Storytelling in Podcasts – Rob Szymoniak
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Seid ihr auch Podcast-Fans? Egal, ob unterwegs zur Arbeit, beim Aufräumen oder zum Einschlafen: Wir setzen einfach die Kopfhörer auf und schalten unseren Lieblingspodcast ein. Aber warum hören wir sie so gerne? Kann eigentlich jeder Podcast? Und wann lohnt es sich für Marken, einen eigenen Podcast zu machen? Um diese Fragen zu beantworten, hat Nora Feist die Radio-Legende und den Gründer von PODCASTMANIA, Rob Szymoniak, als Gast in unseren Podcast „Praxis-Talk Brand Storytelling“ eingeladen.
Auch zu hören auf Spotify und Apple iTunes.
Was wäre ein guter Einstieg bei einem Podcast, um meine Zuhörer gleich in den ersten Sekunden zu fesseln?
Rob: …das sind so die Klassiker. Man versucht daran zu denken: „Bloß nicht das machen und bloß darauf achten!“ Genau das passiert dann, aber ich persönlich finde es überhaupt nicht schlimm.
Nora: Habt ihr eigentlich gerade gehört, wen ich zu Gast habe? Vielleicht habt ihr es gehört. Vielleicht kennen die einen oder anderen meinen heutigen Gast zum Thema „Storytelling in Podcasts“. Er ist nämlich perfekt für dieses Thema. Diejenigen, die vielleicht jetzt nicht aus Berlin kommen oder zu jung sind, um früher Radio gehört oder Musikfernsehen angeschaut zu haben, stelle ich meinen Gast heute mal vor. Und zwar ist es Rob Szymoniak! Den kennt ihr wahrscheinlich. Er war früher Radio- und Fernsehmoderator, hat eigentlich auch bei jedem namenhaften Berliner Radiosender gearbeitet.
Rob: Ja.
Nora: Von KISS FM, Energy, 104.6 RTL. Nur Radio Paradiso hättest du auch noch machen können, weißt du? Nein. Auch beim Jugendradio MDR Sputnik und bei MTV war er. Seit Ende 2018 ist Rob zusammen mit Dominic Hesse Gründer und Geschäftsführer von PODCASTMANIA und deshalb der perfekte Gesprächspartner für unsere neue Folge „Praxis-Talk Brand Storytelling“, nämlich zum Thema „Storytelling in Podcasts“. Herzlich willkommen, Rob! Jetzt darfst du auch was sagen.
Rob: Danke schön Nora, vielen Dank für die Einladung!
Nora: Sehr gerne! Nach aktuellen Schätzungen gibt es derzeit 700.000 Podcasts allein auf Spotify.
Rob: Wahnsinn, oder?
Nora: Ja und wir sind einer davon, witzig! Die Frage ist, kann jeder Podcast? Und was wäre vielleicht ein guter Einstieg beim Podcast, im Storytelling ist es ja der Hook, um meine Zuhörer gleich in den ersten Sekunden zu binden? Habe ich das gerade richtig gemacht oder habe ich langweilig angefangen?
Rob: Wir glauben, es gibt da kein Richtig oder Falsch. Das ist ja die Kunst, wenn man so möchte. Es waren jetzt mehrere Fragen gleich zum Einstieg. Ich nehme die letzte, wenn du sagst oder fragst, was wäre oder was könnte ein guter Einstieg sein? Wir glauben, dass das Gefühl von Anfang an von der ersten Sekunde an beim Hörer nicht unbedingt ein Wow sein muss. Das muss es nicht unbedingt, aber es muss schon zum Beispiel qualitativ hochwertig sein. Man muss merken, dass der- oder diejenige, die am Mikrofon sitzen, Plan haben von dem, was sie erzählen. Da geht es gar nicht um Audio speziell, sondern da geht es um das Thema der Episode oder um das Podcast-Format an sich. Es gibt natürlich einige Stilmittel, die wir zum Beispiel aus dem Radio oder aus dem TV kennen, um Leute aufmerksam zu machen, um sie neugierig zu machen auf die kommenden Minuten, die da passieren werden.
