Printmedien im freien Fall: Was bedeutet das für die PR?

Wenn mich jemand nach meiner allerliebsten Kindheitserinnerung fragt, kann ich mit vor Begeisterung strahlenden Augen, ohne zu Zögern antworten: die Samstagmorgende bei mir Zuhause. Noch im Pyjama, mit schläfrigen Lidern durch den Flur zum Tisch tapsen, wo eine Tasse Kakao und Gebäck schon auf mich warten. Neben dem Duft von Schokolade ist das Einzige, das noch in der Luft liegt, das vertraute Rascheln. Dieses zeigt, dass sich meine Mutter von Seite zu Seite durch die Zeitung schmökert. Als ich dann älter wurde, hat sie die Zeitungsseiten liebevoll an mich weitergereicht. Anschließend sind wir in stundenlange Diskussionen verfallen. Wenn ich heute einen Abstecher nach Hause mache, bestehen die Samstage in der Früh aus meiner Mutter, die in ihr Tablet vertieft ist und mir, die Luft in die Löcher starrt. Doch nicht nur die Situation am heimischen Frühstückstisch hat sich grundlegend verändert. Ebenso wurde die ganze Medienlandschaft aufgewirbelt. So sind die Auflagen für Printmedien weltweit rückläufig. Während die Zahl der Online-Medien immer weiter boomt und kein Ende des Höhenfluges in Sicht ist.

Doch wie sieht diese Veränderung im Detail aus und was bedeutet sie für die PR?

Quelle: Unsplash / Sarah Boudreau

Print ist tot? Die neue Rolle des gedruckten Wortes in der Medienwelt

Die Printmedien haben sich seit der Erfindung des Buchdruckes 1450 langsam, aber sicher, als eine nicht mehr wegzudenkende Konstante in unseren Alltag eingenistet. Doch nun befindet es sich in einem einschneidenden Wandel. Lange Zeit war es für die Leser der kleine Funke Entspannung am Morgen, der treue Begleiter in der S-Bahn oder der Lichtblick voller Lesefreude am Abend. Und für Unternehmen die einzige Möglichkeit sich und ihre Produkte auf dem Silbertablett zu präsentieren. Doch aktuell steht das Medium auf wackligen Stelzen. Denn mit dem Durchbruch von Radio und Fernsehen wurde die Bewegung, weg von dem Gedruckten, bereits ins Rollen gebracht. Durch die nahtlose Einbindung des Internets in den Alltag kam der Status der Printmagazine endgültig ins Wanken.

Somit hat der Druck, während die gesamte Internetbeliebtheit kontinuierlich steigt, im heutigen Medienmix an Bedeutung verloren. So sind die Zeitungsauflagen seit 1991 um rund 27 Millionen Exemplare nach unten gerutscht. Ebenso sind beinahe hundert Tageszeitungen ganz von der Medienoberfläche verschwunden oder haben in anderen Zeitungshäusern ihr Zuhause gefunden. Heutzutage gewinnen Verlagshäuser die Herzen ihres Zielpublikums vielmehr mit Digitalinnovationen und Social-Media-Auftritten. Als Paradebeispiel hierfür geht der Big-Player Axel Springer hervor, der sich die Digitalisierung zum Verbündeten gemacht hat. Ihm gelang es erstmals 2012 mehr in der digitalen Welt als mit dem Print zu erwirtschaften. So ist das Internet als Massenmedium zum stärksten Konkurrenten der Printmedien geworden. Jedoch hat es sie noch nicht endgültig verdrängt. Viele Zeitungen schaffen es weiterhin sich im Mediendschungel zu behaupten.

Quelle: Unsplash/Juliana Malta

4 clevere Tricks, wie die PR-Arbeit trotz des Medienwandels gelingt

Wie die PR auf diesen Wandel reagieren sollte, erscheint im ersten Augenblick offensichtlich: Abschied von den Printmedien nehmen, sich mit den Online-Magazinen anfreunden und somit eine breitere Leserschaft erreichen. Doch so einfach ist das Ganze nicht. Denn neben der Medienlandschaft an sich hat sich auch das Leseverhalten durch die zunehmende Digitalisierung verändert. Die Nutzer der Online-Zeitungen sind flüchtige Besucher, die von Medium zu Medium huschen und von Seite zu Seite wechseln.

