Storytelling für Manager:innen: Mit Geschichten die Gunst der Mitarbeitenden gewinnen
Gerade in den ersten Tagen und Monaten stehen neue Manager:innen vor der Herausforderung, genau die Erwartungen an die eigene Person zu erfüllen und das Publikum mit den eigenen Ideen zu erreichen. Doch welche Geschichten können sie erzählen, um bei den neuen Kolleg:innen Sympathie zu wecken, im Gedächtnis zu bleiben und ihre Mitarbeitenden zu motivieren?
Persönliche Geschichten – Gleiche Werte verbinden
„Ich bin 46. Ich bin seit 22 Jahren
„Ich bin 46. Ich bin seit 22 Jahren verheiratet und habe 3 Kinder. Und wie bei jedem anderen wird vieles, was ich denke und tue, von meiner Familie und meinen gesamten Lebenserfahrungen geprägt. Ich kaufe mehr Bücher, als ich eigentlich zu Ende lese. Ich abonniere mehr Online-Kurse, als ich eigentlich abschließe. Ich glaube fest daran, dass man aufhört, großartige und hilfreiche Dinge zu tun, wenn man aufhört, Neues zu lernen. Familie, Neugier und Wissensdurst definieren wer ich bin.“
Am 04. Februar 2014 schickte Satya Nadella anlässlich seines Amtsantritts als neuer CEO von Microsoft eine Mail an alle Mitarbeitenden sowie die Öffentlichkeit.
Ziel dieser Email war es, in 967 Wörtern sowohl Vertrauen zu gewinnen, Werte zu manifestieren, das Vermächtnis seiner zwei Vorgänger und die Historie von Microsoft wertzuschätzen als auch mit seiner eigenen Vision einen Ausblick zu geben. Sicher keine leichte Aufgabe für den frisch gebackenen Geschäftsführer.
Das Werkzeug um seine Vision und Werte zu teilen, war diese in seine Lebensgeschichte einzubetten. Mit der Betonung auf die gemeinsamen Ziele und Wünsche schaffte er es, dass sich seine Mitarbeitenden selbst als Mentor:innen fühlten, welche die Kund:innen auf ihrer digitalen Heldenreise begleiten. Was genau Integrität, Gerechtigkeit oder Optimismus für Microsoft bedeuten, wurde nicht durch Stichpunkte transportiert, sondern anhand einer gut erzählten Geschichte mit konkreten Beispielen verdeutlicht.
„Wenn Menschen die Gelegenheit bekommen, zu erkennen, dass sie ähnliche Werte teilen, sind sie auch in der Lage, produktivere und kollaborativere Beziehungen aufzubauen“, erklärt der Autor Paul Smith in seinem Buch „Lead with a story“. Persönliches Storytelling helfe seiner Meinung nach dabei, diese gemeinsamen Werte zu erkennen.
Emotionale Geschichten – Unvollkommenheit führt zu Empathie
Wer als neue:r Manager:in die Verbundenheit vom eigenen Team gewinnen und somit auch als Führungsperson Zusammenarbeit und Erfolge verbessern möchte, muss zudem den Mut haben Geschichten zu erzählen, die Empathie hervorrufen.
Eine Grundvoraussetzung dafür ist Vertrauen. Nur so gehen Mitarbeiter:innen den Weg, der durch eine Führungsperson vorgegeben wird, auch mit. Um jemandem vertrauen zu können, muss man ihn kennen. Hierfür gilt es jedoch eine Prämisse über Bord zu werfen, welche das obere Management immer noch überwiegend pflegt: Keine Schwächen zu zeigen.
In seiner berühmten Rede aus dem Jahr 2005 vor Absolvent:innen der Stanford University erzählte der Apple-Gründer Steve Jobs in seiner Geschichte über Liebe und Verlust folgendes:
„Ich hatte Glück – ich habe schon früh herausgefunden, was ich gern machen wollte. Ich war zwanzig, als Woz und ich in der Garage meiner Eltern mit Apple anfingen. Wir haben hart gearbeitet, und nach zehn Jahren war Apple von zwei Leuten in einer Garage auf ein Zwei-Milliarden-Dollar-Unternehmen mit über 4.000 Mitarbeitern angewachsen. Im Jahr zuvor hatten wir gerade unser bestes Produkt vorgestellt (…), und ich war gerade dreißig geworden. Und dann wurde ich entlassen. Wie kann man aus einer eigenen Firma fliegen? (…) Mit dreißig war ich also entlassen. Und zwar sehr öffentlich entlassen. Der Inhalt meines ganzen Arbeitslebens war auf einmal weg. Es war niederschmetternd.“
Wie auch die Heldenreise von Steve Jobs beweist, wird ein:e perfekter Protagonist:in, welche:r ohne Ängste, Konflikte, Herausforderungen oder auch erste Niederlagen das eigene Abenteuer beschreitet, kein Publikumsliebling werden.
