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Miriam: Heute geht es um das Thema digitale Teamführung und wie man an der Begrifflichkeit merkt, habe ich hier genau die richtigen Ansprechpartner:innen. Unsere Teams haben auch intern ihre ganz kleine eigene Identität. Wir sind jetzt alle ein Jahr mehr oder weniger im Homeoffice. Als der Lockdown Light im Sommer war, war unser Büro nicht sehr dicht besiedelt. Wie war denn so das letzte Jahr für euch?
Stefanie: Es war auf jeden Fall erst einmal eine neue Herausforderung. Ich fand auch die Team-Meetings oder auch die internen Meetings haben von der Frequenz her zugenommen. Einfach gucken, dass es den einzelnen Teammitgliedern auch wirklich gut geht oder vielleicht einzeln Check-Ins machen. Das Treffen an der Kaffeemaschine oder einfach mal zwischendurch Mittagessen war dann nicht mehr. Da war schon sehr viel pro Aktivität geplant. Genau aus diesem Grund habe ich gemerkt, dass einfach dieses morgendliche Kaffeetrinken auch digital stattfinden kann. Da muss es nicht zwangsläufig um die Tages-To-Dos gehen. Es kann auch darum gehen: Was hast du gestern Abend gemacht? Welchen Film oder welche Serie schaust du gerade, dass man einfach ein bisschen ins Plaudern kommt. Alles bloß nicht über Corona reden. Die Erfahrung habe ich gemacht, dass macht sonst wirklich schlechte Laune. Ich weiß nicht, wie es bei den anderen war mit den täglichen Check-ins.
Tommy: Erst einmal war das eine ganz große Lernkurve, die wir alle im letzten Jahr hinter uns haben, mit der Situation klarzukommen. Wir sind nicht mehr im Büro, im Büro kann ich Spaß haben, Kritik geben, Lob verteilen etc. Das hat auf einmal ganz neue Dimensionen angenommen und für einen neue Herausforderungen mit sich gebracht. Da musste jeder für sich seinen Weg finden. Da haben wir vielleicht auch die ein oder andere unterschiedliche Herangehensweise. Seitdem wir alle im Homeoffice sind, halten wir das recht flexibel, sprechen einfach miteinander oder rufen uns spontan an. Videochats oder Handy schnell gegriffen und dann hat man miteinander gesprochen. Total egal ob, dass etwas Privates oder Berufliches ist. Man musste einfach diesen Draht herstellen auf der zwischenmenschlichen Ebene und natürlich auch auf der beruflichen Ebene. Und genau da sind wir Zeitgeister sehr flexibel unterwegs. Ich glaube, bei Manja ist es ähnlich wie bei euch.
Manja: Das stimmt, es ist tatsächlich ähnlich. Ich muss tatsächlich auch sagen, als das am Anfang letzten Jahres angefangen hat, hat uns das schon echt ein bisschen kalt erwischt, dass wir dann wirklich alle ins Homeoffice sind. Ich glaube, die liebe Steffi weiß, dass die Earlybirds ein sehr kommunikatives Team sind. Wir reden gerne und viel und tauschen uns auch gerne über die Tische hinweg aus. Als das erstmal so weggebrochen ist, musste man für sich erst einmal eine komplett andere Basis finden und es war tatsächlich nicht immer einfach.
Gerade am Anfang haben wir da glaub ich, auch ganz viel falsch gemacht oder ganz viel gemacht, was vielleicht auch dem Team ein bisschen die kommunikative Ebene genommen hat. Mittlerweile haben wir wirklich auch unseren Weg richtig gut gefunden. Wir haben da echt Maßnahmen im ersten Lockdown für uns generieren können, die für uns funktionieren, die wir dann jetzt im zweiten Lockdown wirklich gut anwenden konnten, die wir jetzt auch täglich machen. Die uns definitiv helfen, die kommunikative Basis einfach für uns im Team zu finden.
Miriam: Da werde ich natürlich ganz hellhörig. Ich finde, man lernt aus Fehlern immer am meisten. Was waren aus deiner Sicht Dinge, die ihr erst einmal intuitiv falsch gemacht habt?
