Kampagnen-Check: Die Hochzeit von Siri und Alexa
Für alle LGBTQ+ – Menschen und ihre Unterstützer ist Juni ein besonderer Monat: Es ist Pride Month! Unser Kampagnen-Check steht deshalb ganz im Zeichen des Regenbogens. Protagonisten sind dieses Mal Siri und Alexa.
Der 2. April 2019 wird in die Annalen eingehen, denn etwas noch nie Dagewesenes passierte: Zwei künstliche Intelligenzen gaben sich das Ja-Wort! Die beiden Sprachassistentinnen Siri und Alexa feierten mit großem Brimborium im Schloss Belvedere in Wien ihren Eheschluss. Zwei miteinander konkurrierende KIs, die heiraten, und das auch noch im konservativen Österreich? Schwer vorstellbar, aber schönerweise wahr. Erst im Januar dieses Jahres machte das kleine Land einen großen Schritt: Um Gleichberechtigung für die queere Community zu schaffen, führte es die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ein. Mit der inszenierten KI-Heirat machte die Stadt Wien darauf aufmerksam, dass zwar smarte Geräte, aber immer noch nicht alle Menschen heiraten dürfen. Wie die Aktion dabei abschneidet, nehmen wir nun unter die Lupe.
Absurder Ansatz, reales Problem: Siri und Alexa als Botschafterinnen der queeren Szene
Siri und Alexa haben sich anlässlich ihres großen Tages nicht lumpen lassen. Ihre Liebesgeschichte teilen sie auf der gleichnamigen stilvoll designten Website. Vom Kennenlernen bis hin zur ersten gemeinsamen Wohnung gewähren uns die beiden Einblicke in ihre privaten Momente und Dialoge in Form von Kurzvideos. Die Trauung der beiden KIs, welche die LGBTQ+ – Community stellvertretend repräsentieren, können wir in einem aufwendig inszenierten Video direkt miterleben. So werden wir zu Zeug*innen von Siris und Alexas Gelübden. Von Holger Thor, alias Drag Queen Miss Candy, über Pandora Nox bis Alex Schauer feierten viele Influencer der queeren Szene mit den beiden Sprachassistentinnen. Weitere Impressionen des besonderen Tages bietet die Bilderserie mit 100 Fotos auf der Website: Hochwertig, stilvoll und divers sind die drei passenden Schlagworte.
Gleichberechtigung ist nicht optional
Die Hochzeit der zwei künstlichen Intelligenzen Siri und Alexa mit so viel Aufwand zu planen und durchzuführen scheint auf den ersten Blick absurd, macht aber auf ein reales Problem aufmerksam: In 72 Ländern ist es immer noch gesetzlich verboten, queer zu sein, von gleichgeschlechtlicher Ehe ganz zu schweigen. Um die rechtliche Gleichstellung der LGBTQ+ – Menschen voranzutreiben, verknüpft die Stadt Wien ihre Kampagne mit EuroPride, welcher Anfang Juni stattfindet. In diesen zwei Wochen wird Wien zum Zentrum queeren Lebens. Von Konferenzen über Sportereignisse zu Partys steht alles im Zeichen des Regenbogens. Bei Fragen rund um das Event steht der extra im Rahmen der Kampagne entwickelte „Pride Skill“ für Alexa digital Rede und Antwort.
Quelle: siriandalexa.com / Kidzin Sane
Klare Message: Love is love
Die Botschaft der Kampagne ist klar: Liebe ist für alle da, auch für KIs, und das sollte endlich auch zum rechtlichen Standard werden. Kleiner Fun Fact am Rande: Wer eine ganz eigene Zeremonie machen möchte und Zugriff auf Siri und Alexa hat, kann mit dem „Pride Skill“ die beiden Sprachassistentinnen bei sich zuhause vermählen.
Das finden wir gut
- Die Kampagne ist sehr gut durchdacht und aufwendig gestaltet. Zusätzlich zu Siris und Alexas Hochzeits-Video überzeugt die Website auf ganzer Linie.
- Die Bildsprache der Kampagne ist auf allerhöchstem Level, auch wenn die Farbgestaltung Geschmackssache ist.
- Der Alexa-Skill schafft Mehrwert, der über reine Unterhaltung hinausgeht. Es informiert über EuroPride bzw. LGBTQ+ – Themen.
- Queere Repräsentation wird in der Kampagne großgeschrieben. Für Menschen, die sich bei ihrer romantische und/oder sexuelle Orientierung nicht sicher sind, sind sichtbare LGBTQ+ – Menschen nicht nur Gold wert, sondern unbezahlbar, denn sie zeigen, dass queer sein etwas ganz Normales ist.
- Nach dem Gay Travel Index ist Österreich auf Platz 4 der internationalen Rangliste, was heißt, dass queere Reisende sich in dem Land sicher und willkommen fühlen können. Dazu tragen die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe, aber auch Kampagnen wie diese bei.
- Queere Influencer verleihen der Kampagne Attraktivität und zeigen, dass die LGBTQ+ –Community hinter der Kampagne der Stadt Wien steht.
- Das Hochzeitsvideo wird durch die Website, Kurzvideos und der Alexa-Skill optimal auf anderen Kanälen begleitet.
- Auf der Welle des Internet-of-Things mitzusurfen, ist ein kluger Schachzug der Stadt Wien. Sie präsentiert sich so neben queer-friendly auch als zukunftsorientierte Nation.
Da ist noch Luft nach oben
- Mit der neuen Rechtslage in Österreich seit Januar 2019 ist die gleichgeschlechtliche Ehe zwar legal, aber immer noch nicht für alle möglich. Verfügt ein Partner*in nicht über die österreichische Staatsbürgerschaft oder ist im Herkunftsland gleichgeschlechtliche Ehe verboten, so ist die Heirat in Österreich nicht möglich. Das wird jedoch so nicht in der Kampagne deutlich.
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12. November 2024