Nie wieder einen leeren Kopf: Kreativitätstechniken für innovative Ideen

Eine Aufgabe, ein weißes Blatt, das beschrieben werden muss, und ein leerer Kopf, der uns große Sorgen bereitet. Wir alle kennen sie: Kreativitätsblockaden. Vollkommen egal, ob man in der Uni eine Aufgabe lösen muss oder ob unser Arbeitgeber eine besonders neuartige Lösung für eine Fragestellung von uns präsentiert haben möchte, Kreativitätstechniken helfen jedem neue Ideen zu generieren und ein Problem oder eine Aufgabenstellung zu lösen.

Unsplash/You X Ventures

Obwohl einige Berufsgruppen dieses Attribut besonders für sich beanspruchen, muss jeder im Arbeitsalltag und im Privatleben ständig mit Ideen aufwarten, um Probleme zu lösen und Prozesse in Gang zu bringen. Kreativität ist die gefragteste aller Kernkompetenzen. Im Kern bedeutet sie immer [] die Fähigkeit von Menschen, Kompositionen, Produkte oder Ideen in gleicher Art hervorzubringen, die in wesentlichen Merkmalen neu sind und dem Schöpfer vorher unbekannt waren.“ (Schlicksupp, 2004, S.32)

Auch bei Kreativität gilt: Übung macht den Meister

Doch wie entstehen Ideen überhaupt? ForscherInnen sind sich darüber einig, dass ein Prozess vonstatten gehen muss, in dem beide Gehirnhälften miteinander kommunizieren, um Kreativität auszulösen. Während die linke Hirnhälfte bei den Meisten (RechtshänderInnen) für die Verarbeitung von Informationen zuständig ist und beispielsweise Sprache oder auch logisches Denken abdeckt, ist die rechte Hirnhälfte für Intuition, Emotionen und zu großen Teilen auch für Ideenreichtum zuständig. Im Berufsalltag beansprucht man vor allem die linke Hirnhälfte. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Ideensuchende gerade auf Arbeit an ihre kreativen Grenzen stoßen. Hinzu kommt, dass bei jedem beide Hirnhälften individuell ausgeprägt sind. Manche Menschen sind daher von Natur aus kreativer als andere. Doch wie so viele Dinge ist auch Ideenreichtum eine Frage des Trainings.

Der mühsame Weg zur Idee

Über Kreativitätstechniken kann die Beanspruchung beider Hirnhälften gleichermaßen gefördert werden. Sie begünstigen somit das Entstehen von Ideen. Abhängig davon, wie sie klassifiziert werden, zählt man bislang über 3.000. Unabhängig davon, welcher Methode man folgt, hat sich bewährt, bei der Anwendung einem spezifischen Ablauf zu folgen. Dieser umfasst zunächst die Problemfindung und die Zielsetzung. Anschließend folgen die Suche und Bewertung von Ideen. Mit deren Auswahl fällen wir schließlich eine Entscheidung, auf deren Grundlage wir unser Ziel erreicht haben und im letzten Schritt unsere Lösung festhalten.

Freie Assoziationen: Kreativitätstechniken für FreidenkerInnen

Die wohl bekanntesten Kreativitätstechniken sind die freien Assoziationen oder auch Intuitionen. Hier darf man seinen Gedanken freien Lauf lassen und grenzenlos Ansätze entwickeln. Als oberstes Gebot (in der Gruppe) gilt: Es darf keine Kritik geübt werden. Außerdem sollte kein allzu hoher Anspruch an die Ideen gestellt werden. Sie dürfen nach Lust und Laune erweitert, kombiniert und geändert werden. Zu den freien Assoziationen gehören neben dem Mindmapping auch sämtliche Methoden des Brainstormings. Diese kann man allein aber auch in großen Gruppen anwenden.

Besonders effektiv ist dabei die „Dekonstruktiv-Konstruktiv-Methode“. Hier geht es darum, zunächst nur schlechte Ansätze zu finden, die die Lösung des Problems verhindern. Danach kommen konstruktive Ideen zum Zug, die eine Beantwortung der Fragestellung wahrscheinlich ermöglichen. Hinter der Methode steckt der Gedanke, dass die positiven Einfälle noch origineller werden, nachdem man negativen Ballast abgeworfen hat.

