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Planet Storytelling: Dubai

„Wir sind der lebende Beweis, dass Menschen mit Mut und Überzeugung Träume in Realität verwandeln können. Dubai ist der lebende Beweis davon.“ Das Zitat stammt von Dubais jetzigem Herrscher Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum. Bei meinem Besuch im Rahmen eines kurzen Stopovers auf meinem Heimweg aus Australien konnte ich selbst feststellen: In diesem Teil der Vereinigten Arabischen Emirate wird mehr als nur groß gedacht.

Schon beim Landeanflug zauberte sich mir ein Lächeln ins Gesicht. Da ich in den Abendstunden landete, erstreckte sich unter mir ein Lichtermeer, mit dem meine Augen um die Wette funkelten. Wie für einen Flughafen üblich, befand ich mich direkt inmitten der verschiedensten Kulturen. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass dies eins der besonderen Merkmale der Stadt ist. Beim Verlassen des Flughafens schlug mir trotz der späten Stunde eine stickige Hitze entgegen und ich fragte mich, wie ich hier wohl vier Sommertage Mitte Juni überleben würde.

Bei meinem ersten Kontakt mit der arabischen Welt habe ich die Kultur und alles was Dubai zu bieten hat, nur ankratzen können. Es sind viele Eindrücke auf mich hereingeprasselt, die ich in der mir nicht zusagenden Hitze schwer verarbeiten konnte. Stark im Gedächtnis geblieben sind mir aber drei Dinge: Der Sandsturm, der mir die Aussicht vom Burj Khalifa zerstörte; die armen Kamele, die nur zur Bespaßung der Touristen dienten; und das Meer, in dem ich auf der Suche nach Abkühlung wie ein Hummer gekocht wurde. Dabei hat dieses Emirat noch viel mehr zu bieten. Tauchen wir einmal zusammen nach den Perlen Dubais.

Stadt der Superlative, aber ohne Tradition?

Höher, größer, futuristischer – so lässt sich das Emirat wohl am besten bezeichnen. Dubai strotzt vor Superlative. Das (noch) höchste Gebäude (Burj Khalifa), die größte Shopping Mall (Dubai Mall) – in der sich das größte Aquarium befindet – die größten Wasserspiele (Dubai Fountain) und das teuerste Hotel der Welt (Burj Al Arab). Hier werden wirklich alle Rekorde gebrochen. Auch wenn Luxus das vorherrschende Motto ist, hat nicht jede oder jeder genug Geld, um es aus dem Fenster zu werfen. Ein Fun Fact mal am Rande, vieles wird hier auch von Abu Dhabi mitfinanziert, da Dubai die Kosten für all die Superlative nicht allein stemmen kann. Irgendwie ironisch.

Meine Dubai-Reise ist bereits gut sechs Jahre her und damals habe ich mir nicht besonders viel dabei gedacht. Die Kultur hat mich eher in kleinen Wellen hier und da einmal erreicht. Um mehr von ihr zu erfahren, habe ich eine Wüstensafari mitgemacht. Natürlich super touristisch aufgezogen, aber trotzdem entführte es mich in die arabische Welt. Traditionelles Essen, arabische Tänze, Henna-Tattoos und Shisha. Später habe ich mich trotzdem gefragt, was genau ist die Essenz dieser überdimensionalen Stadt? Wo versteckt sich die Seele?

Über die Jahre wurde Dubai des Öfteren vorgeworfen, dass es seine Kultur verkauft und sich der westlichen Welt zu sehr geöffnet hat. Gerade in anderen arabischen Ländern wird die Entwicklung Dubais eher kritisch beäugt. Natürlichen spalten sich hier auch die Meinungen. Während es einerseits heißt, Dubai sei eine Stadt ohne Seele und wirke künstlich, wird anderswo gesagt, es sei eine faszinierende Mischung aus Tradition und Moderne. Brauchtümer des arabischen Lebens lassen sich hier natürlich wiederfinden. Wie viel davon im Endeffekt für Touristen inszeniert wird, sei einmal dahingestellt. Was allerdings niemand abstreiten kann: Das Emirat ist, in dem was es macht, wahrlich einzigartig. Zeit gemeinsam einen Blick in die Geschichte dieser Stadt zu werfen.

