Es gibt Entscheidungen im Leben, in denen zögert man keine Sekunde. Als ich kurz nach meiner Ausbildung zur Werbekauffrau auf der Internationalen Tourismus Börse den Stand mit dem Round-the-World-Ticket sah, war so ein Moment. Am nächsten Tag stand ich bereits im Reisebüro und buchte meine Flüge. Oder als Miriam mich in meiner Elternzeit fragte, ob ich bei Mashup Communications einsteigen möchte, war da keinerlei Zweifel trotz offensichtlicher Risiken. Die Lust am Abenteuer, das Gefühl, dass es genau das Richtige für mich ist, überwog alles.
Genauso ging es mir, als eine Mail von Joana Breitenbach für ein Jahrestraining in mein Postfach flatterte mit dem Betreff: „Beyond New Work: Der Weg zu New Work führt nur über Dich!“ Ihre Aussage: „New Work ist ein ganzheitlicher Entwicklungsprozess (…). Nur wer innerlich klar und reflektiert ist, kann kraftvolle Entscheidungen treffen, neue Verantwortung übernehmen und seinen Purpose leben.“ Diese Worte trafen mitten in mein Herz bzw. meinen Neokortex und ich wusste augenblicklich, ich will dieses Jahrestraining machen. Heute weiß ich bereits, dass diese Handlung pure Intuition ist, also die höchste Stufe der Entscheidungsfindung. Man trifft sie in gewissem Maße nicht bewusst, sondern sie trifft sich quasi durch dich.
Mein Leben ist seit zwölf Jahren vor allem von zwei Dingen bestimmt: meinem Sohn und unserer PR und Brand Storytelling Agentur. Neben meiner starken inneren Motivation „Meet the Challenge“, waren zeitliche und kreative Flexibilität ein wesentlicher Grund für meine Wahl, trotz oder gerade wegen des Kindes in die Selbstständigkeit zu gehen.
Zu dem damaligen Zeitpunkt war mir nicht in dem Ausmaß bewusst, wie sehr sich meine Rolle als Geschäftsführerin ändern und wie sehr meine Führungskompetenz erwartet würde. Ich bin in diesen dutzend Jahren selbstverständlich gewachsen, beispielsweise hin zu mehr Empathie, habe aber wiederum auch gelernt, manche Dinge nicht persönlich zu nehmen und von mir emotional fernzuhalten. Aber natürlich war es ein Prozess, meine Position als oberste Führungskraft anzunehmen, auch wenn es manchmal nicht so einfach war und immer noch ist.
Über mein ambivalentes Verhältnis zu meiner Funktion als Geschäftsführerin habe ich bereits 2016 einen ehrlichen Blogpost verfasst und meine Punkte darin aufgeführt: Warum ich es manchmal hasse Chefin zu sein.
Auf der anderen Seite sind wir als Agentur ebenfalls inhaltlich und personell gewachsen. Wo wir anfangs von ganz flachen Hierarchien träumten, mussten wir schnell feststellen, dass mit wachsender Belegschaft doch Prozesse und Regeln notwendig sind, um ein reibungsloses Miteinander zu gewährleisten und dadurch wiederum mehr Freiheiten zu erhalten. Uns war es als Agentur schon immer wichtig, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich jede:r wohlfühlt und seine bzw. ihre Kreativität bestmöglich ausleben kann.
Wir arbeiten als Firma kontinuierlich an unseren Unternehmenswerten und leben diese so gut wir können, gerade auch was Flexibilität, Transparenz etc. angeht. Homeoffice war bei uns schon vor der Corona-Krise normal. Für noch mehr Unabhängigkeit und eine bessere Work-Life-Balance haben wir sogar ein Workation-Programm ins Leben gerufen, was von unseren Mitarbeiter:innen sehr gut angenommen wird.