Manja: Ich muss ganz ehrlich sagen, wir haben am Anfang ganz viel geschrieben. Das wir einander einfach sehr viel über unser internes Kommunikationstool geschrieben haben, was einfach bei mir die Frustrationsgrenze irgendwann so hoch gesetzt hat, dass ich wirklich von dem einen auf den anderen Tag dazu übergegangen bin, meine Team-Mitglieder einfach anzurufen. Ich habe natürlich immer geschaut, haben sie etwas im Kalender stehen, kann ich da jetzt einfach anrufen bzw. wenn ich dachte, es könnte gerade kritisch sein, habe ich zumindest vorher kurz nachgefragt. Wir sind wirklich einfach dazu übergegangen, uns einfach anzurufen. Dieses permanente Schreiben und man generell einfach in unserem Job sehr viel schreibt, das setzt wirklich einfach diese Frustrationsgrenze unglaublich hoch. Das war einfach für uns nicht mehr gut und da sind wir wirklich einfach dazu übergegangen das wir uns anrufen.
Stefanie: Und man kann halt auch Dinge falsch verstehen. Wir haben irgendwann im ersten Lockdown die Daily Check-Ins weggelassen, weil wir dachten: „Gibt es irgendwas zu besprechen? Nein? Also lassen wir das weg“. Irgendwie hatte ich das Gefühl, man verliert das Gefühl füreinander. Auch wenn es morgens nur fünf bis zehn Minuten sind, einfach kurz abklopfen, wie es allen geht. Das haben wir jetzt im zweiten Lockdown tatsächlich so umgesetzt, dass wir das täglich machen. Wir alle wissen, es tut auch mal gut mit jemanden anderes zu sprechen als nur mit sich selber, seinen WG- Mitbewohner:innen oder Partner:innen usw. Es ist am Tag tatsächlich einfach der Austausch. Das ist ein gutes Learning vom ersten Lockdown.
Tommy: Ich finde, das ist noch ein ganz schwieriger Punkt. Am Anfang war dieses Thema die Motivation hochhalten, wie auch immer man das tut. Wir haben uns jetzt mit dem Schreibverhalten bisschen beruhigt. Man hat dadurch auch ein bisschen kennengelernt, wie jemand schreibt und was er damit meint, wie er es meint. Es war vor allem am Anfang wichtig, irgendwie die Motivation hochzuhalten, auch bei ihm selber. Man wusste irgendwie die Wirtschaft ist gerade an einem Punkt, wo man nicht mehr weiß, wo es hingeht.
Man weiß auch nicht, wie die Kunden weiter mit einem Verfahren, wenn es nicht läuft. Ist der Kunde weg, wenn die Einnahmen Corona bedingt wegfallen. Das war eine große Herausforderung, da immer wieder den Austausch zu suchen. Zu sagen „Ja, es geht weiter und komm, lass uns neue Ziele erreichen“. Dieses Thema Motivation richtig äußern ist auch ganz wichtig. Wir als Teamleiter hatten da nochmal eine ganz große Aufgabe, unser Team zu motivieren, beizustehen und einfach die Dinge ans Herz zu legen, damit unser Team super arbeiten kann.
Stefanie: Mich würde sowieso interessieren, wie ihr das gemacht habt. Ich bin teilweise morgens aufgestanden und war selber nicht motiviert. Wenn man selber nicht motiviert ist, wie motiviert man dann sein Team? Das war für mich immer eine große Challenge. Man will auch nicht so tun, als ob es einem gut geht. Über kurz oder lang bringt es das auch nicht. Wie habt ihr das gemacht, Manja? Zum Beispiel, wenn du mal einen schlechten Tag hast, trotzdem dein Team irgendwie mitzureißen.
Manja: In unserem Team herrscht eigentlich eine ziemlich humorvolle Atmosphäre. Wenn man tatsächlich mal einen schlechten Tag hat, haben wir gerade in den täglichen Check-Ins immer noch das Beste draus gemacht und gerne auch mal Scherze drüber gerissen. Einfach die Lebendigkeit irgendwie am Laufen gehalten. Jeder von uns hatte irgendwie mal diese Phase, wo er richtig down war, irgendwie nicht wusste, was ging oder was noch geht. Ich glaube tatsächlich, dass mir da zum Beispiel auch mein Team einfach geholfen hat. Wir haben uns einfach gegenseitig wieder hochgezogen und haben einfach gegenseitig geschaut, dass die Motivation hoch ist.
