Kreativitätstechniken, Teil II: Ideenfindung für AnalystInnen und Strukturtreue
Während in Teil I des Blogbeitrags Methoden der freien Assoziation als Kreativitätstechniken vorgestellt wurden, wird in diesem Teil auf Techniken eingegangen, bei denen man klaren Strukturen folgt. Diese sind besonders für diejenigen geeignet, die ein Faible für eine organisierte Arbeitsweise haben und sich im Gedankenchaos eher nicht so wohl fühlen. Analytisch denkende Menschen finden hier zielgerichtete Herangehensweisen zur Ideenfindung und Problemlösung.
Ideenreichtum aus Kombinationen: die „SIL-Methode“
Die wohl bekannteste Kreativitätstechnik der strukturierten Problemanalyse ist die „SIL- Methode“ (Systematische Integration von Lösungselementen). Bei dieser geht es darum, Synergien von Kombinationen zu nutzen. Sie ist vor allem für Gruppen geeignet. Vor der Durchführung erarbeitet zunächst jeder für sich eine Idee oder Lösung zur Fragestellung. Diese wird dann anschließend in der Gruppe vorgetragen und beispielsweise mit einem Post-it am Flipchart festgehalten. Im nächsten Schritt sammelt die Gruppe, welche Vorzüge dieser Ansatz hat. Diese notiert man auf einem zweiten Post-it. Danach trägt schließlich der oder die zweite GruppenteilnehmerIn seine oder ihre Idee auf die gleiche Weise vor. Anschließend wird nun versucht aus beiden Vorschlägen eine Kombination zu erstellen. Das Ergebnis wird auf einem weiteren Post-it festgehalten. Eine dritte Variante wird dann schließlich darauf untersucht, wie sie sich noch in die entstandene Kombinationsidee einfügen lässt oder ob sie wiederum mit Grundidee eins oder zwei weitere Integrierte Lösungen ermöglicht.
Ideal für Produkt- oder Prozessinnovation: „Attribute Listing“
Neben Strukturierten Assoziationen existieren auch Kreativitätstechniken der kombinatorischen Assoziationen. Zu Ihnen gehört die Methode des „Attribute Listing“. Sie eignet sich für das Finden von Ideen, die im Zusammenhang mit bereits vorhandenen Produkten oder Prozessen stehen. Im ersten Schritt bedeutet dies, dass ein Problem in seine Einzelteile (z.B. nach Wichtigkeit oder Nutzen) zerlegt wird. Im zweiten Schritt werden alle Merkmale dieser Teile beschrieben. In Schritt drei wird über Kombination die systematische Suche nach anderen Variationen dieser Bestandteile gesucht, die am ehesten dem Produktwert dienen. Im vierten Schritt werden schließlich die interessantesten Variationen ausgewählt und umgesetzt.
Visuelle Problemverfremdung: Ideensuche über Analogien
Verfremdung meint zunächst die Entfernung vom eigentlichen Problem. Dies kann man auch über Bilder erreichen. Die wohl bekannteste Methode stellt hier die Analogie dar. Ist man auf der Suche nach Ideen für eine aerodynamische Oberfläche, betrachtet man beispielsweise die Oberflächenbeschaffenheit von Vögeln.
Visuelle Synektik
Die visuelle Synektik geht davon aus, dass kreative Gedankengänge durch bildliche Stimuli besonders begünstig werden. Optische Wahrnehmung soll bewusst in Denkprozesse einfließen. Umsetzen lässt sich dieser Ansatz, indem man sich nacheinander eine Reihe weniger komplexer Bilder anschaut und versucht aus jedem eine Lösung hinsichtlich der Fragestellung zu finden.
Für Teams mit kreativem Kampfgeist: die Force-Fit-Methode
Sie ist für Gruppen ab fünf Personen geeignet und geht davon aus, über Begriffe, die möglichst weit vom Problem entfernt sind, den Assoziationsfluss zu steigern. Bei der Umsetzung werden im ersten Schritt zwei gleichstarke Kreativteams sowie ein Schiedsrichter gewählt. Team A nennt zunächst ein Substantiv, das möglichst wenig mit dem Problem zu tun hat. Team B muss daraufhin innerhalb von zwei Minuten passend zum Schlagwort eine Idee entwickeln. Der Schiedsrichter entscheidet, ob ein Lösungsansatz angenommen wird oder nicht. Bei Annahme erhält Team B einen Punkt bei Ablehnung Team A. Die dabei entstehenden Ansätze können am Ende vom gesamten Team reflektiert und weiterentwickelt werden.
Für ideensuchende Einzelgänger: die Forced-Relationship-Methode
Für Typen, die allein auf der Ideensuche sind, eignet sich die „Forced-Relationship-Technik“. Ähnlich wie die Force-Fit-Methode bedient sie sich ebenfalls dem Prinzip der Problemverfremdung über Begriffe. In der Umsetzung bedeutet dies, dann man zunächst für die bestehende Fragestellung einen Oberbegriff definiert. Anschließend werden weitere beliebige Substantive notiert, die in keinem Zusammenhang mit der Aufgabe stehen. Im dritten Schritt werden Wortkombinationen aus dem notierten Oberbegriff und den gesammelten Substantiven gebildet. Im letzten Schritt werden die entstandenen Wortkombinationen in mögliche Ideen umgewandelt.
Viele Wege führen zur Goldidee
Vollkommen gleich, welcher Kreativitätstechniken man sich bedient, um eine kreative Idee aus dem Hut zu zaubern, bei der Auswahl sollte man sich immer seine persönlichen Stärken vor Augen halten, um ans Ziel zu kommen. Außerdem sollte man sich keinesfalls von den Regeln in seinem Denken gehemmt oder gestört fühlen, sondern diese je nach Belieben modifizieren. Bei der Anwendung einer jeden Technik gilt, je öfter man sie durchführt, desto sicherer wird man mit dieser und desto schneller sprießen wertvolle Goldideen.
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12. November 2024