ihren Karriereseiten Einblicke hinter ihre Kulissen ermöglichen, hat unser diesjähriger Storytelling-Report unter die Lupe genommen. 

Storylistening, also das intensive Zuhören und Herauskitzeln von Geschichten, ist hier das Stichwort. Indem Personalverantwortliche die Erfahrungen ihrer Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen und konkret nach den Erlebnissen der Angestellten fragen, können sowohl die Vorteile als auch die Herausforderungen eines Unternehmens ans Tageslicht gebracht werden. Fragen wie: „Wenn dein Team dich mit drei Worten beschreiben soll, welche würden sie nennen?“, „Wobei hast du einem Kollegen oder einer Kollegin mal besonders gut helfen können? Ein Anlass, von dem du sagst: ohneeinander hätten wir das nicht so toll geschafft?“ oder „Kannst du mir einen Moment im Job beschreiben, der dich besonders stolz gemacht hat?“ geben Aufschluss über die wahren Emotionen des Teams. 

Selbstverständlich sollten solche Gespräche ohne die Führungsetage in einem geschützten Rahmen stattfinden, damit die Mitarbeitenden sich wohlfühlen und wirklich gern erzählen möchten. Neutrale Storytelling-Expert:innen können aber unterstützen. Beispielsweise, indem sie einfach zuhören, ohne Wertung Maßnahmen vorschlagen oder die schönsten Geschichten für das Employer Branding nutzen. Die gewonnenen Erkenntnisse und authentischen Einblicke in den Arbeitsalltag von echten Teammitgliedern helfen, auf künftige Recruiting Journeys besser vorbereitet zu sein und von Anfang an mit realen Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag zu überzeugen. 

Teamwork Pharma - Das Recruiting-Rezept: Warum Pharma-Angestellte Zuhören als Wirkstoff brauchen
Quelle: National Cancer Institute

Retention – Gekommen, um zu bleiben

Im neuen Betrieb wohlfühlen, ist das erste Onboarding-Ziel für die gerade gewonnenen Talente. So ist der Begriff Mitarbeiterbindung – oder Retention – ein wesentliches Mittel, um angekommene Angestellte zum Bleiben zu motivieren. Allerdings dürfen HR-Verantwortliche ihr bestehendes Fachpersonal nicht außer Acht lassen. Denn wer sich nicht gehört oder als selbstverständlich betrachtet fühlt, geht.

Wie der Onboarding-Prozess bei Mashup aussieht, hat unsere Head of Onboarding Julia einmal aufgeschrieben: Unser Onboarding zwischen Herz und Verstand.

Um Newbies zu alten Hasen zu machen, müssen Personalfachleute neben Storytelling im Recruiting auch an den Einsatz im Onboarding und in der langfristigen internen Wertekommunikation denken. Für Pharmaunternehmen können z. B. Buddy- oder Mentoring-Programme eine sinnvolle Investition für ein langfristiges Miteinander sein. Gerade im Umgang mit den regulatorischen Anforderungen bei der Medikamentenherstellung profitieren Neueinsteiger:innen vom Wissen der erfahrenen Angestellten.

Laborarbeiten. Ein Pharmamitarbeiter hantiert mit Röhrchen. Das Bild ist ein Sinnbild für den Grünenthal Skandal.

Doch auch die sich garantiert wandelnden Bedürfnisse der langjährigen Kolleg:innen sollten im Blick behalten werden. Um zu verhindern, dass sie abwandern oder abgeworben werden, ist es wichtig, in persönlichen Mitarbeitergesprächen oder regelmäßigen Umfragen gezielt nach beruflichen Hürden, Zielen oder Wünschen zu fragen und auch hier genau hinzuhören. Wie könnte der Arbeitsalltag noch besser werden? Und was wäre dafür nötig? Generische Benefits wie der obligatorische Gratis-Kaffee oder das selbstverständliche „Arbeiten in einem freundlichen und familiären Umfeld“ lassen sich so vermeiden.

Leistungen, wie zum Beispiel ein intensives betriebliches Gesundheitsmanagement, werden besonders für Berufe, in denen oft langes Stehen erforderlich ist, attraktiv. Die Förderung von Fitness-Angeboten oder Zuschüsse zur Gesundheitsvorsorge sind wesentlich lukrativer als hippe Team-Events. Da viele Pharmaunternehmen auch global tätig sind, kann die Option zur internationalen Arbeit ebenfalls einen Mehrwert bieten.

Zum einen bietet sich damit die Chance für Arbeitnehmende, interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und möglicherweise im Ausland zu leben. Zum anderen können HR-Verantwortliche durch ein Workation-Angebot auch Wertschätzung gegenüber ihren Mitarbeitenden ausdrücken, da ihnen hierdurch der Raum zur Selbstverwirklichung gegeben wird. Schließlich stellen auch Aus- und Weiterbildungsangebote einen nicht zu unterschätzenden Aspekt dar, denn wer in der Forschung tätig ist, möchte mitunter seinen Wissensstand kontinuierlich erweitern. Deshalb kann gerade für diese Organisationen  eine Investition in entsprechende Maßnahmen ein Wettbewerbsvorteil sein.

Reputation – Werbung durch Mitarbeitende

Zufriedene Arbeitnehmer:innen kommunizieren auch nach außen, dass ihr Beruf sie erfüllt. Sie sind die beste Werbung für eine Organisation. Doch wie erfahren Personaler:innen, ob das eigene Team glücklich ist oder ob der Haussegen schief hängt? 

Wie Unternehmen und PR-Agenturen gemeinsame Geschchte(n) schreiben

Die Antwort lautet auch hier: Storylistening. Egal, ob gemeinsam in der Runde oder privat unter vier Augen: Aktives Zuhören und Hineinhören in die Gemütslage der Mitarbeitenden ist eine wertvolle Möglichkeit, um an Lösungen zu arbeiten und den Wert der Teammitglieder für das Unternehmen herauszustellen. Wer stolz auf die eigene Tätigkeit ist, spiegelt das auch gerne dem Umfeld wider. Gerade in der Pharmazie sind Werte wie Integrität, Teamgeist und Lernbereitschaft wichtige Ankerpunkte, die nicht forciert, sondern gelebt werden müssen. Mit der richtigen Reputation können Unternehmen so auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt hervorstechen und potenzielle Talente schneller von sich überzeugen. Denn wem vertrauen diese mehr: den standardisierten Aussagen einer Stellenanzeige oder jemandem, den sie kennen?

Fazit: Zuhören heißt verstehen (wollen)

Der Fachkräftemangel ist nach wie vor allgegenwärtig und wird vorerst bleiben. Deshalb hilft es nicht, immer nur über den Status quo zu lamentieren. Auch wenn Lösungen nicht von heute auf morgen herbeigeschafft werden können, so ist Zuhören als ein erster und effizienter Schritt für jede Organisation umsetzbar. Vom Recruiting über die Retention bis hin zur erarbeiteten Reputation sind die bestehenden Angestellten das Herzstück eines jeden Unternehmens.

Ihnen Gehör zu schenken, kann eine wesentliche Hürde brechen und dabei helfen, genau die Bedürfnisse anzusprechen, die neue Talente haben. Gleichzeitig wird einer möglichen Abwanderung entgegengewirkt, da sich langjährige Mitarbeitende nicht als gleichgültig oder selbstverständlich wahrgenommen sehen. Schließlich bedeutet Zuhören ernst nehmen, Zeit investieren sowie verstehen wollen und ist damit das vermutlich wichtigste Benefit, das HR-Verantwortliche ihren Fachkräften bieten können.



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