Storytelling in Webinaren: Die Kunst, vor dem Bildschirm zu begeistern

Seit fast genau einem Jahr verbringe ich den frühen Freitagabend vor meinem Bildschirm, gewappnet mit Block, Stift und einem Lieblingsgetränk – aber noch viel mehr mit Vorfreude. Warum ich auch nach einer anstrengenden Woche am Schreibtisch dennoch den Computer einer fröhlichen Happy Hour im Kollegenkreis vorziehe? Es sind nicht nur die persönlichen Erwartungen, die ich habe, und das Gefühl, dass sich nun die richtigen Weichen stellen. Vielmehr machen die Webinare meines Online-Coaching-Programms auch aus weniger hitverdächtigen Themen, wie Finanzplanung oder Rhetorik, eine abendfüllende Unterhaltung, die mich ermutigt, ganz neue Wege zu gehen.

Nicht für die Masse

Schon seit längerem bin ich ein großer Fan von Webinaren. Egal, wo ich mich gerade befinde und ob ich mich wirklich für das Thema erwärmen kann, passen sich die digitalen Präsentationsformate ideal jeder Situation meines Alltags an. Denn wie häufig bleibt man aus reiner Höflichkeit im Publikum sitzen, wenn sich bereits nach fünf Minuten eine gewisse Langweile einstellt und ich merke, dass mich das Thema eigentlich gar nicht tangiert. Virtuelles Ghosten ist da schon wesentlich einfacher. Insbesondere dann, wenn anstatt spannender Insights eher klassische Powerpoints oder Slides über den Bildschirm flimmern. Webinare funktionieren auch nicht für die Masse. Vielmehr werden sie erst besonders und mit nötigem Tiefgang, wenn mir die Vorteile des Webinars ganz offensichtlich sind und ich das Gefühl bekomme, durch die Stärke beziehungsweise Erfahrung des Vortragenden meine eigenen Möglichkeiten fühlbar werden. Die richtigen Fragen bei der Entwicklung eines Webinars sind also:

Welche Stärken kann ich an meine Zielgruppe vermitteln? Wie können meinen Stärken meiner Zielgruppe helfen, ihre Situation zu verbessern? Welche eigenen Erfahrungen kann ich aufzeigen?

Spannung vom ersten Moment

Eine gewisse Spannung ist die Hauptzutat für Aufmerksamkeit. Und diese wiederum ist elementar, damit sich das Publikum – also ich – in die Emotionen des Protagonisten einfühlen kann. Nur so kann sich der Vortragende sicher sein, dass ich nach dem Webinar die vermittelten Werte, Methoden oder Ansichten auch verinnerliche und für mich selbst anwende: Die renommierten TED Talks machen es bereits sehr erfolgreich vor. Wenn ich eine Geschichte höre, interessiere ich mich am meisten für den menschlichen Aspekt – in der besonderen Verbindung zum Redner, das gemeinsame Verschmelzen mit dem einen Ziel vor Augen. (Interessant hier: Das neurochemische Oxytocin wird freigesetzt und regt die Zusammenarbeit mit anderen an.)

Wie schaffen das meine Coaches? Sie brauchen dafür kein aufwendiges Set oder Tools für eine gewisse Effekthascherei. In seinem Panel „Dein Weg zu mehr Selbstbewusstsein“ kommt Führungskräfte-Coach, Regisseur und Stage-Coach Severin von Hoensbroech nicht über die klassischen Glaubenssätze, sondern zeigt mit Augenzwinkern und Anekdoten aus dem Alltag die vielen verschiedenen Rollen, die wir einnehmen, und mit welchen Signalen die jeweiligen Räume eingenommen werden können. Für ihn ist Authentizität keine Eigenschaft, sondern eine Wirkung, die bewusst erzeugt und eingesetzt werden kann (so in einem Gespräch mit Edition F).

