Biografien oder Porträts im klassischen Sinne repräsentieren auf irgendeine Art immer Macht. „Wo kommst du her, was hast du gemacht? Welche Abschlüsse hast du? Möglicherweise sogar Preise gewonnen?!“ … sind die Fragen, um die sich das Gespräch dreht. Ein Gespräch, in dem doch so gerne alles – am liebsten bis ins kleinste Detail – über das Gegenüber herausgefunden werden möchte. Auf klassische Fragen folgen stereotype Antworten. Im Umkehrschluss hat das dann letztlich nur wenig mit dem Gegenüber selbst zu tun. Fakten und die „großen Errungenschaften“ sind zwar wichtig um im Alltag zu „performen“, doch was bewegt diesen Menschen tatsächlich, wie und mit welchen Lieben (er)lebt er seinen Alltag, was schränkt ihn ein?
Vor nicht allzu langer Zeit hörte ich den Ted-Talk Don’t ask where I’m from, ask where I’m local von Teaiye Salasi, einer britischen Schriftstellerin und Fotografin mit nigerianischen und ghanaischen Wurzeln. Darin sagt sie: Vergiss alles, was Biografie und Identität im bekannten Sinne ist. Frage lieber nach den drei großen Rs, um etwas über dein Gegenüber herauszufinden.
Also frage diese Person, was ihre Rituale sind: Was machst du morgens als erstes, wenn du wach wirst? Was begleitet dich regelmäßig in deinem Alltag? Welche, vielleicht komischen, Marotten hast du? Frage sie außerdem welche Beziehung (Relations) sie prägen: Mit wem hast du den intensivsten Kontakt? Wem vertraust du regelmäßig an, was dich umtreibt? Und zu guter Letzt, versuche herauszufinden was ihre Restrictions sind: Was schränkt dich ein? Welche persönlichen Hindernisse konntest du bisher nicht überwinden?
Wenn man auf diese Weise einer Person gegenübertritt, kristallisiert sich ein ganz anderes Bild von ihr, als würde man Fragen entlang des Lebenslaufes abspulen, die letztlich stereotype Bilder in die Köpfe der LeserInnen malen. Auf dieser Basis fiel mir die Entscheidung darüber, ein Porträt über meine liebe Kollegin Lea zu schreiben, leicht. Ich fragte sie also nach ihren drei großen Rs:
Lea Schindler, geboren am 02.06.1997, das Jahr in dem die Sonde Pathfinder mit dem Geländewagen Sojourner auf dem Mars landete, ist aufgewachsen in Burglengenfeld, einer Kleinstadt mit 12.000 Einwohnern im Oberpfälzer Landkreis Schwandorf in Ostbayern. Ein Städtchen, das mit einem liebevollen Blick auf die Bilder bei Google Maps ähnlich anmutet wie der Hollywoodstreifen Pleasantville – Zu schön, um wahr zu sein.
Eine Person, ohne die sie die Zeit in der doch „sehr kleinbürgerlichen“ Stadt nicht überstanden hätte, ist ihr Bruder und somit auch die Beziehung, die ihr Leben damals wie heute sehr stark prägt. Eine Beziehung, die zu Hause bedeutet. Das war allerdings nicht immer so: Was mit Sandburgenbauen begann, verlor sich in der Pubertät ein wenig, zu selbstverständlich schien die Beziehung zwischen den beiden. Die zwei entwickelten sich auseinander. Als beide ausgezogen waren, wurde ihnen klar: Wir müssen uns umeinander bemühen, eine zwischenmenschliche Beziehung – sogar unter Geschwistern – ist kein Selbstläufer.
Seither besprechen sie (fast) alles. Er ist ihr Spiegelbild und härtester Kritiker. Ihr Ruhepol und Antrieb. Auch hier in Berlin, wo doch beide, man kann sagen, gestrandet sind. So können sie im Kleinen weiterführen, was bereits im Elternhaus Tradition war: kostbare gemeinsame Zeit mit tiefgehenden Gesprächen und einer respektvollen Diskussionskultur. Dass Lea schon früh gelernt hat mit Anmut zu kommunizieren, spürt man auch auf der Arbeit. Sie ist neugierig, reflektiert und geht analytisch an Dinge heran. Dabei wird schnell klar: Sie interessiert sich für die Menschen hinter den KollegInnen.
