Es ist 8.30 Uhr am Morgen, ich klappe meinen Laptop auf und checke meine Mails. Was steht heute an? Ein Blick in den Kalender, Planung der heutigen To-dos und dann fällt mir auf: Es ist Dienstag. Wie schön! Denn Dienstag bedeutet nicht nur, dass der Montag glücklicherweise hinter uns liegt. Dienstag ist auch der Tag, an dem Mira ins Büro kommt. Warum das so besonders ist, erzähle ich euch in diesem Porträt über einen wirklich freundlichen und warmherzigen Menschen.
„Guten Mooorgen!“, Mira kommt wie immer gut gelaunt und mit einem Lächeln im Gesicht zur Tür herein. Ich schaue mich um: Ja, die anderen lächeln auch. Kein Wunder, Mira hat nicht nur, sie macht auch gute Laune. Von Dienstag bis Donnerstag verstärkt sie uns halbtags und macht damit die Earlybirds komplett. Dienstags bedeutet das: erst einmal auf den neuesten Stand bringen, Anekdoten aus der letzten Woche, vom Wochenende oder diesem Morgen erzählen, lachen, fröhlich sein. Aber auch: um Hilfe bitten, Unterstützung bekommen, sich austauschen. Mira hat immer ein offenes Ohr und, was ich bemerkenswert finde, ehrliches Interesse an den Geschichten, Sorgen und Fragen ihrer Mitmenschen. Denn Mira mag Menschen. Zwischen Alltags-Zynismus und Weltschmerz klingt dieser Satz für mich wirklich originell. Besonders weil ich weiß: Er stimmt.
Mira ist in Münster geboren. Zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder verbrachte sie die ersten Jahre ihrer Kindheit in Westfalen. Nach dem Kindergarten und der Einschulung jedoch sollte sich vieles ändern. Miras Eltern sind Kroaten. Und nach einigen Jahren im Westen von Deutschland entschieden sie, mit den Kindern zurück in ihr Heimatland zu gehen. Ihr Vater arbeitete weiterhin in Münster und pendelte fortan zwischen Deutschland und Kroatien, während Mutter und Kinder sich ein neues Leben in über 1.000 Kilometer Entfernung einrichteten. Die Eindrücke dieser neuen Umgebung waren für Mira zunächst überwältigend: Sie musste die kroatische Sprache neu lernen, sich an die Schule gewöhnen und Freunde finden. Unterbrochen durch einen weiteren Umzug dauerte es eine Weile, bis Mira angekommen war, sich heimisch fühlte. Dennoch erinnert sie sich heute, dass sie die Grundschule geliebt hat. Sie war schon damals ehrgeizig, wissbegierig und hatte großen Spaß am Lernen. Eine Lehrerin sollte Mira später einmal als „anpassungsfähig“ bezeichnen. Als sie mir das sagt, muss ich schmunzeln. Das passt.
Sechs Jahre lang verbrachte die Familie eine schöne und friedliche Zeit in Kroatien. Die langen Sommerferien ermöglichten ausgiebige Besuche beim Vater in der alten Heimat. Münster blieb über all die Zeit ein wichtiger Bezugspunkt. Und eines Sommers, es war Anfang der 90er Jahre, kam die Familie wie gewohnt nach Westfalen und blieb. Der Krieg in Kroatien zwang die Eltern zu einer Entscheidung und brachte Mira zurück nach Münster. Wieder eine neue Schule, wieder eine andere Sprache. Diese Umbruchszeit ließ Mira ruhiger und beobachtend werden. Eine gewisse Zeit war das sonst so offene und redselige Mädchen eher zurückhaltend und still. Das änderte sich jedoch, als sie sich schließlich wieder in der Sprache angekommen fühlte. Mit den Worten kamen auch der Mut und die Offenheit zurück. Heute weiß Mira, dass nicht zuletzt diese Neuanfänge einen großen Teil dessen ausmachen, was sie heute ist: aufgeschlossen, kommunikativ und anpassungsfähig. Doch nicht nur das: Seit jener Zeit ist Mira hier und dort zu Hause, sie trägt zwei Heimaten in sich.