Nora: Okay, was könnte es zum Beispiel sein? Wenn man eine Rückblende macht oder mit einem Geräusch anfängt, oder?
Rob: Ja genau, du kannst mit Rohtönen arbeiten. Du kannst auch, ein ganz einfacher alter Trick aus dem Radio ist ein so genannter „attention catcher“. Also offene Fragen gehen auch oder generell Fragen. Sowas wie: „Nora, das muss ich dir unbedingt noch erzählen!“
Nora: Also Cliffhanger?
Rob: Cliffhanger oder Teaser. Du merkst aber schon, soweit diese billige Frage kommt, geht bei dir das Kopfkino los. Das kann man gar nicht vermeiden. Das könnte zum Beispiel auch ein guter Einstieg sein. Darüber hinaus macht es natürlich Sinn, dass du schon einen Teaser in der Anmoderation oder am Anfang deiner Episode bringst. Was erwartet mich als Hörer eigentlich? Was kann ich am besten als Mehrwert mitbringen oder mitnehmen? Welche Relevanz hat das für mich? Was kann ich vielleicht daraus auch noch lernen?
Wie beurteilst du die aktuelle Entwicklung von Podcasts? Sollte wirklich jeder Podcast machen?
Nora: Um praktisch noch mal meine erste Frage zu nehmen: Kann jeder Podcast? Ich weiß, wenn man mehrere Fragen stellt, ist es schwierig. Meine nächste Frage dazu: Wie beurteilst du eigentlich diese Entwicklung derzeit von Podcast? Ich glaube 2018 sind wahnsinnig viele Podcasts rausgekommen. Warum sind Podcasts gerade so erfolgreich? Sollte wirklich jeder Podcast machen? Kann es jeder?
Rob: Ganz ehrlich? Ich glaube, die meisten glauben, dass Audio leicht ist. Audio ist aber gar nicht so einfach, wie man vielleicht meint. Natürlich ist es kein Rocket Science sich gutes Equipment zu besorgen, das Aufgenommene zu schneiden, ein bisschen zu verschönern, vielleicht durch Mastering. Dann ist es auch keine Raketenwissenschaft, das Ding online zu stellen, zum Beispiel bei Spotify oder mit dem RSS Feed. Ich glaube, vor allem da kommt Storytelling ins Spiel, braucht man schon in gewisser Weise Erfahrungen, Routinen, aber auch das gesunde Selbstbewusstsein, um sich am Mikrofon zu zeigen. Wir wissen, Audio oder Hören ist das Intimste, was es überhaupt gibt, auch im Storytelling.
Nora: Macht das den Podcast so besonders und so erfolgreich, weil es eben so intim ist?
Rob: Ich glaube dieser Boom, ich weiß nicht, ob man das gleich mit Erfolg gleichsetzen kann. Es ist ebenso: Viele probieren sich auch aus. Es gibt sehr wenige Barrieren, um sein Audio zu veröffentlichen. Das macht es auch so interessant, denke ich. Es steht und fällt natürlich auch mit dem Plot bzw. mit der Story, die du über ein Audio rüberbringen möchtest.
Was verstehst du unter Storytelling und wie setzt du das im Rahmen eines Podcast um?
Nora: Unser Thema ist „Storytelling in Podcasts“, deswegen auch die Frage: Was verstehst du unter Storytelling und wie setzt du das im Rahmen eines Podcast um?
Rob: Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht heute morgen auf dem Weg hierher zur Aufzeichnung, habe die aufgeschrieben und auch ausgedruckt. Ich glaube, wenn wir beim Podcasting an sich bleiben. Podcaster erzählen die Dinge. die deine Hörer bisher nicht wussten. Podcaster bringen sie dorthin, wo sie vorher noch nicht waren und bringen die Hörer auf Gedanken, die sie bisher nicht so auf dem Schirm hatten. Und ich glaube, das kann ein sehr erfolgreiches Format ausmachen. Das hören wir auch bei vielen momentan die zum Beispiel in den Apple Rankings relativ weit oben sind. Sie bringen ganz viele solche Aspekte mit.
