Warm-Ups für Workshops: Mit Geschichten und Spielen gegen Langeweile und Müdigkeit
Das Kantinenessen liegt den Workshop-Teilnehmenden noch schwer im Magen, als sie in den Seminarraum zurückkehren. Am Vormittag kämpften sie teils mit Kaffee gegen aufkommende Müdigkeit, jetzt hat sie das Mittagstief fest im Griff. Vier Stunden Workshop liegen noch vor ihnen. Ihrer schlaffen Körperhaltung und den gelangweilten Blicken nach zu urteilen, sieht es nicht so aus, als würden sie diesen gespannt entgegenfiebern.
Damit es im Seminar, Workshop oder der Schulung nicht zu einem solchen Szenario kommt, können Trainer:innen und Workshopleiter:innen mit einfachen Übungen vorbeugen. Sogenannte Warm-Ups lockern die Atmosphäre unter den Teilnehmenden auf oder bereiten die Gruppe spielerisch auf die nächste Arbeitsphase vor. Nebenbei erfahren die Trainer:innen zudem noch mehr über die Teilnehmenden.
Morgens halb 10 im Seminarraum – Lebendige Übungen zum Kennenlernen
Übung ‚Me and my hashtags’
Zu Beginn eines Seminars macht es Sinn, statt der üblichen einschläfernden Vorstellungsrunde eine aktive Übung zum Bekanntwerden durchzuführen. Je nachdem, ob sich die Gruppe bereits kennt oder nicht, fallen auch die Übungen unterschiedlich aus. Wenn die Teilnehmenden noch nie in Kontakt standen, wäre eine Methode, dass sie sich mit ihrem Namen und drei Hashtags vorstellen, die sie sich dann selbst anheften. So hat jeder gleich die Assoziationen zu der jeweiligen Person vor Augen. Meine Hashtags wären beispielsweise: #storytelling #mompreneur #berlin. Damit wisst ihr, wo ich herkomme, dass ich Mutter und Unternehmerin bin und welches Thema mit mir verknüpft ist.
Übung ‚Ich packe meinen Koffer’
Eine andere Möglichkeit für ein gegenseitiges Kennenlernen ist eine abwandelte Form von „Ich packe meinen Koffer.“ Die erste Person beginnt dabei sich mit ihrem Vornamen vorzustellen und dann eine Eigenschaft von sich mit dem gleichen Anfangsbuchstaben plus einer entsprechenden Geste zu nennen und zu zeigen. „Ich bin Nora, die Navigatorin“, würde ich zum Beispiel sagen und wie eine Kapitänin mit meiner Hand an der Stirn in die imaginäre Weite blicken. Die zweite Person in der Runde würde dann meine Worte und Geste wiederholen und sich selbst vorstellen. Der dritte Teilnehmer übernimmt wiederum Text und Pose der beiden Vorredner und stellt sich ebenfalls selbst vor. Das Spiel geht so lange bis am Ende der oder die erste Mitspieler:in nochmals alles wiederholt.
Übung ‚Die Geschichte meines Namens’
Wenn die Teilnehmenden bereits eine Beziehung zueinander haben, wird die Vorstellungsrunde einfach erweitert. Hierfür fragt man Fakten ab, über die sich die Anwesenden höchstwahrscheinlich noch nie ausgetauscht haben. Eine schöne Aufgabe ist, dass alle erzählen, wie sie zu ihrem Namen gekommen sind und welche Bedeutung er hat.
Also in meinem Fall: „Meine Mutter hat gespürt, dass sie einen Jungen bekommt und hatte deshalb nur einen männlichen Namen, nämlich Felix, parat. Zum Glück hat mein Vater dann meinen Namen vorgeschlagen, inspiriert durch das Theaterstück ‚Nora oder Ein Puppenheim‘ des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen. Ich habe das Stück nie gesehen, mag aber meinen Namen sehr, vor allem die arabische Bedeutung ‚Gott ist mein Licht‘.“ Das Schöne an der Warm-Up-Übung ist, dass alle Teilnehmenden mehr über die anderen erfahren und der oder die Seminarleiter:in sich dabei alle Namen leichter merkt, weil er oder sie persönliche Anekdoten mit den Personen verbindet.
