Nonverbale Kommunikation in Video-Calls: Wie wird die Verbindung aufgebaut?

Anfang 2020 haben wir in Meetings noch die Wandbilder und Bücherregale der Kolleg.innen besprochen. Partner:innen und Kinder wurden gegrüßt und allerseits geschmunzelt, weil jemand sein Mikrofon nicht eingeschaltet hatte. Doch mit dem so außergewöhnlichen Jahr, neigte sich auch die Aufregung über die neue digitale Situation dem Ende zu. Was bleibt, ist die neue Form der Kommunikation. Dabei vermissen wir eine ihrer Formen besonders: die nonverbale Kommunikation.

Nonverbale Kommunikation: Das freundliche Lachen © Unsplash / Charles Deluvio

Nonverbale Kommunikation adé? Die Zoom-Barriere

Witze werden ernst genommen, weil der Schalk in den Augen verpixelt ist. Beiläufige Fragen sind schier unmöglich, weil das Internet hängt. Die Reaktionen der Zuhörenden nur schwer bis gar nicht erkennbar, da der Bildschirm geteilt wird. In digitalen Meetings ist nonverbale Kommunikation kaum noch möglich. Was bei internen Besprechungen lästig ist, kann bei externen Meetings zum Problem werden. Wurden Geschäftspartner:innen vor Corona-Zeiten noch von einem überzeugenden Händedruck, leuchtenden Augen oder der passenden Chemie beeindruckt, so müssen sie im digitalen Raum anders erreicht werden. Ob Zoom, Google, Slack oder Skype – unsere heute alltäglichen Begleiter haben die Routinen auf den Kopf und uns vor eine Herausforderung gestellt: Wie erreichen wir unsere Kommunikationspartner:innen, wenn alles, was bleibt, ein paar Quadratzentimeter unseres Gesichtes auf einem Bildschirm sind?

Je länger die Übertragungsverzögerung dauerte, als desto unfreundlicher wurden die Gesprächspartner eingeschätzt.

Auszug Dissertation, Katrin Schoenenberg, Psychologin

Ton ab. Kamera läuft. Videocalls, die Zweite.

Professionelles Auftreten ist die Grundlage und Ziel erfolgreicher, nonverbaler Kommunikation und muss 2021 auch in Videocalls möglich sein. Denn die Technik sitzt, der Hintergrund steht. Um auch im eigenen Schlafzimmer professionell aufzutreten, gilt es, ein paar neue Regeln zu kennen. Das Drehbuch für erfolgreiche Videokonferenzen 2021 ist neu geschrieben! Es beinhaltet sechs Faktoren, die die Verbindung und letztlich das Vertrauen auch beim digitalen Kennenlernen beeinflussen:

Szenenbild

Im Hintergrund kein ungemachtes Bett und auch keine peinlichen Fotos? Dann geht es jetzt darum, das Set zu sichern. Mit einem Nicht-Stören-Schild oder einer abgeschlossenen Tür erspart man sich den Nervenkitzel.

Beleuchtung

Auch die Lichteinstellung sollte stimmen. Wer im Dunkeln sitzt, wird meist auch so wahrgenommen. Gesprächspartner:innen werden einen auf der Straße nicht wieder erkennen. Zudem hat das Gesagte weniger Nachdruck. Es bleibt den Zuhörer:innen weniger personenbezogen im Gedächtnis. Gut in Szene gesetzt sind die, denen das Licht ins Gesicht fällt.

Kameraführung

Hier muss alles sitzen. Es kann Unaufmerksamkeit signalisieren, wenn die Ausrichtung der Webcam verändert wird. Unsicherheit, wenn der Abstand zum Laptop ständig wechselt. Außerdem fällt es in einer Galerie-Ansicht sofort aus dem Rahmen, wenn alle anderen stillhalten. Die Kamera steht in bestenfalls auf Augenhöhe. Professionalität entsteht in erfolgreichen Videocalls auch durch den gewählten Bildausschnitt: Zeigt die Kamera unser Gesicht schräg von unten wie bei Omas erstem Skype-Call oder ist auch unser Oberkörper mit aufrechter Körperhaltung im Bilde?

Auch Teil der nonverbalen Kommunikation: Dein Schreibtisch! © Unsplash / Domenico Loia

Maske

Hier gilt es, sich so zu präsentieren, wie in physischen Meetings auch. Wer nie Lippenstift trägt, sollte damit nun nicht in Videocalls anfangen, bloß weil man sein Gesicht ständig sieht. Da die Kamera-Ausschnitte jedoch meist außergewöhnlich nah betrachtet werden, kann in Erwägung gezogen werden, die Augenringe der Zoom-Happy-Hour des Vortages zu überdecken.

Ton

Die Stimme überträgt Gefühle. Sie gibt Unsicherheit, Überzeugung, Empathie oder Schlaflosigkeit preis. So ist es nicht verwunderlich, dass erfolgreiche digitale Meetings auf einen guten Ton setzen. Die Stimme sollte klar und deutlich übertragen sein, um authentisch wahrgenommen zu werden. Ein externes Mikrofon kann hier einen großen Unterschied machen, sollte jedoch vor wichtigen Meetings mehrmals ausprobiert worden sein. Alle Fenster sollten zudem zu sein, um Hintergrundgeräusche auszuschließen.

Darsteller:in

Der Text muss sitzen. Aufgrund der verschärften Aufmerksamkeit ist es in Videocalls besonders wichtig, auf den Punkt zu kommen. Auch die Konzentrationsspanne der Zuhörenden ist durch die erhöhte Sensibilisierung von Hör- und Sehsinn kürzer als gewöhnlich. Da die Sprechenden meist alleine in einem Raum sitzen, kann es vorkommen, dass sie vergessen, Mimik und Gestik einzusetzen. Normalerweise bekommt der eigene Computer diese schließlich nicht zu sehen.

Es ist jedoch empfehlenswert, sich auch hier der außergewöhnlichen Situation bewusst zu sein und Gestiken und Mimiken verstärkt einzusetzen. Was schafft in nonverbaler Kommunikation Präsenz und Motivation? Rücken gerade, Brust raus, Kinn rein. Wer vor mehreren spricht, beweist Professionalität mit dem Blick in die Kamera. Dies schafft eine unmittelbarere Verbindung zu den Zuhörenden. Wird jedoch ein Dialog geführt, ist es höflicher, das Videobild des Gegenübers anzuschauen und sich so der Reaktion bewusst zu sein.

Wenn alles im Kasten ist, winken alle noch einmal in die Kamera, obwohl das niemand im echten Leben tun würde, schalten kurz die Mikrofone ein, um einen schönen Tag zu wünschen und warten, bis der Host das Meeting beendet.

Wie nonverbale Kommunikation in Reden funktioniert, erfährst du hier.

Redaktion

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