Nora: Weil da eben auch die Barriere nicht so groß ist und weil eigentlich jeder sein Wissen teilen kann, wo er nicht unbedingt in ein Fernsehstudio kommt. Außer auf einem offenen Kanal, wo keiner es sehen möchte.
Rob: Absolut, genau.
Wie sieht eure Zusammenarbeit mit den Kunden bei PODCASTMANIA aus?
Nora: Mit PODCASTMANIA produziert ihr Podcasts über verschiedenste Themen für verschiedenste Firmen oder Projekte. Wie ist da die Zusammenarbeit mit den Kunden? Worauf achtet ihr?
Rob: Die Zusammenarbeit mit den Kunden ist sehr gut tatsächlich, weil das intrinsische Motiv von den Kunden kommt. Das heißt, wir stülpen den Kunden nicht irgendwas über und sagen: „Hallo, ihr sollt podcasten, weil es toll ist und ihr bestimmt ganz viel zu erzählen habt.“ Ganz genau das Gegenteil ist der Fall. Sie kommen zu uns und haben schon ziemlich gute Ideen, die in eine sehr gute Richtung gehen. Wir helfen dabei zum Beispiel mit einem Storyboard das in eine gescheite Form zu bringen. Wir helfen dabei, das professionell aufzunehmen.
Wir haben aber auch keine Probleme damit, auch „on location“ professionell und High-End aufzunehmen. Wir sind mit darauf spezialisiert, dass wir überall hinkommen können und unser Equipment aufbauen können. Wir empfehlen das auch tatsächlich unseren Kunden, weil es einen großen Unterschied hat, ob du dich in ein steriles Studio setzt als Experte oder als Host eines Podcast-Formats oder ob du das in deinen gewohnten Büroräumen machst. Da kannst du ganz anders agieren und ganz anders vor allem authentisch auch dein Audio rüberbringen.
Auf welche Projekte bist du aus Storytelling-Sicht besonders stolz?
Nora: Auf welche Projekte, die ihr bisher gemacht habt, bist du aus Storytelling-Sicht am stolzesten? Oder was du besonders schön findest und würdest vielleicht den Hörern empfehlen, sich auch anzuhören?
Rob: Ja, sehr gerne. Wenn man sich aktuell die Podcast-Landschaft anhört, Anfang 2020 ist es so: Zwei Leute treffen sich, nehmen sich auf und stellen es online. Das ist momentan im deutschsprachigen Raum zumindest der gängige Begriff für Podcast. Wir sehen Podcast aber noch als viel viel mehr. Das Schöne beim Podcasting ist, so sehe ich das zumindest, das ist keine direkte Konkurrenz zum Radio, sondern eine schöne neue Erweiterung ist. Es ist ein Ergänzungskanal zum Audio, wenn man so möchte. Auch ganz anders in der Handhabung, vielleicht kommen wir nachher auch noch drauf.
Aber um auf deine Frage zurückzukommen, worauf wir und ich so stolz sind, war ein Pilotprojekt für das Bundesverkehrsministerium. Sie machen die Kampagne schon lange „Runter vom Gas“. Die Kampagne kennt man in der Regel von der Autobahn mit den großen Plakaten. Da hat das Verkehrsministerium uns gefragt, ob wir mal aus bestehendem Material, das so noch nicht versendet worden ist, eine Art Pilotprojekt machen. Das haben wir auch produziert. Der heißt der „Runter vom Gas – Podcast“.
Da ist es tatsächlich so, dass du einen Remix hast aus aufgenommenen Interview-Situationen gepaart mit Sprechern mit einem ziemlich dramatischen Sound-Design dabei. Es geht nämlich um Schwerstverletzte in diesem Format und auch darüber, wie sie es geschafft haben, zurück ins Leben zu kommen als unschuldige Unfallopfer. Das ist auf einen großen Anklang gestoßen in alle Richtungen. Das war ein schönes Projekt, was wir für das Ministerium gemacht haben.