Eine Geschichte ist kein Pitch. Wenn Manager:innen wollen, dass ihre Zuhörer:innen mit ihnen mitfühlen, mitfiebern und sie unterstützen, braucht es genau diese glaubwürdigen Geschichten eines Menschen, der Höhen wie Tiefen erlebt.
Erfahrungsgeschichten – Gemeinsame Erlebnisse schweißen zusammen
Um Geschichten für eine bessere Zusammenarbeit einzusetzen, sind berufliche Erfahrungsgeschichten hilfreich. Gerade in Unternehmen, die so groß sind, dass man nicht alle Kolleg:innen kennen kann oder täglich sieht oder in kleinen getrennten Teams, die an unterschiedlichen Projekten arbeiten, kann die Macht der kollektiven Geschichten bei Problemen Wunder bewirken.
Genauso kann ein gemeinsames Erlebnis ein Team noch enger zusammenschweißen. Sei es, wenn man in den ersten Tagen gemeinsame positive Erlebnisse schafft oder auch wenn man nach Niederlagen gemeinsam wieder antritt:
SpaceX hatte zwei gescheiterte Raketenstarts hinter sich. Der dritte Start am 02. August 2008 stand an. Die Rakete hob ab, aber nach der zweiten Zündung explodierte die Rakete erneut. CEO Elon Musk, bis dato nicht als großer Redner bekannt, trat vor seine 350-köpfige Mannschaft.
Er habe immer gewusst, dass es schwer werden würde, aber trotz allem hätten sie etwas geschafft, was nur wenige andere Länder geschafft hätten, von Unternehmen ganz zu schweigen. Der erste Start sei erfolgreich gewesen, nun sei es an der Zeit wieder aufzustehen und da weiter zu machen. „Ich für meinen Teil werde niemals aufgeben – niemals“, so Musk. Der Legende nach wären dem Gründer damals nach dieser Rede die meisten Mitarbeitenden mit nur ein bisschen Sonnencreme in die Hölle gefolgt.
Geschichten, die im Gedächtnis bleiben
Damit die eigene Vision bei den Mitarbeiter:innen auch ankommt, muss man sie so formulieren, dass sie auch im Gedächtnis bleibt. Die Brüder Chip und Dan Heath nennen das in ihrem Buch „Made to Stick“ den Fluch des Wissens überwinden. Es geht vor allem darum, den Kern einer Idee zu formulieren, die es möglichst einfach macht, etwas zu verstehen.
„Die Vereinigten Staaten sollten sich das Ziel setzen, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond landen zu lassen und ihn wieder sicher zur Erde zurückzubringen“, verkündete John F. Kennedy am 25. Mai 1961 in seiner ersten Rede an den amerikanischen Kongress. Eine Aussage, die sofort bei jedem und jeder Abgeordneten hängen geblieben ist.
Hätte er den gleichen Inhalt wie folgt formuliert, wäre diese bedeutende Vision sicher nicht in den Köpfen verankert gewesen: „Unsere Mission ist es, durch Team-zentrierte Innovation und strategisch gezielte Luftfahrt-Initiativen in der Raumfahrt international führend zu werden.“
Solch inspirierende Reden, wie die von Satya Nadella, Steve Jobs, Elon Musk oder John F. Kennedy sind nicht eben spontan entstanden, sondern das Ergebnis wohl durchdachter Erzählweise. Storytelling ist ein Werkzeug, das zuerst jede Führungsperson für sich erlernen muss, um es im täglichen Miteinander anzuwenden. Geschäftsführer:innen und Manager:innen haben das Ziel, dass ihnen zugehört, geglaubt und vertraut wird, damit letztendlich Worte zu Taten führen können.
Ob vor der versammelten Mannschaft, auf einer Konferenz oder beim Kennenlernen der neuen Teammitglieder. Mit Storytelling gelingt es, dass Vision und Ideen länger im Gedächtnis bleiben und eine Verbindung zum Team aufgebaut wird. Führungspersonen, die ihre Mitarbeiter:innen befähigen, motivieren und leiten wollen, müssen deshalb zu Geschichtenerzähler:innen werden.
Wie man mit Hilfe von Storytelling Mitarbeiter:innen von neuen Strategien überzeugt und die Heldenreise als Strategie-Tool einsetzen kann, erfahrt ihr hier.
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25. November 2024