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Wie soziale Medien den Blick auf psychische Gesundheit verändern

Die meisten wissen: Im Internet zeigt sich jeder gerne von seiner besten Seite. Von 300 geschossenen Bildern kommen nur zwei in die engere Auswahl. Dass die Party am Samstag total langweilig war, wird dank der entstandenen Fotos verschwiegen. Dennoch ist es leicht, in das ungesunde Verhaltensmuster des Vergleichens abzurutschen. Der eigene Körper, der Hund oder die Wochenendaktivitäten – vieles wird infrage gestellt, wenn wir sehen, wie viel toller das alles doch bei anderen zu sein scheint. Dass dieses Verhalten unsere psychische Gesundheit ganz schön mitnimmt, ist schon lange erwiesen und in allen nur erdenklichen Artikeln analysiert worden. Wie vor allem junge Menschen nun gerade diese Netzwerke verwenden, um Mental Health zu thematisieren, darüber wird wenig geschrieben.

So holen soziale Medien Tabuthemen in den Alltag

Schon seitdem das Netz für die breite Masse zugänglich wurde, existieren Foren, in denen Menschen Lösungen für ihre Probleme suchen. Oder zumindest Gleichgesinnte. Der Vorteil dabei: Wer online unterwegs ist, muss seine Identität nicht preisgeben. Was in den frühen Tagen des World Wide Webs noch in spezifischen Foren stattgefunden hat, findet man heutzutage auf jeder Social-Media-Plattform. Für alles und jeden gibt es eine Ecke. Auch für diejenigen, die mit ihrer mentalen Gesundheit zu kämpfen haben. Statt sich hinter einer Domain zu verstecken, wird in den Kommentaren offen (aber immer noch anonym) diskutiert. Leute bitten um Hilfe, bieten sie an oder teilen eigene Erfahrungen. Das Gespräch rund um das geistige Wohlbefinden wird so unmittelbar in den Fokus der Aufmerksamkeit eines jeden Social-Media-Nutzers gerückt. Je mehr Personen sich der Bewegung anschließen, desto mehr wächst die Akzeptanz gegenüber Betroffenen.

i just feel empty and i wanna have more to say / better energy to give to u and rn i don’t have anything. love u. ??

— Ariana Grande (@ArianaGrande) 18. April 2019

Obwohl viele immer noch lieber anonym bleiben, haben sich bis dato schon einige Personen in den sozialen Netzwerken dazu bekannt, unter Depressionen oder Angststörungen zu leiden. Und das ganz ohne ihre Identität zu verschweigen. Neben einigen unbekannten Leuten sind das auch viele Prominente, die eine große Reichweite haben. Justin Bieber, Selena Gomez, Lili Reinhart, Ariana Grande – viele Stars posten immer wieder über den Zustand ihrer psychischen Gesundheit. Damit zeigen sie: Es ist okay, nicht okay zu sein. Auch so werden Stigmata und Vorurteile langsam abgebaut. Und das nur, weil sich Menschen im Netz solidarisieren. Doch es ist eben dieses Gefühl von Zugehörigkeit, das Menschen dazu ermutigt, für sich einzustehen. Vielen wird das in der realen Welt nicht geboten.

Marken sind auch schon auf den Mental-Health-Zug aufgesprungen

Der Zustand unserer geistigen Gesundheit wird immer relevanter. Das spiegelt sich auch bei Marken wider. Adidas steht normalerweise für körperliche Gesundheit, verkauft Sportartikel und Alltagskleidung. Was auf den ersten Blick gar nicht zum Image von Adidas zu passen scheint, ist das Video „Infinite Silence“. Der mit dem Einzelhändler SSENSE produzierte Clip zeigt düstere Szenen, die mit einem Gedicht untermalt werden. Dabei werden im Zuschauer unbehagliche Gefühle geweckt. Vermutlich nicht zuletzt, weil viele sich schon einmal in einer dunklen Zeit befanden. Es geht allerdings nicht darum, die Kunden zu gruseln. Sinn der Sache ist es, den Dialog zum Thema mentale Gesundheit anzukurbeln. Denn eine Marke, die für Gesundheit steht, sollte auch vor den enthaltenen psychischen Aspekten keinen Halt machen.

Samsung hat es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht, seinen Kunden einen Raum für deren psychische Gesundheit zu bieten. Schon seit mehreren Handygenerationen gibt es eine vorinstallierte App, die dem Nutzer hilft, auf Ernährung und Gesundheit zu achten. Seit kurzem enthält diese App ein neues Feature, das auch die mentale Gesundheit berücksichtigt. Die Person hinter dem Bildschirm erinnert sich so daran, wie wichtig es ist, auf die eigene Psyche zu achten. Samsung entwickelte dieses Feature in Zusammenarbeit mit Calm. Das ist eine der zahlreichen Apps, die dem Nutzer dabei helfen, sich um sich selbst zu kümmern. Immer mehr solcher Apps erscheinen auf dem Markt. Daran wird ein weiteres Mal deutlich, wie hoch der Stellenwert ist, den unser Geisteszustand inzwischen im Alltag eingenommen hat.

Auch Apple steht Samsung und Adidas beim Thema Mental Health in Nichts nach. Das Technologieunternehmen verkündete erst kürzlich, dass auf dem hauseigenen Streamingdienst bald eine ganze Serie zu diesem Thema zu sehen sein wird. Ganz vorne mit dabei sind Oprah Winfrey und Prinz Harry. Zwei weitere bekannte Gesichter also, die nicht davor zurückscheuen, sich auch einmal von ihrer verletzlichen Seite zu zeigen.

Fazit

Mit jedem neuen Feature, jeder neuen Serie und jedem YouTube-Clip zeigen Marken ihren Kunden: „Wir verstehen euch, wir kümmern uns um euch und sind für euch da.“ Angestoßen wurde diese Entwicklung von all den Menschen, die sich im Netz eine Stimme verschafft haben.

Wer soziale Medien also verteufeln möchte, sollte vielleicht noch einmal genauer hinschauen. Denn dieser enorme Einfluss kann genutzt werden, um viele Menschen zu unterstützen. Und genau das passiert gerade.

Redaktion

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