Und wenn es dann mal wirklich bei allen irgendwie an dem Tag schlecht aussah, dann muss man das tatsächlich auch irgendwie annehmen. Man weiß dann auch, dass es am nächsten Tag wieder besser ist. Deswegen haben wir auch ein Team, dass wir uns auch gegenseitig unterstützen. Es ist nicht so, dass wir nur von oben dasitzen und irgendwie leiten und alle müssen das machen, was wir wollen. Es ist wirklich dafür da, dass man sich im Team einfach unterstützt. Das hat mir persönlich an so einem Tag echt extrem geholfen. Da war mein Team dann auch da und hat mich dann wieder hochgeholt.
Miriam: Das ist auch das Wichtigste, dass man dann auch ehrlich bleibt. Das man natürlich sagt mir selbst geht es gerade vielleicht nicht so gut, aber auch schaut gibt es wen, dem es gerade trotzdem besonders gut geht, der vielleicht die Rolle übernehmen kann. Es muss nicht immer der oder die TeamleiterIn sein. Das man damit ehrlich ist oder wie ich es manchmal einfach mache, mich dann einfach zurückziehen, damit diese negative Stimmung nicht ansteckend wird. Das man sagt: „Ich brauche jetzt zwei Tage meine Ruhe, dann kann ich mich wieder sammeln. Dann kann ich auch mal ein paar Dinge schaffen und bin motivierter, weil ich irgendwie Erfolge hatte und komme zurück mit neuer Energie“.
Das kann man sich auch eingestehen. Ihr habt auch viel ausprobiert und umstellen müssen in der Kommunikation und den Arbeitsweisen von jedem aus eurem Team und euch selbst, was waren neue Skills die ihr dazu gelernt habt? Wo ihr auch gemerkt habt, euer Team hat neue Stärke in bestimmten Bereichen gekommen durch diese Situation.
Tommy: Das Thema Eigenverantwortung wurde enorm gefördert. Zumindest ist das auch eine Chance der ganzen Geschichte. Es liegt an uns, die Dinge, die Aufgaben klar zu kommunizieren, genauso wie Lob und konstruktive Kritik. Auf der anderen Seite ist es einfach so, dass jeder für sich dadurch ein bisschen autarker werden muss. Das er selber Aufgaben hat. Man muss auch Mut dazu haben. Ich versuche auch mein Team dazu zu motivieren Fehler zu machen, dass sie auch diese Eigenständigkeit entwickeln und Fehler machen, dass wir dann gemeinsam diesen Weg finden, wie wir das gemeinsam erwarten.
Deswegen ist es für einige Außenstehenden sicherlich auch ein Vorteil gewesen, sich selbst und eigene Ideen einzubringen, ohne dass Tommy durch das Büro wandert und sagt „Macht es so oder so“, sondern dass sie erst mal loslaufen und sich frei entfalten und man dann zusammen spricht. Warum ist es so und warum habe ich in manchen Punkten vielleicht eine andere Erwartung?
Manja: Da kann ich dir nur zustimmen. Es ist wirklich auch ein ganz großer Punkt bei uns gewesen, Das wirklich die Verantwortung einfach zugenommen hat. Wenn natürlich eben nicht mehr dieser tägliche Austausch oder dieser permanente Austausch im Team im Büro herrscht, muss man sich noch viel mehr selber Gedanken machen. Bevor man dann wirklich permanent nur telefoniert am Tag. Dann überlegt man eben doch zwei, dreimal mehr, wie man das Problem irgendwie selber lösen würde und dementsprechend ist das natürlich ein Riesenfaktor.
Stefanie: Dieses Feedback, was man sonst eigentlich, wenn der KollegeIn neben einem sitzt, einfach kurz fünf Minuten bespricht. Sich einfach die Zeit zu nehmen, kurz durchzurufen oder kurz per Videotelefonie und sich wirklich aktiv Zeit zu nehmen, um Feedback zu geben. Gerade auch bei PraktikantInnen, die vielleicht neu bei uns angefangen haben, dass man sich dann wirklich hinsetzt und die Zeit nimmt und das nicht mit Kommentaren in der Spalte vom Word-Dokument macht. Sondern das wirklich Face to Face macht.
Miriam: In dem Zusammenhang, wenn es auch um Verantwortung und Feedback geht, haben wir in der Zeit auch Trainees angenommen, die nochmal eine besondere Stellung haben, weil man da ein bisschen näher dranbleiben muss. Habt ihr da noch ein paar Tipps oder was habt ihr für euch selbst entwickelt, um nahe an den Trainees zu bleiben? Das sie sich trotz aller Freiheit, die sie auch genießen, trotzdem gut betreut fühlen?