Mit Fragen zu freien Assoziationen

Zu ebenso originellen Ergebnissen kommt man mit dem sogenannten „Zeitreisen-Brainstorming“. Hierzu müssen sich TeilnehmerInnen auf der Grundlage der Problemstellung folgende Fragen beantworten: Wie würde man mit der Frage umgehen, wenn man in einer anderen Zeit leben würde? Wie hätte man das Problem vor zehn oder vor 100 Jahren gelöst, wie wird sie sich in Zukunft verändern und wie wird die Fragestellung in zehn oder in 100 Jahren beantwortet werden?  

Bevorzugt man selber gerne eine strukturierte Arbeitsweise, könnte aber auch die Technik des „Starbursting“ zielführend sein. Bei dieser Brainstorming-Methode geht es ebenfalls darum, zunächst weitere Fragen festzuhalten, bevor man sich an die Beantwortung macht. Man visualisiert für sich selber oder auch vor einer Gruppe einen Stern mit sechs Spitzen und hält an jedem Ende eine W-Frage – passend zur Fragestellung fest (Wer?, Was?, Wie?, Wo?, Wann? und Warum?). In der zweiten Runde versucht man die Fragen zu beantworten. Diese Methode eignet sich besonders für frühe Projektphasen. Hat man das Gefühl, dass das Problem durch die W-Fragen noch nicht eingehend beleuchtet wurde, kann man gegebenenfalls noch einen weiteren Stern mit detaillierteren Fragen ergänzen.

Brainwritings: ideal für visuelle FreidenkerInnen

Sämtliche Methoden des Brainwritings gehören ebenfalls zu Kreativitätstechniken der freien Assoziationen. Ist man eher ein visueller oder introvertierter Typ, wird diese Variante oft gegenüber dem Brainstorming bevorzugt. Sie eignen sich auch für Gruppen. Hier kann man in Ruhe Ideen sammeln und diese schriftlich festhalten. Im Innovationsmanagement hat sich besonders die „6-3-5-Methode“ etabliert. Hierbei schreibt man die Problemstellung zunächst auf ein Flipchart. Die TeilnehmerInnen bekommen drei Blätter mit jeweils sechs Feldern. Jede Person schreibt in das erste Feld einen Vorschlag und reicht das Blatt dann weiter. Der oder die NachbarIn lässt sich jeweils von den vorangegangenen Ansätzen beeinflussen und fügt im zweiten Feld dann seine Idee hinzu. Dieser Vorgang wird insgesamt fünfmal wiederholt. Anschließend werden alle Blätter eingesammelt gemischt und jedes Mitglied hält auf einem Post-It zwei bis fünf Einfälle fest. Am Ende gibt es eine Präsentation und eine Auswahl der beliebtesten Ansätze.

Für virtuelle Teams: Situationsabhängige Kreativitätstechniken

Situationsabhängige Methoden zielen darauf ab, dass Ideen unabhängig von Raum, Zeit oder Personen gefunden und genutzt werden können. Sie sind daher beispielsweise ideal für Teams, die sich nicht zeitgleich meeten können. Ein Instrument ist die von Charles Clark entwickelte „Collective-Notebook-Methode“. Sie eignet sich besonders für Gruppen, die mehrere Wochen Zeit haben, eine Problemlösung zu finden. Hierfür nutzt man einen Notizblock oder auch digital ein Worksheet, das auf der einen Seite die Beschreibung der Herausforderung beinhaltet. TeilnehmerInnen sollen idealerweise täglich dieses Sheet nutzen, um spontane Anregungen oder Gedanken zur Fragestellung festzuhalten. Nach zwei bis vier Wochen sind in der Gruppe sämtliche Ansätze gemeinsam gesichtet und man kann zusammen Basisvorschläge auswählen, auf deren Grundlage man schließlich das finale Ideenkonzept erstellt.