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Sowas kann man für jede Kampagne oder auch für jede Brand nutzen. Es muss nicht einfach nur ein klassisches Interview sein oder ein Talk, wenn man so möchte, der natürlich viel viel Mehrwert mitbringt und auch für mich als Hörer hoffentlich immer eine Relevanz hat. Sondern man kann auch mit Stilmitteln spielen, die man schon aus dem Radio kennt. Der „Runter vom Gas“ – Podcast ist so ein Remix aus Interview, Feature, Glosse und vielleicht auch ein bisschen Hörspiel. Auf jeden Fall dramaturgisch sehr stark. Wir haben sehr auf die Storyline geachtet und sehr auch auf den Spannungsbogen dieser Episode.
Worin besteht der Unterschied zwischen Radio und Podcast?
Nora: Ich habe mir die auch angehört. Natürlich im Vorfeld in der Recherche. Das ist wirklich ein sehr schweres Thema. Aber ich fand es auch wahnsinnig spannend und wahnsinnig gut. Das war jetzt nicht so, dass ich gedacht hätte, das Thema ist mir zu hart und deswegen kann ich es mir nicht anhören, sondern es war einfach gut gemacht.
Aber um jetzt auf die Frage zurückzukommen, die noch nicht gestellt wurde. Das klang ja wirklich wie eine Reportage oder ein Feature, die ich vielleicht auch im Radio hören würde. Was ist aber der Unterschied, was macht das jetzt zum Podcast und was ist der Unterschied generell dann zum Radio?
Rob: Ich denke das Nutzungsszenario, weil du hast meinetwegen bei den öffentlich-rechtlichen Radiosendern natürlich inzwischen richtig tolle Media- und Audio-Theken. Da kannst du dann auch reingehen. Ich glaube, es ist aber ein anderes Gefühl, wenn man zum Beispiel eine Spotify-App oder die Apple Podcast-App öffnet und über diese Plattformen so ein Format zu hören bekommt.
Nora: Wahrscheinlich es ist auch nochmal ein Unterschied, wenn man sich bewusst in dem Moment entscheidet, das sich auch anzuhören, oder? Als wenn ich Radio nebenbei höre und dann kommt ein Feature und ich höre es.
Rob: Und du kriegst es irgendwie mit. Das ist das kleine Manko, was Radio hat. Verschrien als Nebenbei-Medium, der Alltagsbegleiter. Das ist auch richtig und wichtig, dass es dieses Medium gibt. Ich bin ein altes Radio-Kind. Insofern werde ich Radio auch immer lieben. Ich habe dem auch alles zu verdanken, wo wir jetzt mit PODCASTMANIA weiter agieren. Das Schöne beim Podcasting ist, dass du nochmal Geschichten von Leuten ganz anders aufarbeiten kannst, die du sonst vielleicht so nicht mitbekommst. Das ist das, was für mich auch persönlich den Reiz ausmacht.
Darüberhinaus hast du auch nochmal ein ganz anderes Nutzungsverhalten, weil die meisten Podcasts über Smartphones gehört werden. Mindestens 80% der Podcasts werden über Smartphones gehört. Dementsprechend meistens auch über Kopfhörer. Also hast du da auch einen ganz anderen Input als beim Radiogerät, was vielleicht irgendwo in der Ecke steht und den Raum beschallt.
Zusätzlich hast du einen Stream. Das heißt, du hast immer auch ein Logo zu dem Podcast. Du hast eine ausführliche Beschreibung zum Podcast an sich und zu jeder Episode. Du kannst mit Shownotes auch da Mehrwert bieten, indem du ähnlich wie bei YouTube-Clips Verlinkungen hinterlegen kannst. Dort nochmal extra Information hinterlegen kannst. Das heißt, du hast 360° gedacht auch im Storytelling. Es gibt wirklich enorm viele wertvolle Möglichkeiten, um entweder deine Marke oder deine Story oder deine Message an sich rauszubringen.