Manja: Uns hat unsere liebe Mona im Team verstärkt. Was uns tatsächlich am Anfang sehr wichtig war, im Endeffekt sehr viel gebracht hat und Mona gleich sehr viel am Anfang gelernt hat, dass wir ein Onboarding tatsächlich einmal im Büro gemacht haben. Das war für zwei Tage angesetzt. Da haben wir uns dann dort getroffen und sind wirklich alle unsere Tools in einem Crashkurs durchgegangen. Das sie da einmal eine Basis für sich finden konnte und auch tatsächlich einmal den direkten Kontakt hat, um wirklich auch Fragen zu stellen und dann eben nicht erst direkt anrufen muss, wo die Hemmschwelle am Anfang vielleicht ticken höher ist. Nach dem Crash-Kurs haben wir sie dann auch wirklich relativ schnell ins Homeoffice geschickt.
Um da irgendwie die Verbindung ganz klar noch enger zu halten, weil gerade beim Trainee, ist das einfach superwichtig, dass sie auch wirklich das Gefühl haben, dass da jemand ist und dass sie da jetzt nicht allein auf weiter Flur und Alleinkämpfer sind. Bei ihr haben wir es tatsächlich so gemacht, dass wir tägliche Check-ins haben. Gesondert von unserem Team Meetings haben wir da nochmal tägliche Check-ins, wo wirklich nochmal gezielt Fragen gestellt werden können. Das ist meist auch immer um die Mittagszeit rum. Das ist tatsächlich auch ganz gut, weil sich dann wahrscheinlich morgens Fragen ergeben haben, die sie dann da komplett gesammelt einmal stellen kann. Da ist dann wirklich die Bühne, um dahingehend wirklich auch nochmal besseres Verständnis zu schaffen.
Miriam: Und bei dir, Tommy? Du hattest in der Zeit schon zwei Trainees ongeboarded. Hast du verschiedene Learnings dabei mitgenommen?
Tommy: Das erste Learning ist, dass man natürlich insbesondere jetzt nicht nur auf eine Schulter verteilt, sondern dass wir das im Team verteilen. Und so war dementsprechend auch unsere Abmachung, dass jeder im Team mal Texte verteilt und Ansprachen abgibt. Jeder hat andere Herangehensweisen und es gibt nicht den Plan A, der immer so ausgeführt werden muss. Deswegen war es mir vor allem wichtig, dass wir gucken die Erwartung von Berater:in 1 und Berater:in 2, dass man einfach sieht es gibt unterschiedliche Wege. Es gibt immer unterschiedliche Wege zum Ziel.
Was mir zudem wichtig war, wir haben gleichzeitig zum aktuellen Fall einen Praktikanten dazu bekommen. Da habe ich ganz klar kommuniziert, dass sie gerne im Team arbeiten, beides Neueinsteiger, dass sie sich beide ergänzen. So haben sie beide schon schöne Projekte umgesetzt, das macht mich verdammt stolz, wenn ich sehe, dass sie einfach gemeinsam lernen und sich gegenseitig hochziehen. Was auch nochmal ein wichtiges Thema war, das ein paar Prozesse, die wir intern haben oder eine Ansprache mit Journalisten, dass man diese Prozesse versteht. Dafür habe ich einen kleinen Guide gebaut, also einen, der jetzt nicht unbedingt verpflichtend ist. Einfach ein paar kleine Tipps und Hinweise, wie man an die Telefonie rangeht. Ich plane aktuell auch ein kleines Rollenspiel zum Thema Telefonieren, Gerade braucht es wirklich das an die Hand nehmen, regelmäßige Feedbacks nicht nur von mir, sondern wirklich im Team.
Stefanie: Miriam, ich hätte eine Frage an dich. Du bist unser Profi im Führen aus der Ferne, hast du noch Tipps oder Learnings? Du machst das nun schon eine etwas längere Zeit als wir.
Miriam: Es gibt auch verschiedene auch Homeoffice-Typen. Es gibt die Leute, die das eigentlich ganz schön genießen. Ein bisschen ihren Raum zu haben, nicht unterbrochen zu werden, einfach auch in ihren heimischen vier Wänden zu sein, wo sie vielleicht irgendwie auch ganz gut eingerichtet sind und das auch können. Und manche, die halt extrem diesen Kontakt brauchen. Ich würde mich persönlich zu den Ersteren zählen.