Es ist wichtig, eine Geschichte über Charaktere zu erstellen und sofort mit dem Aufbau von Spannungen für diese Personas zu beginnen.  Um die Aufmerksamkeit zu halten, zeige die Lücke zwischen dem, was ist (das aktuelle Problem) und dem, was sein könnte (die Lösung). Und dafür braucht Severin von Hoensbroech tatsächlich nur sich selbst, einen Tisch und einen Stuhl, um zwischen dem Ist und dem erstrebenswerten Kann hin und her zu springen und mir mein persönliches Potential zu simulieren.

Am Ende steht immer das Elixier

Meine Aufmerksamkeit sichern sich die Coaches also über ihre ganz persönlichen Erkenntnisse und Erlebnisse, die mir offenbaren, was ich suche, und mir mein Ziel vor Augen halten. Wie in einer guten Geschichte braucht auch ein Webinar eine Dramatik und vor allem emotionale Dynamik. Denn Geschichten, die Emotionen hervorrufen, nehmen mich noch viel stärker auf die Reise mit, an deren Ende ich mein ganz persönliches Elixier finde. Wir alle haben schon in Vorträgen gesessen, die am Ende einfach verpuffen: Das schlimmste Erlebnis beim Hören oder Lesen einer Geschichte ist, wenn die Auflösung entweder zu banal ist oder für mich als Publikum keinen echten Mehrwert ergibt. Wer ein Webinar oder einen Vortrag plant, sollte sich immer fragen, worin die Suche seines Publikums besteht. Wenn der „Held“ bekommt, was er will oder sogar mehr, ist das ein effektives Ende.

Der Erfolg eines Webinars ist abhängig von drei Phasen: der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung. Unser Gehirn ist fest verdrahtet, um auf Geschichten zu reagieren. Der Held kämpft, entdeckt unbekannte Fähigkeiten und triumphiert schließlich. Wir können nicht genug von dieser Geschichte bekommen, um den nächsten Superheldenfilm anzudeuten. Denken wir also an das Präsentieren, konzentrieren wir uns in der Regel auf das Aussehen unserer Folien und das, was wir sagen werden. Aber genauso wichtig wie das, was wir sagen, ist auch, wie wir es sagen. Wandern wir von Statistiken und Schmerzpunkten weg? Oder entwickeln wir eine Geschichte? Ob wir eine Präsentation halten oder ein Webinar veranstalten, wir sollten uns als Geschichtenerzähler verstehen. So können Sie ein Webinar veranstalten, das zum Handeln anregt.

Webinar Tipp 1: Konzentration auf das Wesentliche

Jedes Webinar sollte ein spezifisches und nicht austauschbares Ziel haben. Ein detailliertes Kundenprofil, Personas oder auch Kaufzyklen der Zielgruppen liefern wertvolle Informationen. Denn nur daraus lassen sich wirklich relevante Inhalte auswählen und erstellen, die den größten Lernfaktor beim Publikum auslösen.

Webinar Tipp 2: Beispiele aus dem echten Leben inspirieren

Jeder hat Geschichten zu erzählen, ganz egal ob private Personen oder Unternehmen. Diese Erfahrungen, Kenntnisse und Begebenheiten lassen sich einfach in jedes Webinar integrieren. Ebenso sind Metaphern und Anekdoten eine gute Möglichkeit, komplexe Ideen zu erklären. Sie helfen den Zuschauern, sich an die vorgestellten Konzepte und Ideen zu erinnern.

Webinar Tipp 3: Gute Unterhaltung durch Interaktion

In einem guten Webinar werden die Zuhörer nicht nur angesprochen, sondern einbezogen. Durch Umfragen oder das Beantworten spontaner Fragen entsteht eine einmalige Interaktion.

Ob neue Mitarbeiter geschult, ein Produkt verkauft oder eine neue Idee präsentiert wird, die Geschichte muss das Publikum auf eine Reise von „was ist“ zu „was könnte sein“ mitnehmen.

Redaktion

Unser Redaktionsteam nimmt uns mit auf eine Erkundungsreise durch die Welt des Brand Storytelling und durch unseren Agenturalltag. Es appelliert an unsere Vorstellungskraft und verzaubert uns mit Zukunftsmusik. Zudem macht es sich stark für faire Themen mit Haltung.

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