Planet Storytelling: Italien
Vom Caffè Sospeso über die vielen Gesichter der Focaccia bis hin zu der Tarantella: Italien brodelt nur so vor spannenden Geschichten. Besonders essentiell vor allem für den südlichen Teil des Landes ist allerdings die einzigartige Ausdrucksweise, die die Italiener ganz allein für sich beanspruchen: Die Vielfalt ihrer Gestik, vielmehr das Geschichtenerzählen mit den Händen. Somit folgt in der neunten Ausgabe der Reihe „Planet Storytelling Italien“ ein kleiner Guide, der einen Bruchteil der über 250 Handgesten der Italiener beschreibt, mit denen Tag ein Tag aus kommentiert, argumentiert, beleidigt oder gar gedroht wird.
Die italienischste aller Gesten: Ma che vuoi?
Fühlt sich ein Italiener von seinem Gegenüber überrumpelt oder genervt, zeigt er seinen Unmut mit der bekanntesten aller Gesten. Unter Freunden wird die Geste meist mit einem Augenzwinkern genutzt, unter Fremden kann sie allerdings hoch explosiv wirken und zu energischen Auseinandersetzungen führen.
Alle Fingerspitzen werden aneinander gedrückt und zeigen nach oben, die gespitzte Hand wird dann energisch auf und ab bewegt. Wie energisch das geschieht entscheidet der Kontext. In dem meisten Fällen geht es darum, Unverständnis für eine Situation zu verdeutlichen.
Perfetto!
Die folgende Geste ist rund um perfetto und hat in seiner Vollkommenheit fast schon eine poetische Anmutung. Diese Geste wird nicht nur von den Italienern verwendet um eine Situation zu bewerten. Sie ist vielmehr zum universellen Zeichen für ein „OK“ avanciert. Unter anderem wird sie von Tauchern zur nonverbalen Kommunikation unter Wasser genutzt.
Der Daumen und Zeigefinger formen einen Kreis, die anderen Finger sind dabei gerade abgespreizt. Diese bereits anmutend aussehende Geste wird dann langsam und tänzelnd von links nach rechts entlang des Oberkörpers gezogen. Der Gesichtsausdruck dazu lässt sich aufs Leichteste erahnen. Er drückt vollkommene Zufriedenheit aus.
Hard Rock, Metal oder Mano Cornuta!?
Die gehörnte Hand ist eine der meist genutzten und energischsten Gesten der Italiener. Sie drückt vor allem Wut und Unverständnis für ein Verhalten oder eine Situation aus. Zum Beispiel im Auto, wenn im stressigen Stadtverkehr gedrängelt und gehupt wird, dann ragt schon mal schnell eine Mano Cornutal aus dem Fenster. Cornuto bedeutet auch so viel wie der oder die Gehörnte und spielt darauf an, dass der Partner betrogen hat. Nicht zu verwechseln jedoch mit der Metal-Hand, die verschiedene Musikgenres für sich nutzen. Zurückzuführen ist die Geste auf die Legende des Minotauros. Pasiphäë, die Gattin des kretischen Königs Minos, verliebte sich in einen weißen Stier und brachte daraufhin einen Sohn mit Hörnern zur Welt, der fleischgeworden Beweise für ihren Ehebruch.
Bei dieser Geste werden der Daumen, der Zeigefinger und der kleine Finger von der Faust abgespreizt, während die Mittel- und Ringfinger an der Handinnenfläche liegen. Dabei ragt der Arm energisch in Richtung Himmel.
Kommunikation im Handumdrehen: Non c’è niente!
„Hier gibt es nichts zu holen!“ Viele der akrobatischen Fingerübungen sind Ausdruck komplexer Konzepte, die Sprache effektiv ersetzen. So lässt sich über diese Handbewegung schon auf Entfernung klarmachen, dass eine Kommunikation oder Interaktion nicht gewollt ist. Sei es ein erster Flirtversuch oder ein Verkaufsgespräch im Laden.
Bei der letzten Geste unserer Ausgabe Planet Storytelling Italien formt die Hand eine Waffe und rotiert mit dem Handgelenk vor dem Körper. Parallel dazu schaut der Betroffene bedauernd und dramatisch drein.
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