Ich fühl mich eigentlich sehr wohl und habe jetzt per se schon relativ wenig Kommunikationsdrang. Das hat überhaupt nichts mit Persönlichkeiten zu tun, sondern ich brauche halt eher so ein bisschen dieses stille Kämmerlein. Nora hat die nicht nur die Rolle sich um HR-Belange zu kümmern und da viel zu machen, sondern es passt einfach viel mehr zu ihrer Persönlichkeit.
Ich mache mir schon viele Gedanken. Die Idee, dass wir uns zum Beispiel auch die Zeit nehmen, im Wochenmeeting, um auch über unsere Gefühle zu sprechen. Das dauert halt manchmal, manchmal ist das auch ein bisschen ermüdend, sich das von 22 Leuten anzuhören. Wir sind gerade müde in den Tag gestartet oder ich habe irgendwie Yoga gemacht oder so. Ich finde es trotzdem wichtig, weil da merkt man auch in jedem Wochenmeeting, man kann sich von den anderen doch nochmal irgendwas abschauen. Die Grundstimmung ist generell bei schlechtem Wetter und Dunkelheit ein bisschen deprimierender als in einer anderen Woche.
Über solche Dinge mache ich mir in meinem stillen Kämmerlein eher Gedanken und stups diese eher aus dem Hinterhalt ein bisschen an. Während Nora und jetzt auch Julia verstärkt in dem direkten Kontakt sind. Ich habe dann mit Führung von einzelnen Menschen nicht so viel zutun, außer es gut um das Management von Projekten. Das ist eben auch die Frage: Wie geht ihr damit um, wenn jemand gar nicht so kommunikativ in seinem Homeoffice ist und auf den auch Verlass ist? Sagt ihr dann „Ich lass die Person ein bisschen in Ruhe“ oder versucht ihr, sie trotzdem herauszukitzeln? Oder Leute, die besonders viel Aufmerksamkeit brauchen, nehmt ihr das dann auch immer alles so an? Sagt ihr dann auch „Du musst jetzt auch lernen, eigenverantwortlich in einem Büro zu arbeiten“? Was habt ihr generell für Typen an Homeoffice Teammitgliedern? Gibt es da große Unterschiede?
Stefanie: Bei Typen, die wirklich etwas ruhiger sind, da habe ich gemerkt, da muss man diejenigen ein bisschen mehr hinterm Sofa hervorlocken. Das man da vielleicht öfter miteinander schreibt oder telefoniert, dass die ein bisschen mehr Aufmerksamkeit brauchen und man halt öfter spricht. Manchmal habe ich das Gefühl, fließen sie so nebenbei, man weiß gar nicht, wie es ihnen geht und man hört auch den ganzen Tag dann wahrscheinlich auch nicht so viel im Chat oder haben halt grad viel zu tun. Ich glaube, da muss man dann auch mehr ein Auge draufhaben als bei anderen Typen.
Manja: Das Problem mit der Kommunikation herrschte bei uns nicht. Alle sind sehr kommunikativ. Wenn ich tatsächlich mal merke, dass es jemandem nicht so gut geht, dann hacke ich da lieber nochmal persönlich nach. Einfach, weil ich wirklich möchte, dass es meinem Team gut geht und das alle glücklich sind. Natürlich nicht jeder ist immer glücklich, aber dann hilft vielleicht auch, wenn man mal drüber spricht. Wenn ich merke, irgendwo sind da ein paar graue Wolken, dann rufe ich da auch schon einfach mal an und frage mal, wie es demjenigen geht.
Miriam: Das ist auch ganz richtig. Von alleine sagt das kaum jemand ist, es sei denn, es ist schon fast ein bisschen zu spät. Wenn der Burnout oder irgendeine Depression auch durch die Umstände dann eskalieren oder so. Und bei dir, Tommy?
Tommy: Bei uns ist es auch wie bei euch beiden im Team. Kommunikation ist eigentlich da und wenn es jemanden schlecht geht, dann äußerte er sich. Das ist ganz einfach. Neuankömmlingen müssen sie auch erst dran gewöhnen, dass man da auch ein bisschen Quatsch reinschreibt, dass man auch mal die ein oder andere Aufgabe verteilt. So regeln wir das eigentlich auch intern. Wenn irgendjemand meint, er hat heute einen schlechten Tag, dann haben wir auch offene Ohren dafür. Dann gibt es entweder das Gespräch oder man sagt „ja komm, mach jetzt 16 Uhr Feierabend und komm morgen einfach dann wieder, damit du dann wirklich einen freien Kopf hast und für dich alles soweit läuft.