Nora: Stimmt, ich habe gar nicht darüber nachgedacht, dass man das meistens über Kopfhörer hört und nochmal viel tollere Sachen mit auditiven Storytelling machen kann.
Rob: Total.
Nora: Als wenn es aus einem Gerät von vorne kommt.
Rob: Das hat auch einen kognitiven Grund. Das Ohr ist das nächste Organ am Hirn. Es geht also gar nicht schneller und direkter. Deswegen Kino im Kopf – der Klassiker.
Kann Storytelling bei allen Podcast-Formaten eingesetzt werden?
Nora: Ist Storytelling auch auf alle Podcast-Formate anzuwenden? Du hast ja gesagt, wir haben Top-Formate wie diese oder Interviews oder auch Dokutainment. Wo kann man eigentlich Storytelling einsetzen? Wann ist es eigentlich ein Talk? Oder ist es trotzdem Storytelling, weil ich einen roten Faden habe?
Rob: Das Schöne beim Podcast ist, du kannst immer Storytelling einbauen, in welcher Form auch immer. Du hast zum Einen einen guten Content, einen starken Content der Relevanz darstellt und der dir als Hörer Mehrwert bringt. Aber auch in der Position des Hosts kannst du schonmal Storytelling bringen. Beispiel: Ein Haus hat gebrannt. Du kannst einfach nur sagen: Ein Haus hat gebrannt. Aber du kannst auch als Podcaster detailliert beschreiben, wie es darin aussieht. Du versuchst tatsächlich beim Hörer Kino im Kopf ablaufen zu lassen. Du schilderst die versenkten schwarzen Treppengeländer, denen man nur schwer ansieht, dass sie aus Holz sind. Das ist auch schon Storytelling!
Du kannst auch als Podcaster weitergehen. Wir sind beim: „Ein Haus hat gebrannt, das Atmen fällt schwer. Noch liegt schwefelartiger Geruch in der Luft. Das verkohlte Treppengeländer zerfällt unter der Hand. Das Feuer hat ganze Arbeit geleistet.“ Du merkst schon, wie sofort Kopfkino losgeht. Das kannst du auch wie hier in einem Talk-Format anwenden und sofort bist du im Storytelling drin. Man darf es, denke ich, nicht übertreiben, weil dann wird es Meerschweinchen-Theater. Aber wenn du immer wieder mal punktuell solche Akzente setzt, dann ist es schon sehr stark für ein Audio.
Nora: Also ich fange jetzt an mit: „Rob blickt auf den Fernsehturm. Die Sessel in Türkisfarben sind sehr gemütlich.“
Rob: Ja, zum Beispiel.
Wann lohnt es sich für Marken, einen eigenen Podcast zu machen?
Nora: Gut! Viele Unternehmen überlegen sich mittlerweile, dass sie in irgendeiner Art und Weise im Podcast auftauchen wollen. Entweder als Marke gesponsert oder was auch immer oder eben auch in eigenen Formaten. Für wen lohnt es sich, einen Podcast zu machen? Und für wen auch gar nicht? Oder wann macht es Sinn?
Rob: Generell lohnt es sich für jeden tatsächlich. Die Frage ist, was wird dann erzählt bzw. was ist eigentlich die Zielsetzung? Was ist die Zielgruppe, was ist die Message und auf welchem Plot passiert das alles? Was wir nicht empfehlen würden, ist sowas wie, eine Marke kommt und sagt, wir müssen unbedingt podcasten, weil alle einen Podcast machen. Dann ist die erste Frage: Was habt ihr denn zu erzählen? Wenn sie dann kommen und sagen, da müssen wir erst noch was überlegen, würden wir sagen: Schwierig. Das Story-Rad nur für einen Podcast neu zu erfinden, kann meist nach hinten losgehen.
Podcasts leben eben auch von authentischem Inhalt, von einer technischen Performance oder von einer sehr gut gemachten Produktion. Am besten alles zusammen! Nur dann wird es schwierig, weil nur um irgendwas, aus dem Radio gibt’s dieses verschriene Zitat: „Heiße Luft zu produzieren“, nur damit du irgendwie stattfindet, macht wenig Sinn. Da kommt aber auch Dokutainment zustande. Rede über das, was du machst, worin du der Experte bist und wo du sowieso authentisch agieren kannst.
