In unserem heutigen Beitrag aus der Reihe Planet Storytelling reisen wir in das ferne Mittelamerika – nach Mexiko. Sofort kommen uns farbenfrohe Gebäude und Trachten in den Sinn. Sombreros, traditionelle Musik, würzige Tacos und beeindruckende Strände sind nur ein Teil der mexikanischen Kultur. In dem hauptsächlich katholisch geprägten Land gehen viele Traditionen und Bräuche aus den zelebrierten religiösen Feiertagen hervor. Wir schauen uns an, welche Geschichten hinter den Trachten, Masken und lebhaften Veranstaltungen und Prozessionen stecken, und werden erfahren, wie Storytelling auch in Form von Bildern und Kunst wiedergegeben wird.
90 Prozent der Bevölkerung in Mexiko ist katholisch und feiert dementsprechend die religiösen Feiertage sehr groß. Prozessionen, Festmahle und Feiern im Kreise der Familie gehören somit zu häufigen Abwechslungen vom Alltag. Ostern ist eines der wichtigsten Feste. Die Feierlichkeiten dauern hier fast zwei Wochen an. Sie beginnen am Palmsonntag, erstrecken sich über Ostersamstag und -sonntag, den letzten drei Tagen vom Leben des Jesus Christus. Das Fest endet am darauffolgenden Samstag. Mit den stattfindenden Prozessionen wird die Geschichte vom Leidensweg Christi erzählt. Die TeilnehmerInnen der Umzüge ziehen sich ihre farbenfrohen Trachten an und tanzen auf den Straßen zu traditioneller Musik. Dabei wird ein Kreuz durch die Straßen getragen, dass die Kreuzigung Christis wiederspiegelt. Die Geschichte wird durch musikalische und tänzerische Choreographien erzählt und ist trotzdem ein Anlass, der mit Freude zelebriert wird.
Aufgrund der zahlreichen Feiertage und Umzüge durch die Straßen sind die MexikanerInnen gewohnt, zu solchen Anlässen farbenfrohe Trachten zu tragen und sich zu verkleiden. Ein fester Bestandteil der Feierlichkeiten sind z.B. auch Masken. Sie werden unter anderem auf den Prozessionen zum Feiertag Cinco de Mayo (5. Mai – Der Tag der Schlacht von Puebla) getragen. Puebla ist eine Stadt in der Nähe von Mexiko-Stadt. Hier wurde die Schlacht gegen eine französische Expeditionsarmee im Jahr 1862 gewonnen und seitdem gefeiert. Die Historie des Landes findet immer wieder einen besonderen Platz auch im aktuellen Leben der MittelamerikanerInnen und wird durch Bräuche und Erzählungen an die neuen Generationen weitergegeben. Die Masken und Trachten verbildlichen und erzählen die Geschichte ihrer Vorfahren und somit ihres Landes.
Ein weiterer auch international bekannter Feiertag gegen Ende des Jahres ist der Tag der Toten (spanisch: Día de los Muertos). Genau wie bei uns an Allheiligen wird an dem Tag den Verstorbenen gedacht. Die Feierlichkeiten ziehen sich über drei Tage. Sie beginnen am 31. Oktober und enden am 02. November, an Allerseelen. Neben dem Besuch der Gräber der Verstorbenen, werden in den Häusern so genannte Totenaltare mit Speisen, Getränken, Blumen und Erinnerungsstücken errichtet. Die Tradition beinhaltet außerdem die Dekoration von Zuckerfiguren in Form von Totenköpfen. Diese Süßigkeit wird den Toten dargeboten und je nach Geschmack und persönlichem Stil oft sehr bunt gestaltet und dekoriert. Pinker, grüner, blauer, roter Zuckerguss sowie Blumenkopfschmuck zieren die Schädel. Es wird getanzt, geweint und gelacht, aber die Feiernden fürchten den Tod nicht. In erster Linie wird den Menschen gedacht, die uns verlassen haben.
Frida Kahlo de Rivera, berühmteste Malerin aus Mexiko, ist international bekannt und eine Art Sinnbild für die lateinamerikanische Kunst geworden. Ihre Werke wurden von der mexikanischen Regierung sogar zum nationalen Kulturgut ernannt. Die Mexikanerin war leidenschaftliche Nationalistin, kleidete sich oft traditionell und hob somit ihre indigenen Wurzeln hervor. Aufgrund ihres Stolzes für ihr Heimatland änderte sie sogar ihr Geburtsjahr von 1907 auf 1910 – das Jahr der Mexikanischen Revolution und war auch in einer mexikanischen Partei tätig.
Zur Kunst führte sie ein schwerer Unfall in ihrer Jugend, der sie für mehrere Monate ans Bett fesselte. Hier begann sie zu malen und verarbeitete ihre Leiden sowie auch ihre Krankheit (Kinderlähmung) in ihren Bildern. Ihre markanten Gesichtszüge und die von ihr in den Selbstporträts hervorgehobenen Augenbrauen machten ihr Gesicht unverwechselbar. Die Malerin mit deutschen Wurzeln erzählte ihre ganz persönliche HeldInnenreise sowie später auch ihre Eheprobleme auf bildliche Weise. Sie zeigte ihre Krisen, Hindernisse und Rückwürfe im Leben auf künstlerische Art. Heute werden ihre Kunstwerke auf der ganzen Welt in Galerien ausgestellt und für Millionenbeträge verkauft. Ein Zeichen für den Einfluss, den ihrer Bilder auf Andere haben.
Die kleinen Einblicke in die Bräuche, Traditionen und kulturellen, wie künstlerischen Werke des lateinamerikanischen Landes zeigen, dass Mexiko sehr stark durch seine Historie geprägt ist. Seien es die erinnerungswürdigen Geschichten der Toten, einer weltberühmten Künstlerin bis hin zum Leidensweg Christis. Dennoch fällt auf, dass die Menschen die Feste immer freudig zelebrieren, trotz des oft leidvollen Ursprungs der Erzählungen. Muntere Musik, Farben und Tänze machen das Leben der mexikanischen BewohnerInnen aus. Sie sind schließlich auch der Grund dafür, warum sie ein sehr lebensfrohes, entspanntes und einladendes Volk sind, das stets gut gelaunt und positiv durch das Leben schreitet. Auch wenn es kein mexikanisches Sprichwort ist, so scheint der Ausdruck „Don’t worry, be happy“ die mexikanische Lebensphilosophie gut zu beschreiben
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