Miriam: Ich finde, das ist auch generell der Vorteil von unserer Teamstruktur und dann auch wahrscheinlich die Erklärung, warum Nora und ich uns gar nicht so stark in die Führung einbringen müssen, weil ihr so enge Teams seid mit eigenem Namen und eigener Landingpage. Es sind auch eine Handvoll Leute, keine 20 Mann-Teams oder Frau-Teams. Ich denke, da hat man eine ganz andere Basis miteinander zu sprechen und auch eine ganz andere Vertrauensbasis zu euch, die man auch als Neuling ziemlich schnell mitbekommt. Was habt ihr generell gemacht? Als Inspiration, was kann man Teambuilding technisch trotz der Distanz an lustigen, schönen und inspirierenden Sachen machen? Happyhours und Abende in der Bar fallen auch ein bisschen weg. Was habt ihr vielleicht noch an Inspiration, was man an kleinen Team-Highlights schaffen kann?
Tommy: Mir ist mir tatsächlich auch aufgefallen, dass man sich sehr viel auf der Arbeit sieht, also wenn es möglich war. Richtung Sommer war es auch noch ein bisschen einfacher, sich dort zu sehen. Mir ist irgendwie aufgefallen, wir verstehen uns alle so gut und treffen uns dann irgendwie in der Bar zum Trinken, jetzt ohne Corona. Deswegen dachte ich, wie sieht es aus mit einer Fahrradtour? So haben wir zum Beispiel Richtung September eine Fahrradtour gemacht. Im erlaubten Maß natürlich. Das war enorm cool, mal mit den Leuten was zu machen, was man vielleicht nicht einfach nach der Arbeit einfach so auf die Wegstrecke bringen kann.
Und genau kam mir dann die Idee, dass man einfach mal als Team vielleicht verreist, wenn es denn möglich ist. Bei mir schob die ganze Corona Pandemie das Denken an. Wenn wir schon so ein gutes Team Gefüge haben, warum das nicht ausreizen, wenn es für die für die jeweiligen Personen passt? Und da gibt es sicherlich noch Pläne und Gedanken, die wir auch in Zukunft hoffentlich angehen können.
Miriam: Und Team Fusion oder Earlybirds habt ihr noch irgendwelche Eventideen, die ihr weitergeben könnt?
Stefanie: Das ist eine sehr gute Frage. Ad hoc fällt mir gerade nichts, was tatsächlich dieses zusammen lunchen, zusammen Kaffeetrinken oder wirklich mal ein Bar Abend zusammen machen. Zu sagen, nach Feierabend lassen wir alle die Stifte fallen und wir trinken noch ein Glas zusammen. Digital meine ich. Die digitale Happyhour, dass es sie auch im Team Fusion gibt.
Manja: Ich muss sagen, ich war letztens von unserer großen digitalen Bakenight tatsächlich sehr beeindruckt und fand es auch gemeinsam wirklich schön. Ich muss immer sagen, ich bin ganz ehrlich, wir sehen uns alle hier den ganzen Tag digital und dann abends nochmal digital, ist halt echt schwierig. Es ist eine Herausforderung und ich glaube im Endeffekt auch ein tick Belastung. Ich bin froh, wenn wir uns alle wieder im Rahmen dann auch wirklich mal live sehen können, wo man dann einfach gemeinsam Zeit verbringen kann.
Tommy: Ich erinnere mich an die Weihnachtsfeier, die bei manchen bis 2 Uhr nachts ging.
Miriam: Da war ich aber auch überrascht, dass das so gut funktioniert. Das war bei mir nämlich genauso. Ich hatte gerade eine lange Fahrt zu meinen Schwiegereltern hinter mir und dachte „Jetzt drei Stunden von Laptop sitzen und so tun, als ob Weihnachten ist, irgendwelche Reden schwingen und irgendwelche Spiele spielen“, da war ich nicht sehr motiviert. Insgesamt war der Kern viereinhalb Stunden dabei und die sind verflogen wie nichts. Das war natürlich auch für mich überraschend, weil natürlich haben wir uns vorher auch Gedanken gemacht und nicht einfach nur Kamera anmachen und laufen lassen, sondern ein bisschen Programm, ein bisschen Unterhaltung bis zur Inspiration reflektieren. Da wurde ich wieder eines Besseren belehrt.