Dennoch stoßen wir manchmal an unsere Grenzen, wenn es zum Beispiel um mehr Verantwortung in den Teams geht oder darum, diese abzugeben. Oder plötzlich aufkommender Neid, wenn alle das gleiche haben sollen, wie beispielsweise unserem Vorschlag zu Vertrauensurlaub. Aber auch die veränderte digitale Situation durch Corona und die Sehnsucht nach echten Zusammenkünften. Und dem Wunsch der Mitarbeiter:innen nach Führung, die einerseits visionär sein, Antworten parat haben und auch durchgreifen soll, aber andererseits gerecht, einfühlsam und auf Vertrauen gemünzt.
Wie kann ich jedoch sicherstellen, dass meine Entscheidungen, meine Verhaltensweisen allen gegenüber immer die Richtigen sind? Oft stehe ich bei den unterschiedlichen Interessen der Parteien zwischen den Stühlen, kann zwar beide Seiten nachvollziehen, aber agiere oft mehr wie Luke Skywalker als Meister Yoda.
An dieser Schwelle stand ich also, als ich mich dafür entschied, mir selbst auf meiner Heldenreise eine Mentorin (in diesem Falle sind es sogar mehrere Mentorinnen) zu nehmen, um mich bei dem Thema New Work und gute Führung weiterzuentwickeln.
Ein kleiner Spoiler: Ich bin noch mitten dabei. Es ist kein Tool, welches man sofort in seinen Wissensrucksack packt und anwenden kann. Sondern das Rüstzeug muss erstmal langsam gedeihen von der Erkenntnis bis zum Bewusstmachen der eigenen Handlung. Und wie das immer so ist, fällt mir die Anwendung in einem geschützten Übungsraum natürlich leichter als in der alltäglichen Agenturhektik. Aber ich merke zumindest, wie ich mich immer wieder daran erinnere, und bin zuversichtlich, dass ich das Erlernte im Laufe der Zeit auch anwenden werde.
Zu Beginn rollte ich innerlich mit den Augen: Was sollte mein Führungsstil mit meinen Erfahrungen in der Kindheit zu tun haben? Aber ich lernte, dass die jetzigen Muster, die wir an den Tag legen, sehr wohl mit unseren Prägungen zu tun haben. Als Kind waren wir in abhängigen Verhältnissen, wie zu unseren Eltern oder Lehrer:innen. Wenn uns Situationen zu viel waren und wir nicht aus diesen flüchten konnten, entwickelten wir bestimmte Gewohnheiten, um mit ihnen umzugehen. Sei es uns schuldig zu fühlen, den Entscheidungen des Friedens willen zuzustimmen oder auch auf Angriff zu gehen. Wenn wir nun als erwachsene Menschen auf Konflikte treffen, verhalten wir uns oft in unseren erlernten Schablonen. Genau an dieser Stelle müssen wir uns aber fragen, was der eigentliche Ursprung unseres Verhaltens ist und ob wir nicht eine andere Möglichkeit wählen können, die selbstbestimmt und nicht aufgrund von Erfahrungen getroffen wird.
Ein hilfreiches Modell, auf welches ich mich inzwischen oft rückbesinne, ist das Konzept von „Belonging & Becoming“. In jeder Beziehungsebene rotieren wir immer wieder zwischen den beiden Polen von Zugehörigkeit und dem autonomen Selbstausdruck. Die Fragen, die ihr euch zunächst stellen solltet, sind deshalb: In welcher Situation erlebe ich Zugehörigkeit, worüber erfahre ich Sicherheit und Stabilität? Und was brauche ich, um Freiraum und Selbstentfaltung entwickeln zu können?
Wenn diese beiden Positionen aber als nicht vereinbar erscheinen, fallen wir leicht in bestimmte Strategien, die allerdings nicht sehr hilfreich für eine rationale Entscheidungsfindung sind. Erstens: in das Gefühl von Scham, zum Beispiel der Angst bei vermeintlich unpopulären Beschlüssen die Zugehörigkeit (beispielweise zum Team) zu verlieren.