Von Überlebenskünstler:innen, Kamelen und Falken

Die Stadt der Superlative ist noch jung. Erst ein paar hundert Jahre hat sie auf dem Buckel, zumindest wenn man das Datum der offiziellen Gründung 1833 beachtet. Hingegen gab es dort schon seit Tausenden von Jahren Siedlungen, wo das heutige Dubai steht. Damals verkehrten die Beduinen, die ältesten Bewohner:innen der arabischen Wüste, in der Region. Ausgezeichnet durch ihren Einfallsreichtum und ihre Gastfreundschaft, bilden sie die Grundlage des heutigen arabischen Volkes und viele ihrer Traditionen bestehen noch immer.

In einer wahrhaft lebensfeindlichen Landschaft wussten sie nicht nur zu überleben, sondern auch sich fortzubewegen. Das Leben der Beduinen hing hierbei vorrangig von Kamelen ab, die vielseitige Aufgaben erfüllten. Die sogenannten „Wüstenschiffe“ dienten als Transportmittel, Nahrungsquelle und Material für z.B. Kleidung und Zelte. Heutzutage dienen Kamele eher der Bespaßung von Touristen und Einheimischen. Besonders beliebt sind Kamelrennen, bei denen inzwischen nur noch ein Roboter Jockey auf dem Rücken des Tieres sitzt und für Antrieb sorgt.

Kamele waren nicht das einzige Tier von Bedeutung in der damaligen Zeit. Auch Falken waren von großer Wichtigkeit. Diese wurden aufgrund ihrer Schnelligkeit, Kraft und Geschicklichkeit mit viel Zeitaufwand zum Jäger trainiert. Die Falknerei hat auch heute noch einen hohen Stellenwert in den Emiraten, allerdings als Sportart statt als Mittel zum Überleben.

Wie das schwarze Gold half, eine Stadt aus der Wüste zu erschaffen

Manchmal ist alles, was es braucht – vom nötigen Kleingeld einmal abgesehen –, eine Person mit großen Träumen und einer Mission zu haben.

Kaum zu glauben, aber wahr: Noch vor gut 100 Jahren war Dubai ein kleines Fischerdorf, in dem die Menschen vom Perlentauchen und -handel, Tierzucht und Dattelanbau lebten. Ein paar Jahrzehnte später begann dann die sprunghafte Entwicklung mit der Herrschaft von Scheich Rashid Al Maktoum, dem Mann mit der Vision. Da große Pläne allerdings auch mit großen Kosten verbunden sind, geriet der Neuaufbau Dubais schnell ins Stocken. 1966 war dann schließlich das goldene Jahr: Erdöl wurde entdeckt. Auch wenn Dubai nicht annähernd so viel Öl hatte wie andere Emirate, cleveres Investment zahlte sich aus. Die Stadt entwickelte sich so schnell wie keine zweite, aber seht selbst!

Dubai: Eine Stadt erbaut, um die Welt zu verbinden

Dubai verbindet die Welt in vielerlei Hinsicht. Nicht nur macht ihre Lage die Stadt zu einem perfekten Bindeglied zwischen Westen und Osten, sondern sie ist auch wahrhaft divers.