1. Knackige Überschriften wählen:

Die Mission der PR ist es hierbei die volle Aufmerksamkeit der Rezipienten zum Leben zu erwecken. Dies gelingt, indem Texte mit mitreißenden Überschriften versehen werden, die Lust auf mehr machen und den Leser voller Neugier an den Artikel fesseln. Als Glanzleistungsbeispiel in puncto Headlines gilt Ritter Sport. Die Schokoladenmarke schafft es mit kurzen Pressemitteilungstiteln, wie „Kleine Bohne, große Wirkung“ oder auch „Klasse statt Masse“ zu punkten.

2. Den Inhalt auf den Punkt bringen:

Eine weitere Herausforderung für die Öffentlichkeitsarbeit ist, dass die Aufmerksamkeitsspanne und die Informationsaufnahme im virtuellen Raum sehr gering sind. Hierfür ist mehr denn je zuvor der erkennbare Nachrichtenwert einer Pressemitteilung wichtig und kann uns als Türöffner zur Berichterstattung dienen. Eine halbherzig verpackte Werbung, die in der formalen Hülle einer Pressemitteilung getarnt wurde, ist ein absolutes No-Go. Somit heißt es, auch für den gesamten Text, mit den Anliegen der Kunden kurz und knackig auf den Punkt zu kommen. Wenn ein Leser erstmal Feuer und Flamme ist, kann er seine Begeisterung mit anderen auf den Plattformen der sozialen Medien teilen und seine Community.

3. Das Publikum erreichen:

Um auf die Social-Media-Gemeinschaft auch so zu treffen, sollte die Pressearbeit mit der Community-Arbeit Hand in Hand gehen und sich moderne Kommunikationsformen von Facebook über Twitter bis zu Instagram oder Snapchat zu Nutze machen. So gelingt es beispielsweise der Sportmarke Adidas Jahr für Jahr, Herzensfavorit in den sozialen Medien zu bleiben, was sich auch automatisch positiv auf ihre Pressearbeit und das Auftreten in den Printmedien auswirkt. Mit Kommunikationskanälen können die klassischen Pressemitteilungen ergänzt und sinnvoll unterstützt werden.

4. Das Gedruckte nicht vergessen:

Trotz all der zahlreichen Möglichkeiten, die das Internet bietet, ist es wichtig die Printmedien bei der Journalistenansprache nie außer Acht zu lassen und ihre Relevanz nicht zu unterschätzen. Dem gedruckten Wort gelingt es nämlich noch häufig mit Ästhetik und Qualität zu glänzen. Hierbei dreht es sich nicht nur um eine schöne Aufmachung, sondern auch die Druckqualität und das Material spielen eine große Rolle. Somit können immer wieder neue erfolgreiche Formate entstehen und mit Klasse überzeugen.

Quelle: Unsplash/Christian Wiediger

Print leben lassen: Mit Farbe und Gefühl

Auch wenn es so scheint, als ob die Onlinemedien dem Print in vielen Bereichen überlegen sind, wird es das Internet nicht schaffen, gedruckte Zeitschriften endgültig vom medialen Spielfeld zu verdrängen. Die Print-Zeitungen sind trotz der sinkenden Auflage und Reichweite noch immer ein Medium mit fundierten Informationen und viel Herz. So kann man sie anfassen, hört die Seiten rascheln, riecht noch die Druckfarbe und bevor wir es überhaupt merken, berühren sie unsere Seele. Doch egal wie schnell sich der Druck in unsere Herzen einschleicht, umso länger bleibt er in unseren Köpfchen hängen. Wie eine Studie der Uni Kassel beweist, ist die Aufmerksamkeit hier größer und somit erinnern sich rund sieben Mal mehr Befragte an bedruckte Briefumschläge als an E-Mails. Ein Charme, an den die Online-Zeitschriften nie rankommen werden. Für ein erfolgreiches PR-Ergebnis empfiehlt es sich daher die beiden Welten, die virtuelle und die aus Tinte und Papier, miteinander zu verbinden.

Redaktion

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