Die Top-Platzierung auf Seite 3, ein Zweiseiter im Hochglanz-Magazin oder Schlange stehende Journalisten, die geduldig auf ihren Interviewtermin warten – Was klassisch in die Arbeit eines PR-Verantwortlichen fällt, ist heute in der Medienwelt nicht mehr so einfach umzusetzen: nachhaltig mediale Aufmerksamkeit und öffentliche Wahrnehmung schaffen.
Die Herausforderung, Journalisten mit vermeintlichen Breaking-News für sich zu interessieren, wird jeden Tag größer. Allein in der deutschen Entrepreneur-Hochburg Berlin werden laut neusten Schätzungen jeden Tag sechs neue Startups gegründet. Die jungen Gründer investieren in der Anfangsphase stark in PR- und Marketing-Aktionen, um möglichst schnell das Interesse ihrer Zielgruppen und potentieller Investoren zu wecken. Die Erwartungshaltung ist entsprechend hoch.
Medien sehen sich einem riesigen Kontakt-Ansturm und einer täglich wachsenden Flut von App-Testzugängen, Samplings und Stereotypen-Pressemeldungen gegenüber. Sich hier langfristig durchzusetzen erfordert nicht nur interessante Nachrichten mit Neuigkeitswert, sondern auch smarte Ideen, die eigenen Mitteilungen intelligent und nachhaltig von der Masse abzuheben.
Mit kreativen PR-Aktionen lässt sich für mehr als nur Aufmerksamkeit sorgen. Pressearbeit sollte Journalisten weder mit trockenen Pressemitteilungen im Fachjargon, noch mit kleinteiligen, allgemein schwer verständlichen technischen Details oder einem Buzzword-Marathon langweilen. Der Mix macht‘s: Eine perfekte Balance schafft klassische Pressearbeit gepaart mit charmanten Aktionen wie zum Live-Tests von coolen Lifestyle-Produkten oder Workshops, um die Geschäftsidee lebendig den Journalisten vorzustellen. Ideen und kreative Aufhänger können die Gesamtwahrnehmung eines Unternehmens und das Interesse der Medien drastisch verändern. Entscheidend hierbei ist, die noch jungen Marken in der Öffentlichkeit zu emotionalisieren und glaubwürdig in Szene zu setzen.
Regelmäßige Trendstudien, Umfragen und Produkttests sind unter anderem wirkungsvolle Mittel, um zu signalisieren, dass das Unternehmen über den Tellerrand blickt. Als Vordenker mit Ideen und Visionen im Gepäck lässt sich nicht nur Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und bei den Medien generieren. Parallel wird genügend Raum geschaffen, neue Produktideen und Strategien zusammen mit Kunden, Partnern oder Interessierten zu testen und weiter zu entwickeln. Google stellt auf seinem Portal Think with Google regelmäßig Trendstudien und Insights zur Verfügung, um insbesondere positive Impulse in die Marketingbranche zu geben.
Innovation Labs, Hack Days, offene Brainstormings oder schlichte Ideen-Wettbewerbe sind nicht nur potentielle Quellen für eine zukunftsorientierte Unternehmensentwicklung, sondern fördern das Image als besonders kundenfreundlicher und innovativer Anbieter. Global-Player wie zum Beispiel Nike sind bereits Vorreiter, wenn es um kreative Innovationsprozesse geht: Nike rief zum Beispiel in Kooperation mit der NASA die offene Innovations-Plattform LAUNCH ins Leben, um mit Partnern an der Entwicklung nach nachhaltigen Materialien und Produktionsprozessen zu arbeiten. Ideen, die in solchen Partnerschaften entstehen, liefern neben potenziellen neuen Produkten auch enormen Input für interessante Beiträge und Meldungen.
Wie bereits erwähnt, sind Buzzwords wie „innovativ“, „schnell“ und „einfach“ in den Medien bereits stark abgenutzt. Um sich dennoch von der Konkurrenz um Platzierung abzuheben, sollten Startups nicht nur über ihr „großartiges Produkt“ sprechen, sondern eben diese Qualität anschaulich zusammen mit der eigenen Expertise unter Beweis stellen.
Am besten überzeugt man Journalisten mit für das Medium passenden Themen-Aufhängern, die ihnen nicht nur das Produkt unverbindlich nahe bringen, sondern auch die Hintergründe, warum das Produkt relevant ist, aufzeigt. Je mehr dies den Fokus der jeweiligen Redaktion trifft, desto besser. Denn: Journalisten haben zu wenig Zeit, sich detailreiche und produktverliebte Monologe anzuhören bzw. zu lesen, die thematisch nicht in ihr Ressort fallen.
Auf den Inhalt kommt es an und frische Nachrichten weitab vom Mainstream sind gefragt. Leider verstehen viele Gründer und Unternehmer diesen Ansatz falsch und treten mit lauter Werbetrommel an die Journalisten heran: „neu“, „absolut innovativ“ und vor allem „noch nie dagewesen“ – Superlative en masse. Wer aber ausschließlich auf permanente Kreativ-Effekte ohne Inhalt setzt, wird auf Dauer nicht überzeugen. Redakteure reagieren eher gelangweilt und skeptisch auf diese 08/15-Ansagen mit der Folge, in der Schublade und im Einheitsbrei zu verschwinden und vor allem in Vergessenheit zu geraten. Natürlich sind solche Maßnahmen kein allgemeingültiges Garant, sich dauerhaft in den Medien zu etablieren. Am besten ist es, zum Launch das Produkt medial zu inszenieren wie aktuell die Kooperation zwischen adidas originals und Pharell Williams zeigt: Im Rahmen der supercolor – 50 colours. 50 choices. – Kampagne verschenkte die Lifestyle-Marke in Kooperation mit den Berliner Bloggern von Dandy Diary 50 Fahrräder in den Pantone-Farben der Kampagne. Gestreut in den sozialen Netzwerken zeigte sich der Erfolg schon vor dem offiziellen Opening mit einer riesigen Schlange vor der Tür. Aber Achtung: Zwischen den PR-Aktionen sollte immer genügend Zeit gelassen werden, bevor ein Overkill auf der Gegenseite erreicht ist.
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