Nora: Ja oder was ich sonst auch vielleicht auf meiner Webseite und über meine Mitarbeiter erzähle, kann ich ja vielleicht auch überlegen, ob ich das mal als Podcast-Format aufbereite.
Rob: Kannst du auch! Ja, wir haben zum Beispiel für den Kunden BayWa in München ein eigenes internes Podcast-Format kreiert. Und haben denen Laufenlernen beigebracht. Das heißt die Corporate-Abteilung hat sich bei uns gemeldet, meinte wir wollen intern Podcast machen. Die haben glaube ich so 18.000 Mitarbeiter bei BayWa, viele auch im Außendienst unterwegs. Sie haben sogar eine eigene App für ihre Mitarbeiter, darüber nehmen sie, also nicht darüber, darüber wird das dann ausgespielt, aber die sprechen mit Experten aus dem Haus. Die haben ja auch, so wie ich das mitbekommen habe, bei Viber verschiedene Arbeitsbereiche und können sich auch so austauschen. Ganz anders, als über einen Intranet-Text zum Beispiel, weil viel emotionaler und viel näher dran.
Das Schöne ist, du als Host kannst immer wieder eine Nachfrage stellen und das ist sehr, sehr erfolgreich. Die sind sehr happy damit. Und für die war es auch von vornherein klar, die wollen das irgendwann selber machen. Sie haben uns um Hilfe gebeten und dann haben wir über eine Masterclass den sozusagen die Grundlagen beigebracht. Und jetzt ist der Standard inzwischen so, dass sie uns noch ein paar Mal fragen: Könnt ihr uns nochmal da irgendwie einen Tipp geben oder noch eine kleine Beratung. Aber im Grunde genommen machen die es jetzt auch schon alleine. Und es klingt wirklich, wirklich gut! Leute, die vorher kein Audio gemacht haben vor wenigen Monaten.
Nora: Und auch schlau, wie gesagt, weil ich mir auch lieber ein Video angucke oder lieber einen Podcast anhöre, als mir einen Text durchlesen zu müssen. Und man lernt die Leute ja nochmal ganz anders kennen.
Rob: Ganz anders, total! Und das ist das Schöne, dass du von den Leuten, und das ist auch wieder das Authentische, die Expertise bekommst, die du sonst wahrscheinlich nie mitbekommen würdest. Also auch für die vielen Tausend Mitarbeiter einfach enormen Mehrwert. Und der Mitarbeiter muss sich das nicht im Büro anhören oder den Text im Büro auf dem Screen geben, sondern auch auf dem Weg nach Hause oder auf dem Weg zur Arbeit oder wann auch immer.
Nora: Ja und ist auch total die Wertschätzung wieder für die Leute, die es dann machen. Alle Mitarbeiter, die dann gefragt werden.
Rob: Ja, total!
Was muss eine Marke tun, um sich mit dem eigenen Podcast von der Konkurrenz abzuheben?
Nora: Es gibt so viele Podcasts aktuell. Was muss eine Marke tun, um sich trotzdem von der Konkurrenz abzuheben?
Rob: Sie sollte auf jeden Fall erstmal eine Plot-Lücke finden. Je nerdiger das Thema desto besser. Du kannst auch, wenn du an Micro-Content denkst, eine kleine Nische nehmen und darüber deine Expertise zeigen. Für das Bundesministerium für Bildung und Forschung haben wir das auch gemacht. Wir haben eine Miniserie produziert. Das ging über drei Episoden und damit war das Thema dann auch fertig. Das heißt, da gibt es mehrere Möglichkeiten in Staffeln denken oder als Dauerlauf oder eben über eine überschaubare Miniserie. Das gibt allen eine Planungssicherheit, was wichtig ist, denke ich, für Corporate-Abteilungen. Für den Nutzer gibt es auch eine Übersichtsform. Alles klar, es geht jetzt in dem Fall um das Projekt Open Access. Da machen wir drei Episoden, dann weiß ich Bescheid, wunderbar.