Zweitens: in die Strategie der Überheblichkeit, also dem Gefühl, niemanden zu brauchen und sich in gewissem Maße über die anderen zu erheben, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Aber auch hier ist es ähnlich wie bei festgefahrenen Mustern: Wenn ich mir dieser bewusst bin, kann ich einfacher meine Entscheidungen nachvollziehen und die inneren Spannungen aushalten. Und dadurch gute Entschlüsse unabhängig von meinen inneren Bedürfnissen treffen.
Jeder kennt das wahrscheinlich: Vor wichtigen Meetings oder schwierigen Beschlüssen begegnet uns ein flaues Gefühl im Magen, unsere Stimmung ist im Keller und wir möchten uns am liebsten aus der Situation schleichen. Aber wann hören wir eigentlich im normalen Alltag bewusst auf unser physisches Empfinden und unsere Emotionen? Der Kontakt zu uns selbst dient quasi als Basis von Inner Work. Je mehr ich fühle und weiß, was in mir körperlich und mental vorgeht, desto besser kann ich auch meine Umgebung wahrnehmen und auf sie eingehen.
Der Selbstkontakt dient ebenfalls als Grundlage für Authentizität und Präsenz. Auch hier könnt ihr euch fragen: In welchen Bereichen und Situationen fällt es mir leichter authentisch und präsenter zu sein? In meiner vertrauten Umgebung, in der ich nichts befürchten muss? Oder im Gegenteil: vor einem unbekannten Publikum, bei dem ich nichts zu verlieren habe? Auch hier ist die Antwort nicht immer eindeutig oder gleich. Wichtig ist nur, dass man regelmäßig in sich hineinhorcht. Denn an Tagen, an denen es mir körperlich oder mental nicht gut geht, werde ich Menschen vielleicht anders begegnen, Entscheidungen vermutlich divergent treffen, als wenn ich rundum positiv gestimmt bin.
Wie treffe ich also Beschlüsse? Bin ich voll im meinem „Belonging“, geht es also um Überleben und Sicherheit? Oder befinde ich mich in meinem „Becoming“? Möchte ich mich bewusst abgrenzen, meinem Willen folgen, Autonomie erreichen? Oder befinde ich mich schon im nächsten erstrebenswerten Level: der Motivation. In diesem handele ich intuitiv, weil ich mir meiner Innenwelt bewusst bin und dadurch die für mich richtige Wahl treffe. Oder bin ich bereits in der Phase der Inspiration, in der ich das wirklich Neue zulasse und die Wahl – wie ich bereits in der Einleitung beschrieb – quasi ohne mein bewusstes Zutun getroffen wird.
Woran wir diese Phasen erkennen, können wir davon ableiten, wie es uns mit unseren Entscheidungen geht. Können wir leicht Nein oder aus Überzeugung Ja sagen? Was passiert mit uns und unserer Innenwelt, wenn es uns schwerfällt, Urteile zu treffen? Habe ich Angst davor, wie andere auf mich reagieren werden (Verlust von Zugehörigkeit) oder wie sie mich dann sehen (Sichtbarkeit als Autonomie)? Solange wir uns in einem solchen Spannungsbogen befinden, fällt es uns schwerer Klarheit zu erlangen und weise Entschlüsse zu treffen. Deshalb ist es ratsam, sich immer wieder die Frage zu stellen: Auf welcher Ebene befinde ich mich gerade? Wann werden meine Resolutionen aus Scham getroffen, wann aus Überheblichkeit? Und in welchem Moment agiere ich reaktiv, wo bin ich davon frei?
Euch brummt bereits der Kopf bei so viel Input? Glaubt mir, mir ging es nicht anders. Und das war nur ein Teil der Informationen meines Jahrestrainings zu Beyond New Work. Ich hoffe aber, euch den Kern vermittelt zu haben, worauf es bei guter Führung ankommt. Nämlich zunächst bei uns selbst und unseren Bedürfnissen anzufangen. Und dann zu erkennen, warum wir in bestimmten Situationen so handeln, und uns im besten Falle mit unseren Spannungen zu arrangieren. Um dann Entscheidungen intuitiv, unabhängig von unseren eigenen hinderlichen Gefühlen im Sinne aller zu treffen.
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