Bei dem Begriff „Künstliche Intelligenz“ erschaudern viele Leute erst einmal. Erinnerungen an Roboter und selbst gesteuerte Computer entfachen filmisch inszenierte Vorstellungen einer höheren, bösen Macht. Eine Intelligenz, die nicht unserem Gehirn entspringt, kann nur die Zerstörung der Menschheit im Sinn haben. Oder etwa doch nicht?
Auf Business-Ebene gewinnt die Etablierung der künstlichen Intelligenz in Geschäftsprozessen immer mehr an Beliebtheit. Und das, obwohl sich die Entwicklung erst am Anfang befindet. Speziell im Marketing-Bereich zeigten die neuen Systeme bereits erste große Erfolge. Das Zusammenspiel von Daten und intelligenter Technologie beeinflusst die Personalisierung der Vermarktungsmaßnahmen. Unternehmen können plötzlich Geschichten erzählen, die auf Einzelpersonen abgestimmt sind. Storytelling anhand der individuellen Kundenbedürfnisse ist in etwa wie das Schauen der eigenen Lieblingsserie – und das ausschließlich mit den favorisierten Charakteren. Was genau heißt das im Detail? Und welcher konkrete Nutzen steckt dahinter?
Das höchste Gut von Marken sind Daten jeglicher Art. Sowohl demografische Werte als auch die Interessen der Zielgruppen helfen dabei, die individuell relevanten Botschaften zur richtigen Zeit auszuspielen. Durch die voranschreitende Digitalisierung sind Nutzerinformationen jedoch kein Einzelgut mehr. Besonders für Marketer sind sie im Überschuss vorhanden. Die Mengen von Angaben müssen demnach effizient und intelligent verarbeitet werden, um dem Unternehmen überhaupt erst einen Mehrwert bieten zu können. Noch wichtiger und wertvoller ist also die Datenkompetenz. Die Ansammlung der Beobachtungen müssen zu Erkenntnissen führen und diese wiederum zu neuen strategischen Handlungen.
Diese Fähigkeit ist leider bis dato kaum vorhanden und überfordert oft sogar die höchsten Marketer. Die Wunderman Studie „Future ready“ aus dem Jahr 2018 belegt, dass 62 Prozent aller befragten Firmen sich nicht dazu imstande sehen, konkrete Maßnahmen aus digitalen Informationen abzuleiten. Und das, obwohl 99 Prozent aller Teilnehmer:innen zustimmen, dass Daten beispielsweise maßgeblich für den Marketing- und Vertriebserfolg entscheidend sind. Individuelles Storytelling ist längst kein Erfolgsgeheimnis mehr und nur der zugehörige Eingang ist oftmals schwer zu finden.
An dieser Stelle knüpft die Künstliche Intelligenz an. Die Technologie kann gänzlich allein Informationen speichern, analysieren und nutzen. Ein Teilgebiet der KI ist dabei besonders erfolgsrelevant: das maschinelle Lernen. Denn das ist dazu in der Lage, die richtigen Daten zu filtern, aber auch Gemeinsamkeiten zu erkennen und Muster sowie Gesetzmäßigkeiten zu erstellen. Aus Erfahrungen wird demnach digital initiiertes Wissen generiert. Das Ganze passiert in Echtzeit und in einem Ausmaß, welches von der menschlichen Spezies nicht machbar ist. Die KI entwickelt daraus individuelle Lösungs- und Ideenansätze. Diese Menge an Kenntnissen mündet in einer nicht enden wollenden Kreativität mit Einfällen, die sowohl Zielgruppen- als auch wettbewerbsorientiert sind.
Die Analysen des Surf- und Kaufverhaltens führen zu wertvollen Insights. Die Geschichten über einzelne Nutzer:innen können analysiert, erzählt und in die eigene Markendarstellung etabliert werden. Und Personalisierung ist bekanntlich der Schlüssel zur langfristigen Kundenbeziehung.
Besonders erfolgreiche Marketingexpert:innen haben diesen Twist schon lange für sich entdeckt. Eine Studie von Google aus dem Jahr 2019 zeigt außerdem, dass führende Marketers mehr als doppelt so oft in Technologien der KI investieren wie ihre traditionellen KollegInnen.
Auch die Vermittlungsplattform von Ferienwohnungen HomeAway kam im Jahr 2017 in den Genuss des künstlichen Intellekts. Mithilfe des maschinellen Lernens gelang es dem erworbenen System, die Kund:innen in Echtzeit zu segmentieren, wodurch die automatisch angezeigten Angebote individuell angepasst wurden. Ausschließlich die umsatzstärksten Käufer:innen bekamen so zum Beispiel Anzeigen und andere Werbemaßnahmen zugeschickt. Die Ausgaben für den Streuverlust minimierten sich also. Dieser marketingtechnische Wandel verhalf dem Unternehmen zu einem Umsatzgewinn von 115 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Vielleicht ist es doch an der Zeit, sich vom Gedanken der bösartigen Maschinen zu lösen. Zumindest aus geschäftlicher Sicht. Die Künstliche Intelligenz scheint die Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu sein. Bis heute gibt es kein vergleichbares Tool oder menschliches Können, das in der Lage ist, die Customer Experience so wirkungsvoll echt, privat und dadurch auch emotional zu gestalten. Das alleinige Horten von Kundeninformationen bringt weder einen Nutzen für das Geschäft oder die Konsument:innen noch einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Das Gut an Informationen muss intelligent geclustert und in Lösungen angewandt werden. Erst so kann Big Data Unternehmen dabei helfen, ihre Käufer:nnen richtig zu verstehen und emotionales Storytelling durch die Erfüllung von persönlichen Bedürfnissen zu meistern.
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