Vor zwei Jahren zog es mich wieder nach Berlin. Drei Wochen, zehn Besichtigungen und fünf Stadtteile später stand ich dann endlich in meiner neuen Wohnung. Doch mit dem Umzug wartet bekanntlich nicht nur die Suche nach einer neuen Bleibe, auch beim Stromanbieter steht wieder alles auf null. Doch wie entscheidet man sich eigentlich für einen? Die Preise nehmen sich nicht viel. Grünen Strom gibt’s auch immer mehr. Die Berliner Stadtwerke waren mir dann einfach sympathisch, eben irgendwie Berlin.
Genau auf diese Identität setzt das Unternehmen. Strom ist für uns selbstverständlich geworden, daher denkt keiner mehr groß darüber nach. Werden Botschaften, neue Ideen oder Produkte jedoch in fesselnde Geschichten verpackt, können Marken ihre Zielgruppe dazu bewegen, sich mit einem Thema weiter zu beschäftigen. Eine gute Story lenkt unsere Aufmerksamkeit ganz auf das gespielte Thema, denn Geschichten sind für das menschliche Gehirn die Verbindung zwischen Ursache und Wirkung. So werden alle aufgenommenen Informationen als unzählige Micro-Storys abgespeichert, die damit Erfahrungen, Entscheidungen und unser Handeln beeinflussen. Die Berliner Stadtwerke zeigen in ihrem Imagevideo, dass sie auf 100% Ökostrom setzen und scheuen sich nicht davor, auch mal Schwäche zu zeigen oder selbstironisch zu sein. Brand Storytelling lebt nicht nur von Siegesreden und Erfolgsgeschichten – gerade die Macken, Hürden und überwundenen Konflikte machen eine Marke authentisch und binden die Zielgruppe auch emotional. Bei mir hat das schon mal funktioniert.
Energie ist für den Endverbraucher ein eher trockenes Thema. Doch nur weil es hier nicht um weltrettende Smoothies oder vegane Kondome geht, heißt es nicht, dass es keine spannenden Geschichten zu erzählen gibt. Wenn der Nutzen für den Kunden ganz klar im Vordergrund steht und er sich selbst in der Geschichte wiederfindet, lassen sich gerade Zahlen und Fakten mit Hilfe von Storytelling so vermitteln, dass sie nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Experten-Know-How trifft auf Fachjargon? Damit die Botschaft auch wirklich beim Publikum ankommt, müssen Unternehmen sich auf den Kern der Botschaft konzentrieren. Die Brüder Chip und Dan Heath nennen dies den Fluch des Wissens. Um diesen zu durchbrechen, entwickelten sie die SUCCESs-Formel: Simple, Unexpected, Concrete, Credible, Emotional, Story. So nimmt E.ON das Publikum auf eine energetische Zeitreise an den „besten Ort der Welt“ mit: unser Zuhause.
„Ich dachte damals, das schaffe ich nie, das ist doch was für Hochbegabte. Dann kam der Tag, der alles änderte, wie sie erzählt. Ihr Vater Veysel Dülger, der inzwischen seit fast 30 Jahren für Bosch arbeitet, kam damals mit Formularen vom Werk in Feuerbach nach Hause. Bosch-Jugendhilfe stand darauf, ein Bewerbungsbogen für ein Stipendium.“
Nicht nur für die Kunden, auch für das Employer Branding können Energieunternehmen sich Storytelling-Tools zu Nutze machen. BOSCH beispielsweise lässt unter „News and Stories“ die eigenen Mitarbeiter von ihrem Weg erzählen und schafft so eine authentische und sympathische Arbeitgebermarke. Emotionale Geschichten von Menschen, die träumen und auch mal Fehler machen, zeichnen ein glaubwürdiges Unternehmensimage, dass für neue Talente attraktiv ist. Für die Kommunikation eignen sich insbesondere Schlüsselcharaktere, wie langjährige Teammitglieder oder Mitarbeiter aus besonders gefragten Positionen. BOSCH will „Persönlichkeit zeigen“ und, dass alle „den richtigen Platz finden“ – mit den Mitarbeitergeschichten drücken sie auch Wertschätzung für die eigene Belegschaft aus.
Ob interne oder externe Kommunikation, Employer Branding oder Sales – glaubwürdig erzählt und gezielt verbreitet, führen Geschichten zu einem nachhaltigen Markenimage, dass über nackte Zahlen und trockene Fakten hinausgeht.
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