Lea ist erbitterte Feindin von dreckigem Geschirr, Unehrlichkeit und dem Wort Gier, „das sowohl hässlich aussieht als auch für etwas Schlechtes steht“. Sie liebt die englische Sprache (ihr Cambridge Certificate of Proficiency ist ihr wichtiger als ihr Abitur), wie die Familien-Katze im Sommer nach Pilzen riecht, wenn sie aus den umliegenden Feldern heimkommt, und Kaffee. Ohne einen heiß aufgebrühten Kaffee am Morgen geht bei ihr nichts!
Genauso wichtig ist ihr aber auch, dass nach dem Kaffee alles zügig abläuft. Das ARD-Morgenmagazin wird da nicht angeschmissen und auch verliert sich der Blick nicht in Social Media. Nach zügigem Aufstehen folgt eine gute Bohne und dann schwingt sie sich auch schon auf ihr Rad Richtung Arbeit. Dort geht es effizient weiter. In unserem Gespräch erzählt Lea davon, dass es ihr nicht immer leicht fällt zu akzeptieren, dass Dinge erst erlernt werden müssen. So wäre es schön, neben ihrem perfekten Englisch eine weitere Fremdsprache sehr gut zu beherrschen. Im Wege steht ihr oft die Angst vor Unzulänglichkeit. Dabei muss sie sich gar keine Sorgen machen, Lea hat Hürden mit ihrem Ehrgeiz und ihrer effizienten Art im Nu überwunden.
Das dritte und damit letzte R beziehungsweise die Restriction ist Leas Loyalität. Im Gespräch war ich zuerst verdutzt, ist Loyalität doch eine Tugend. Doch verstehe ich schnell, ihr fällt ein „Nein“ nicht immer leicht. Sie erklärt es mit: „Wenn ich mich committe, dann committe ich mich. Mein Einsatz fürs Team geht über mein eigenes Wohl.“ Das klingt auch schön, doch wünschte sie öfter mal an sich zu denken. Ein guter Ausgleich ist da das Bouldern. Ein Sport, in dem sie sich nur mit sich selbst auseinandersetzt und ihre eigenen Grenzen neu definiert. Dabei hat Lea sehr früh damit angefangen, für sich selbst zu sorgen.
Bereits mit 14 ging sie für einen Schüleraustausch nach England. Einige Jahre später dann für ein Praktikum nach Irland. Dort sah sie sich schnell mit Herausforderungen konfrontiert, die sie über sich selbst hinauswachsen ließen. Eine große Errungenschaft aus dieser Zeit und was sich seitdem nicht abstreiten lässt: Ihre große Liebe zur englischen Sprache. So hat sie doch für jede Situation oder jeden Gewissenskonflikt eine englische Redewendung in Petto. Von „Overthinking Is My Business ” bis hin zu „Ain’t No Mountain High Enough” reicht die Palette bekannter Weisheiten, die ihren Charme und besondere Nähe zur Anglistik hervorheben.
So erzählte mir Lea von ihren drei Rs. Von ihrem ersten Auslandsaufenthalt in Windermere, Cumbria in England, ihrer Leidenschaft für die englische Sprache, das Bouldern und den Sport im Allgemeinen und wie sie sich gemeinsam mit ihrem Bruder ein gemütliches Arbeitszuhause in Berlin schuf. „Das Wasser wird nicht wärmer, wenn man später springt“, das hat unsere Chefin Nora mal zu Lea gesagt. Seitdem ist der Spruch eines ihrer Mottos, mit denen sie sich regelmäßig motiviert. Ich bin gespannt, wo es Lea als nächstes hintreibt. Mit ihrem Herz für die kleinen Momente und ihrer zugleich wachen, schlauen Art wird sie noch auf so einige Reisen gehen.
Wenn Unternehmen oder Organisationen uns mit ihren Geschichten zum Lachen, Weinen oder Staunen bringen, haben…
In der 27. Folge unseres Praxis-Talk: Brand Storytelling Podcasts spricht Miriam Rupp mit Christiane Grunwald…
Wenn Unternehmen oder Organisationen uns mit ihren Geschichten zum Lachen, Weinen oder Staunen bringen, haben…
Ranking der stärksten Arbeitgebermarken in der Versicherungsbranche: Am meisten kann bei den Talenten punkten, wer…
Vertrauen ist die wichtigste Währung in der Finanzbranche. PR hilft Finanzunternehmen nicht nur, Krisen zu…
Employer Branding als Schlüssel zum Fachkräftemangel In Zeiten des Fachkräftemangels gewinnen starke Arbeitgebermarken an Bedeutung.…