Unsere Suche nach spannenden Geschichten aus aller Welt führt uns heute in die Ukraine. Das osteuropäische Land ist bekannt für seine orthodoxe Kirche, die Schwarzmeerküste und wunderschöne Gebirge. Die Ukraine war in der Vergangenheit ein Teil der Sowjetunion und ist seit 1991 unabhängig. Während dieser Zeit galt die Landeskultur als unerwünscht. Nichtsdestotrotz hat das Volk seine Traditionen sowie die nationale Identität behutsam aufbewahrt und pflegt sie bis heute. In unserem Beitrag „Planet Storytelling: Ukraine“ erfahren wir, wie das visuelle Storytelling in Form von Pisanki seit Jahrhunderten präsent bleibt und ein historisches Bauwerk die europäische Filmgeschichte prägte. Außerdem tauchen wir ein in virtuelle Welten und erleben hautnah mit, welche aktuellen Ereignisse das Land umtreibt.
Während Weihnachten für katholische und evangelische Christen zu den wichtigsten Feiertagen des Jahres zählt, wird in der Ukraine wie auch in anderen Einflussgebieten der orthodoxen Kirche Ostern besonders groß gefeiert. Zu diesem Anlass werden Osterkuchen „Kulitsch“ sowie der pyramidenförmige Quarkkuchen „Pascha“ gebacken. Außerdem sind Ostereier bzw. Pisanki sehr beliebt und besitzen eine lange Tradition, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Laut einer ukrainischen Legende hängt das Schicksal der Welt von Pisanki ab. Die Geschichte besagt, dass jedes Jahr zu Ostern Eier bemalt werden müssen, damit die bösen Geister nicht die Oberhand gewinnen.
Die Bezeichnung Pisanki stammt vom Verb „schreiben“. Folglich werden die Eier nicht bemalt, sondern „beschrieben“. Es handelt sich dabei meistens um komplexe Muster, die je nach Region eine Bedeutung besitzen und eine bestimmte Geschichte visuell darstellen. Jedes Ei ist individuell gestaltet und wird damit selbst zum Storyteller. So steht die Farbe Rot für Leben und Freude, während Gelb Reichtum und Fruchtbarkeit abbildet. Zusätzlich werden Eier mit unterschiedlichen Symbolen beschrieben. Oft taucht ein altes Motiv auf, das eine slawische Göttin zeigt. Sie gilt als eine lebensspendende Mutter, die Schöpferin des Himmels und aller Lebewesen. Auch Tiermotive wie beispielsweise eine Schlange, die vor Umweltkatastrophen bewahren soll, sind weit verbreitet. Laut der Legende besitzen Pisanki eine heilende Wirkung, bringen Glück und werden demnach gerne verschenkt.
Ein weiteres Symbol aus der Ukraine, das eine Geschichte erzählt und eine historische Relevanz besitzt, ist die berühmte Potemkinsche Treppe. Sie befindet sich in der schönen Stadt Odessa, die am Schwarzen Meer liegt. Das Bauwerk wurde Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet und verbindet den Hafen mit der Stadt. Einige sahen die Treppe als ein Zeichen für die soziale Trennung, das die aristokratische Stadt oben von den dreckigen Hafengebäuden unten abgrenzt. Andere bewunderten ihre Prächtigkeit und die architektonische Gestaltung.
International ist das Bauwerk seit den 20ern durch den Film „Panzerkreuzer Potemkin“ bekannt geworden. Die Treppe diente als Schauplatz für eine Kampfszene, in der ein Kinderwagen die Stufen hinunterrollt. Dieser Filmausschnitt wurde in über hundert weiteren Filmen von Regisseuren wie Woody Allen, Brian De Palma oder Terry Gilliam übernommen. Aufgrund der filmgeschichtlichen Wirkung wurde die Potemkinsche Treppe in 2015 in die Liste der Schätze der europäischen Filmkultur der Europäischen Filmakademie aufgenommen. Somit wurde das ukrainische Bauwerk zum Träger des cineastischen Storytellings.
Im Rahmen unseres Beitrags „Planet Storytelling: Ukraine“ legen wir den Schwerpunkt auf die unterschiedlichen Formen des visuellen Storytellings. So spricht Virtual Reality mehrere Sinne gleichzeitig an und macht den Rezipienten selbst zum Teil der Geschichte. Zu diesem Zweck haben die preisgekrönten Journalisten Alexey Furman und Sergiy Polezhaka eine Firma gegründet, die sich auf Storytelling mit VR-Technologien spezialisiert hat. Ihr erstes immersives Dokumentationsprojekt heißt „Aftermath VR: Euromaidan“ und erzählt die Geschichte der Bürgerrevolution in Kiew.
Ende Februar 2014 wurden Demonstranten, die gegen die Ablehnung des Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union durch die ukrainische Regierung protestierten, auf den Straßen von Kiew von der Polizei erschossen. Mit Archivmaterial und computergenerierten Bildern gelang es den Journalisten die Orte des Geschehens virtuell zu rekonstruieren. Das Projekt bietet 360-Grad-Interviews mit Augenzeugen sowie die Möglichkeit, die Schritte der Protestierenden nachzuverfolgen. Auf diese Weise erwacht die Geschichte zum Leben und sorgt für eine authentische sowie emotionale Darstellung der Ereignisse.
Wenn euch unser Beitrag „Planet Storytelling: Ukraine“ über den Einsatz des visuellen Storytellings gefallen hat, schaut euch gerne die letzte Ausgabe über die USA an. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat Storytelling eine lange Historie und ist dank den Hollywood-Filmen weltweit bekannt.
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