Für echte QuerdenkerInnen: Methoden der lateralen Ideenfindung

Weitere Kreativitätstechniken der Ideenfindung sind durch Methoden des lateralen Denkens gegeben. Dieser Begriff wurde in den 60ern vom Mediziner Edward De Bono geprägt und beschreibt die Fähigkeit in verschiedenen Schienen Einfälle zu entwickeln. Das heißt in der Praxis, dass Informationen subjektiv bewertet und selektiv weitergesponnen werden. Es werden gedankliche Sprünge und Assoziationen zugelassen. Konventionelle Denkmuster hingegen nicht, indem man beispielsweise nach der unwahrscheinlichsten Lösung eines Problems sucht. Sämtliche Ausgangsituationen werden nicht als unveränderlich hingenommen. Im Ergebnis erhält man hier nicht unbedingt die praktikabelsten Ansätze, aber dafür umso mehr neue Sichtweisen.

 

Viele Sichtweisen – viele Ideen

Eine Methode des lateralen Denkens ist die „6-Hüte-Methode“. Diese Kreativitätstechnik zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sie verschiedene Sichtweisen auf eine Herausforderung berücksichtigt. Außerdem können bereits vorhandene Ideen kritisch hinterfragt und weiterentwickelt werden. In der Umsetzung existieren sechs Hüte in verschieden Farben, die jeweils eine eigene Sichtweise zu einem Problem darstellen.

Der Träger oder die Trägerin des weißen Hutes verkörpert Neutralität und Objektivität. Er oder sie sammelt Informationen, ohne sie zu bewerten. Der rote Hut stellt Subjektivität dar. Diese/r GruppenteilnehmerIn gibt seine persönliche emotionale Meinung wieder samt Ängsten, Freuden und Zweifeln. Der schwarze Hut sucht objektiv negative Aspekte zur Fragestellung. Dazu gehören beispielsweise Risiken und Zweifel, die man sachlich äußert. Der gelbe Hut ist der Gegenpart und stellt objektiv positive Aspekte dar. Wer sich diesen Hut aufsetzt, bekommt die Möglichkeit realistische Hoffnungen und erstrebenswerte Zielsetzungen zu formulieren; das alles aber aus einer sachlichen Perspektive. Der grüne Hut steht für Wachstum und neue Ideen. Der/die TeilnehmerIn mit dieser Rolle sucht vor allem nach neuen Ansätzen oder auch Alternativlösungen zu bereits vorhandenen Ansätzen. Der blaue Hut steht schließlich für Kontrolle. Dieser Hutträger begibt sich auf die Meta-Ebene und fasst Ergebnisse zusammen oder trifft die Entscheidung, welche Hüte man nochmal aufsetzt oder nicht.

Sämtliche TeilnehmerInnen setzen nacheinander jeden Hut auf und sämtliche Ideen und Äußerungen kann man schriftlich sammeln, dadurch werden Kreativität und Denkprozesse angeregt.

Für ganzheitliche Ideen: Techniken der Problemzerlegung

Bei Methoden der Problemzerlegung geht es in erster Linie darum, eine Frage ganzheitlich darzustellen und deren Merkmale, Wechselwirkungen, Ziele oder Kriterien übersichtlich zu visualisieren. Ziel dabei ist es, herauszuarbeiten, an welchen Ansätzen noch Handlungsbedarf besteht. Ein Beispiel für eine Methode ist die KJ-Methode.

Der japanischen Anthropologen Kawakita hat diese im Jahr 1967 entwickelt. Hierbei kann man dann möglichst viele Informationen auf Kärtchen sammeln. Die Karten werden laut vorgelesen und in Gruppen einsortiert. Für jede Gruppe kann man dann eine Karte erstellen. Können Informationen keiner zugeordnet werden, dann wandern diese in eine höhere Kategorie. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis nur noch 10 Gruppenkärtchen vorhanden sind. Danach können die Gruppen die verbleibenden Karten visuell anordnen und gegebenenfalls mit Pfeilen etc. in Beziehung setzten. So entsteht eine sogenannte Problemlandschaft, die nicht immer im direkten Schritt zu einer Lösung oder einem Einfall führt, aber Zusammenhänge stark verdeutlicht und daher die Ideenfindung und Kreativität ideal vorbereitet.

Redaktion

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