Nora: Es heißt, man muss nicht eine Serie machen, die nicht aufhört. Sondern sich einfach überlegen, okay für das Thema würde es sich jetzt lohnen und dafür machen wir das. Aber dann ist es auch erstmal gut.
Rob: Für die Reichweitengenerierung macht das schon Sinn, wenn man Podcasting als Dauerlauf sieht und da auch in einer Regelmäßigkeit erscheint. Aber auch da, ähnlich wie bei Serien, kann man offen und ehrlich sagen, wir machen eine Staffel über sechs Episoden und wir gucken dann noch weiter wie es läuft. Wir gucken und sind auch gespannt auf eure Reaktionen oder auch wie es sich bei uns intern abgespielt hat. Denn machen wir uns nichts vor. Für Corporates ist es natürlich auch eine kleine Challenge zu sagen, jetzt muss ich auch noch einen Podcast machen. Wenn ich aber das intrinsische Motiv habe und sage ich will das sowieso machen, mache einfach das Mikro an und ich kann erzählen oder die Fragen beantworten. Dann macht das auch Spaß! Dann läuft das leicht von der Hand und dann is es keine Extra Arbeit.
Wie schätzt du die zukünftige Entwicklung von Podcasts ein? Sind sie nur ein momentaner Hype?
Nora: Stimmt. Wie schätzt du die zukünftige Entwicklung von Podcasts ein? Ist es jetzt ein momentaner Hype, der in zwei Jahren wieder abebben wird? Oder wird es jetzt so weitergehen? Wird vielleicht ein anderes Format den Podcast ablösen? Was denkst du selber?
Rob: Ich denke, die Podcast-Landschaft an sich wird sich massiv professionalisieren. Nicht nur was die Aufmachung angeht, also Produktion, Storytelling, Storyboards, was auch vielleicht eine Kurzweiligkeit angeht. Darüber hinaus, da sind wir auf dem freien Podcastmarkt bzw. vielleicht auch bei den Plattformen, die jetzt auch mehr und mehr größer werden. Beispielsweise Audio Now, erstaunliche Entwicklung muss man sagen. Wie die mit Bertelsmann es geschafft haben in kurzer Zeit so einen festen Player mittlerweile zu etablieren.
Darüber hinaus kommt jetzt dann auch irgendwann eine Monetarisierung ins Spiel. Wenn es so leicht wäre zu sagen, ich nehme einfach einen Podcast auf und dann verdiene ich damit irgendwie Geld, dann wäre das natürlich zu leicht. Darin besteht auch die Challenge nicht nur für Podcaster, die vielleicht ein Hobby haben oder eine Leidenschaft zum Hobby gemacht haben, sondern eben auch für Medienhäuser zu schauen, wie erreiche ich meine Hörer. Da gibt es aber tolle Tools, um tatsächlich seine Hörer zu verstehen, auch im Nutzungsszenario.
Dann wollen wir natürlich Geld damit verdienen. Je schneller das geregelt wird, ich bin da nicht der Experte, ich bin nicht der Marketing-Typ, sondern mehr der Künstler bzw. der Produzent. Aber je schneller da eine Lösung zustande kommt, desto professioneller wird auch nochmal das Thema Audio an sich. Du hast momentan viele Podcast-Formate, wo man den Eindruck hat, da treffen sich Leute, die schnaken, machen sich im Vorfeld vielleicht nicht unbedingt viele Gedanken darüber, was wir gerade besprochen haben: Wen will ich eigentlich erreichen oder was will ich eigentlich damit erreichen, sondern quatschen drauflos. Die verschrienen Laber-Podcasts werden mehr und mehr zur Seite gedrängt und es werden die professionellen Formate ähnlich wie im Videobereich auf jeden Fall die größere Reichweite erreichen.
In welche Richtung wird sich der Mashup-Podcast in Zukunft entwickeln?
Nora: Ich habe eigentlich keine Fragen mehr!
