Storytelling hat eine lange Historie in den USA und spiegelt sowohl die Traditionen der Einwander:innen als auch die „made in the US“-Legenden wider. Kaum ein anderes Land schafft es so eindringlich seine Geschichten global zu verbreiten. So prägt unter anderem Hollywood unsere Vorstellung von guten Storylines und epischen Bilderwelten. Nur hier kann man quasi über Nacht vom „Tellerwäscher zum Millionär“ werden – einer von sieben Plots, die bis heute unser Basisverständnis von einer guten Geschichte prägen.
Für den neuesten Teil in unserer Planet Storytelling-Reihe geht es also ab ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten:
Der amerikanische Patriotismus kennt für uns Europäer:innen wohl keine Grenzen. Am 4. Juli feiert das ganze Land mit einem lauten Getöse und viel Feuerwerk seine Unabhängigkeit. Zu Thanksgiving werden wiederum Elemente der Pilgerväter aufgegriffen und in den Schulen wird allmorgendlich der Pledge of Allegiance auf die Flagge geschworen. Die Geschichte Amerikas wird dabei in ihrer Gänze aber auch Einzelteilen wieder und wieder erzählt und weitergegeben. So werden beispielsweise auch in jeder Amtsantrittsrede des neuen Präsidenten sprachliche Bilder der Vergangenheit heraufbeschworen und schon fast gepredigt, um das Volk mithilfe der eigenen Geschichte zu emotionalisieren und mitzureißen.
Selbst der Grundgedanke des American Dream findet dabei seinen Ursprung schon in der Unabhängigkeitserklärung. Während die europäischen Monarch:innen des 18. Jahrhunderts die Menschen teils absolutistisch beherrschten, sicherte die Verfassung den Bürger:innen der Vereinigten Staaten unveräußerliche Grundrechte zu, um so das elementarste Recht des Menschen gewährleisten zu können – das Streben nach Glück. Dieser Ethos trägt sich bis heute durch die Geschichte und wird unter anderem auch filmisch nur allzu gerne aufgegriffen.
Die amerikanische Kleinstadt Gettysburg in Pennsylvania wurde zum Ort einer der bekanntesten Schlachtfelder des Bürgerkrieges. Bis heute werden dort unter anderem „reenactments“ aufgeführt. Dabei stellen Hobbydarsteller:innen die historischen Ereignisse vor einer Zuschauerkulisse nach. Insbesondere für Europäer:innen mag das Spektakel doch recht seltsam wirken. Jedoch geht es hierbei weniger um das reißerische „Kriegsspielen“ als vielmehr um eine besondere Form des Erinnerns. Die Darsteller:innen versuchen, sich in die Gefühlswelt ihrer Vorfahren einzuleben, indem sie in ihre Kleidung und in ihre Rolle schlüpfen. Was man von solch einer Art des Nachspielens historischer Ereignisse halten mag, muss jeder für sich selbst entscheiden. Prägnant ist diese Verarbeitung bzw. das damit verbundene Weitertragen der Geschichte des Landes jedoch allemal und wird daher gerne in Filmen sowie Serien aufgegriffen.
Kaum ein Musikgenre transportiert Emotionen wie Country-Musik. Diese Lieder erzählen wunderschöne Geschichten über die einzig wahre Liebe, Romantik, aber eben auch großen Liebeskummer und das alles in weniger als vier Minuten. Dabei geht diese Musikrichtung auf die traditionelle Volksmusik der europäischen Einwanderer zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Durch andere Genres, wie den Blues wurde sie geprägt und vorrangig in den Südstaaten geformt. Mit Gitarre, Banjo oder auch der Geige werden persönliche Erfahrungen und Eindrücke des American Way of Life mit den Zuhörer:innen geteilt. Country-Musik beweist dabei vor allem Eins: Es benötigt keine bewegten Bilder, um Emotionen zu erwecken. Schon mit wenigen, eindringlichen Worten lassen sich Geschichten erzählen, die Millionen begeistern können und in ihren Bann ziehen. So ist es auch kaum verwunderlich, dass dieses Genre weltweit Anklang findet und Künstlerinnen wie Dolly Parton, Carrie Underwood und die Dixie Chicks nicht mehr nur in den USA für ausverkaufte Hallen sorgen.
Du willst noch mehr Länder aus unserer Planet Storytelling-Reihe kennenlernen? Dann begib dich auf die Spuren der „russischen Seele“ in unserem letzten Blogpost.
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