Ich stelle die obligatorische Frage eines solchen Interviews: „Was wolltest du einmal werden, als du noch klein warst?“ Mira lacht und überlegt. Sie hatte viele Ideen. Berufe konnte sie sich einige vorstellen, doch eines wollte sie nie werden: Eisverkäuferin im Kino. Wenn Mira daran denkt, wie die Kinomitarbeitenden früher vor der Vorstellung durch den Saal gingen und ihre Snacks anboten, schüttelt es sie. Dieser Job wäre für sie einfach nur der Horror. Und warum? „Ich mag es nicht, so erzwungen im Rampenlicht zu stehen“, sagt sie. Das war wohl auch der Grund, warum es mit der Schauspielkarriere nichts werden sollte. Nach einem Schulausflug ins Theater, wo „Oliver Twist“ gespielt wurde, war Mira so beeindruckt, dass sie für kurze Zeit den Wunsch hegte, Schauspielerin zu werden. Doch ihr allererster Berufswunsch, erinnert sie sich, war der einer Werbetexterin. Natürlich wusste Mira damals nicht, wie man einen solchen Job bezeichnet. Aber Gegenstände richtig in Szene zu setzen und mit einem lustigen Slogan zu verkaufen, das war Miras Ding. Verglichen mit Tierärztin oder Astronautin ist das doch ein eher ungewöhnlicher Traumberuf für ein kleines Mädchen, aber: Die Zeit sollte zeigen, dass dieses Talent nicht ungenutzt bleiben würde.
2005 folgte Mira ihrem Mann nach Berlin. Obwohl die Hauptstadt bis dahin kein Ort gewesen war, an dem sie leben wollte, wagte die Münsteranerin den Schritt und packte während der Abschlussprüfungen an der Uni ihre Sachen. Der Berliner Winter aber kannte auch in diesem Jahr kein Erbarmen und empfing Mira mit Dunkelheit und Kälte. Doch ein halbes Jahr später, nach dem ersten Praktikum und mit dem Beginn des Sommers, begann sie Berlin zu lieben. Mittlerweile hatte Mira einen Magister in Politik, Sport und Kroatisch in der Tasche und wollte Journalistin werden. Ihr Interesse an Politik brachte sie zur Vertretung der EU-Kommission in Deutschland und zur Europäischen Akademie Berlin. Doch schnell merkte sie, dass sie hier nicht glücklich werden würde: zu steif, zu eingeschränkt hat sie sich gefühlt. Den klassischen Hosenanzug empfand sie als eine Art Verkleidung. Spätestens als eine Freundin Mira am Bahnsteig nicht erkannte, wusste sie: Das bin nicht ich. Dann, nach einem Zwischenstopp in der BUNTE-Redaktion, kam Mira schließlich an: Sie begann ein Volontariat in einer PR-Agentur. Acht Jahre lang durchlief sie die klassische Karriere, von der Volontärin bis zur Senior-Beraterin. Als die Zeit für eine Neuorientierung gekommen war, erfuhr sie von einer freien Stelle bei Mashup Communications, bewarb sich und: Der Rest ist Geschichte.
In 15 Jahren wird Mira, bis dahin ausgebildete Psychologin, an ihrem zweiten Roman schreiben, ehrenamtlich Kinder oder ältere Menschen betreuen und ganz nebenbei Selbstgebasteltes im Internet verkaufen. Gemeinsam mit ihren erwachsenen Söhnen und ihrem Mann verbringt sie Urlaube in den Bergen, gerne im Norden, in der Natur. Sie lebt noch immer in Berlin, in den Sommermonaten in Kroatien, und kämpft im Privaten gegen Unfreundlichkeit und Ungerechtigkeiten. Sie genießt das gemütliche Zusammensein mit ihren Freudinnen und wenn sie nach Hause kommt, freut sich nicht der Familienhund, sondern ein Äffchen über ihre Wiederkehr. Mira hat noch viel vor und wird, da bin ich sicher, einiges davon auch umsetzen. Denn wie ihr Mann immer zu ihr sagt, nicht lange nachdenken, sondern: „Einfach machen!“ Mira wird älter werden und im Herzen doch dieselbe bleiben: Warm und fröhlich, tolerant und offen. Menschen begegnet sie weiterhin positiv und akzeptiert sie, wie sie sind. Ganz nach dem kroatischen Sprichwort: Sto ljudi, sto ćudi. Hundert Menschen, hundert Wunder.
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