Rob: Schade!
Nora: Vielleicht fällt dir eine Frage ein, die ich dir hätte stellen sollen.
Rob: Ich hätte noch eine Frage. Wo ihr mit eurem Podcast hinwollt? Wie sieht eure Entwicklung aus dieses Jahr? Bleibt ihr beim Talk oder versucht ihr euch noch weiter rum? Ich meine, bei euch ist ja auch der Klassiker, dass ihr das Podcasting neben dem täglichen Geschäft macht.
Nora: Tatsächlich war das Ziel oder warum wir das gestartet haben, weil wir gedacht haben, es gibt eigentlich noch keinen Podcast, der sich mit Storytelling befasst. Und wir haben gedacht, das wäre echt ganz spannend, wenn wir auch in den Hintergrund treten und einfach Experten wie dich dazu interviewen und einfach mal Storytelling von den verschiedensten Sichtweisen betrachten. Wo wir jetzt auch nicht in jedem Bereich der Experte sind, auch wenn wir natürlich grundsätzlich wissen, was Storytelling ist und warum es gut ist und wie man es anwenden kann.
Wir haben uns aber noch keine Gedanken gemacht, wo wir mit der Reise hingehen. Auf jeden Fall haben wir uns schon vorgenommen, dass wir das regelmäßig machen, dass wir schauen, wie das so läuft. Das ist auch ein bisschen noch Learning by Doing. Auch unser Equipment wurde noch besser. Wir haben schon anders angefangen. Wir lernen sozusagen auch dazu. Ob wir dann vielleicht noch mal was ganz anderes machen und keinen Talk mehr machen, das wissen wir noch nicht. Aber an sich haben wir erstmal, glaube ich, noch genug Gesprächspartner, die wir gerne interviewen würden, die nochmal das Thema beleuchten können. Aber irgendwann ist es vielleicht auch erstmal fertig erzählt.
Rob: Wer weiß?
Nora: Man weiß es nicht! Aber jedenfalls die Fortsetzung folgt, keine Sorge.
Rob: Ich bin gespannt!
Nora: Der nächste Gast ist schon gebucht. Aber erstmal danke ich dir…
Rob: Danke dir für die Einladung!
Nora: …für deine Zeit und freue mich, wenn ihr auch nächstes Mal wieder einschaltet! Sagt man das so? Ich weiß nicht. Kannst du jetzt eine gute Abmoderation bitte machen? Du bist doch hier Profi! Kann ich mich jetzt mal zurücklehnen!
Rob: Ich finde, du hast schon sehr gut gesagt! Das Bedanken beim Hörer. Das ist auch die Rolle des Hosts oder der Moderatorin, die Hörer bei der Hand nehmen, sie in gewisser Weise guiden. Vielleicht auch DIE Frage stellen. Man sagt auch die Moderatoren bzw. die Hosts sind auch die Augen für die Hörer. Also bildhafte Sprache mit einsetzen. Einfach möglichst sympathisch seine authentische Art rüberbringen und das hast du ja auch wunderbar gemacht!
Nora: Danke! Trotz „Ähms“, die wir wahrscheinlich rausschneiden werden.
Rob: Ich würde empfehlen nicht zu viele „Ähms“ rauszuschneiden, weil es das dann wieder unauthentisch macht. Das hört man manchmal bei Produktionen, auch von großen Häusern. Da bin ich erstaunt, wie die Postproduktion, die entscheidend wichtig ist für solche Formate, wie die manchmal stiefmütterlich behandelt wird. Vielleicht aus Zeitgründen, aber dann hört man manchmal Schnitte, dann denkst du, das kann nicht authentisch sein. Das habe ich bei euch zum Beispiel nicht so mitbekommen. Die letzten Folgen, die ich gehört habe, klangen alle sehr schön authentisch.
Nora: Ja, soviel sagen wir auch nicht „Ähms“. Also dann wie gesagt, ich nehme euch jetzt mit, führe euch hinaus aus dieser Folge und dann hören wir uns das nächste Mal! Tschüss!
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