Übung ‚Demografische Karte’
Eine weitere Kennenlernübung, die sowohl bei unbekannten als auch bekannten Teamkonstellationen funktioniert, ist die „Demografische Karte.“ Dabei nennt der Spielleiter immer zwei Begriffe, wie „Kaffee oder Tee“ oder „Early Bird oder Night Owl“ und die Teilnehmenden verteilen sich entsprechend im Raum an die Orte, die der oder die Moderator:in für die jeweilige Option gezeigt hat. Weil ich schon so viel über mich verraten habe, gebe ich auch noch diese Informationen preis: Ich bin Team Kaffee und Night Owl.
Have a break, have a story – Story Highlights statt Mittagstief
Nicht nur zu Beginn eines Workshops machen Aufwärmübungen Sinn, sondern auch nach dem Lunch-Break oder vor besonders aktiven Arbeitsphasen.
Übung ‚Ring my bell’
Dazu wählen wir in unseren Workshops gern eine Storytelling-Aufgabe, der wir den schönen Namen „Ring my bell“ gegeben haben. Diese kurbelt gleichermaßen die Kreativität an und aktiviert die Lachmuskeln. Und so wird die Übung gespielt: Man braucht dazu zwei Erzähler:innen und eine:n Geschichtenwächter:in mit einer Klingel, Glocke, Tröte oder ähnlich lautem Geräusch, mit der man die Geschichte unterbrechen und lenken kann. Ziel ist es, eine Geschichte so zu erzählen, dass sie dem oder der Wächter:in gefällt.
Erzähler:in Eins beginnt zum Beispiel mit „Es war einmal eine Großmutter…“ – TRÖT – „…Rotkäppchen…“ TRÖT „…ein Pornostar…“ RUHE. Jetzt ist der Wächter mit dem oder der ersten Protagonist:in zufrieden und die Geschichte kann weitergehen. Nun darf der oder die zweite Erzähler:in die Geschichte weiterspinnen. „Es war einmal ein Pornostar, der ging ins Schwimmbad…“ – TRÖT – „…in die Zoohandlung…“ usw. Ich verspreche, bei der Übung bleibt kein Auge trocken und die Trägheit ist wie weggeblasen.
Methode ‚Sweets for my sweets’
Ein Workshop lebt meist davon, dass der Theoriepart sich immer mit einem Praxisteil ablöst. Damit sich nicht immer die gleichen Gruppen zusammenfinden, die zufällig nebeneinandersitzen oder sich sowieso gut kennen, gibt es auch kreative Methoden zur Gruppenbildung. Eine charmante Variante zur Kaffeezeit ist die Verteilung von Süßigkeiten. Dabei bietet man jedem/ jeder Teilnehmer:in kleine Schokoriegel oder Bonbons zur Stärkung an. Wichtig ist, dass jeder etwas nimmt. Alle mit der gleichen Sorte oder Bonbonfarbe bilden dann eine Gruppe und haben gleichzeitig dank Zuckerzufuhr neuen Elan.
Cool down – Heute schon an morgen denken
Übung ‚Post für mich’
Jeder wird es kennen: In einem Tagesworkshop lernt man viele neue, inspirierende und hilfreiche Sachen. Doch in der Arbeitsroutine ist vieles schnell vergessen und wird nicht mehr aufgefrischt. Eine Methode, sich die Inhalte noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, ist es am Ende eines Seminars einen Brief an sich selbst zu schreiben. Darin sollen die Teilnehmenden die für sich wichtigsten Erkenntnisse des Workshops oder Seminars festhalten und alles aufschreiben, was sie nicht vergessen und im Alltag umsetzen wollen.
Der oder die Trainer:in sammelt dann alle Briefumschläge ein und versendet diese nach einem vereinbarten Zeitpunkt in der Zukunft. Wenn die Teilnehmer:innen ihre Erkenntnisse und Vorhaben nach ein paar Wochen nochmals lesen, können sie überprüfen, ob sie ihr Wissen bereits in die Tat umgesetzt haben bzw. damit erneut starten.
Die von mir vorgestellten Übungen sind bei weitem nicht alle, die ein Methodenkoffer für lebendige Seminare hergibt. Doch egal für was man sich beim Warm-Up entscheidet, ob Geschichtenerzählen, Hampelmann oder Gruppenbingo, die Teilnehmer werden es danken und den Workshop in guter Erinnerung behalten.
Wie aus jedem oder jeder Vortragenden ein:e echte:r Meistererzähler:in wird, erfährst du hier: Storytelling für Reden Part 1
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