Tommy: Ich hatte ich hatte meiner Freundin verkündet, dass es um 20 Uhr vorbei ist, aber dass es sich dann sechs Stunden hinausgezögert.
Stefanie: Im Team Fusion gibt es immer was zu schnacken. Nach einem Tag am Rechner und dann vielleicht doch nochmal eine digitale Happyhour. Wir haben irgendwie immer was zu bequatschen und bereden, auch abseits von Arbeit. Natürlich bin ich dann auch mal froh, wenn der Laptop dann zugeklappt wird am Ende des Tages.
Miriam: Gerade als Teamleitung habt ihr echt viel Zeit investiert müssen, um irgendwie für die Bedürfnisse eurer Teammitglieder einfach auch zuzuhören. Ich kann mir vorstellen, dass das auch etwas ist, was man mitnimmt, wenn der Lockdown wieder vorbei ist. Habt ihr sonst noch irgendwelche Dinge, wo ihr sagt, eigentlich hat uns das auch die Augen geöffnet, was man generell noch in der Teamführung ändern müsste.
Tommy: Man muss feinfühliger sein, in jegliche Richtung, sei es Lob oder Kritik. Ich denke, das ist wirklich sehr viel, was wir auf jeden Fall mitnehmen können und wo wir auch viel gelernt haben.
Stefanie: Und Verständnis das man unterschiedliche Persönlichkeiten im Team hat. Nicht jeder tickt gleich. Jetzt im Lockdown ist das nochmal klarer geworden. Der ein ist ein bisschen lauter, die andere vielleicht ein bisschen leiser, dass man darauf wirklich unterschiedlich eingehen muss. Das habe ich jetzt nochmal mitgenommen für die Zeit, wenn wir uns alle wieder live sehen können.
Manja: Ich habe für mich vor allem auch mitgenommen, dass es eben gut funktionieren kann, wenn wirklich alle im Homeoffice sind. Vor der Pandemie hätte ich das so nicht unterzeichnet. Da war ich eher Team Büro. Wie gesagt, wir haben vorher auch schon im Homeoffice gearbeitet, aber da waren es meistens ein oder zwei Tage und man hat sich vorrangig im Büro gesehen. Und mir hat es wirklich gezeigt, dass es funktionieren kann und man als Team auch trotz dessen, dass wir wirklich soweit hier in Berlin voneinander entfernt sitzen, zusammenarbeiten können.
Miriam: Es ist auch für uns total spannend. Seit fast zehn Jahre arbeite ich zwischen Berlin und Südafrika und für mich war das überhaupt gar keine Umstellung. Aber jetzt nochmal das ganze Team so zu erleben. Wir haben vorher mit viel Mühe dieses wundervolle „Workation-Programm“ ausgedacht. Verlängere deinen Urlaub und arbeite, wo du gerade noch bist. Das machen wir auf jeden Fall weiter. Die Frage ist, ist diese zwei Monate im Jahr Begrenzung überhaupt angemessen?
Man merkt es an mir und am Liam, der auch in Düsseldorf arbeitet, nachdem er erst bei uns in Berlin angefangen hat, dass wir da eigentlich noch ein gutes Aufholpotenzial haben, auch beim Recruiting. Vielleicht nicht immer so Wert darauf zu legen, dass es in Berlin sein muss. Ich denke, in Berlin gibt es generell noch genug Talente in unserer Branche. Und wenn man gerade neue Leute einstellt, ist man auch unsicher, ob das so passt. Ich denke, dass es definitiv aus Team Führungsschichten eine interessante Einsicht für uns ist. Ich hoffe, ihr seid als TeamleiterInnen auch durch dieses Jahr für euch gewachsen, dass ihr da nochmal ganz andere Skills polieren konntet. Hoffen wir trotzdem mal, dass es bald vorbei ist. Und wir uns persönlich ganz viel Feedback, Lob und Kritik geben können.
Wie Storytelling hilft das Team digital zusammenzuhalten, erfahrt ihr auch in unserem Gastbeitrag: Kommunikation über Zoom.
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