Ziel von Scheich Rashid war es nicht nur, eine Stadt, die seinesgleichen sucht, zu entwickeln, sondern ebenso einen Ort zu erschaffen, an dem die Welt zusammenkommt. Obwohl es eine muslimische Stadt ist, hatte er die Vorstellung, dass sich alle Religionen und Kulturen hier wohlfühlen. Nachdem es Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit erlaubt wurde, Land in Dubai zu besitzen, explodierte der Immobilienmarkt. Heute leben stolze drei Millionen Menschen hier. Gut 15 Prozent sind Einheimische und die restlichen 85 Prozent kommen aus über 200 Nationen zusammen. Dies hat natürlich einen massiven Einfluss auf die lokale Kultur, die heute fast nicht mehr vorherrschend ist. Stattdessen hat sich das Emirat in eine leibhaftig multinationale Stadt verwandelt.

Filmtourismus und Hollywood Stars als Antrieb

Was haben High School Musical, Baywatch und Visit Dubai gemeinsam? Sie alle haben Zac Efron in der Hauptrolle. Richtig gehört, Dubai hat sich den Hollywood Star gegriffen, um mit ihm und Jessica Alba ordentlich die Werbetrommel zu rühren.

Filmtourismus ist keine neue Art des Denkens. Wer mit dem Begriff nicht viel anzufangen weiß: Es bedeutet Locations strategisch in Filmen oder ähnlichem zu platzieren und dadurch Zuschauer unterbewusst den Wunsch eines Besuchs einzupflanzen. Erst wird sich in die Storyline und dann in die Location verliebt. Herr der Ringe, Harry Potter oder Game of Thrones sind Paradebeispiele dafür, wie Drehorte zu Touristenmagneten werden und das Ansehen ganzer Länder steigern. Nun möchte sich auch Dubai bewusst auf diese subtile Art und Weise in den Köpfen potenzieller Besucher festsetzen.

„Visit Dubai“ geht diese Geschichte allerdings ein bisschen anders an. Anstatt Teil eines Blockbusters zu werden, engagiert sich das Tourismusmarketing einfach einen Regisseur und kommt mit einer eigenen Storyline daher. Mit dieser soll die Stadt in Szene gesetzt werden. Mit Humor und viel Action wurden verschiedene kurze Clips produziert, die nicht im typischen Sinne Stadtmarketing betreiben, sondern eher unterschwellig eine Message senden. „Dubai Presents: A Five-Star Mission“ ist dabei das mit Abstand erfolgreichste Video der Serie. Mit mehr als 46,6 Millionen Klicks innerhalb von drei Monaten wurde nicht nur erreicht, dass ein Haufen Menschen denken, es gäbe einen neuen Zac Efron Film, sondern auch die Reichweite Dubais erhöht.

Die Stadt der Zukunft: Wo Träume zur Realität werden

Dubai hat vielen Städten und Ländern schon so einiges voraus. Die Dubai Metro ist einige der wenigen Bahnen weltweit, die führerlos fährt. Außerdem sind Taxi-Drohnen in Arbeit, die autonom Passagiere über die Stadt und am nervigen Verkehr vorbeifliegen sollen. Der Jungfernflug hierzu fand bereits im Jahr 2017 erfolgreich statt, allerdings noch ohne Passagiere. Indes patrouillieren inzwischen autonome Polizeiroboter die Straßen Dubais und lehren Kriminellen das Fürchten. Nichts scheint zu fern von allen Welten zu sein.

Das Emirat möchte die Zukunft aktiv mitgestalten und packt sie deshalb beim Schopfe. Innovation wird hier gefördert und es gilt als führendes Zentrum für Forschung und Entwicklung. Schritt für Schritt verwandelt sich Dubai in eine Smart City und möchte bis 2050 die nachhaltigste Stadt der Welt werden. Überraschung, ein weiterer Superlativ! Aber wo, wenn nicht hier, können die verrücktesten Träume in die Realität verwandelt werden? Only in Dubai.

Planet Storytelling: Was ist das Erbe Dubais?

Das heutige Dubai und das von vor hundert Jahren könnten nicht weiter voneinander entfernt sein. Die Modernisierung hat das Emirat viel gekostet, besonders in Hinsicht auf das Kulturerbe. An das alte Dubai und seine Geschichte als Handelszentrum erinnert nur noch ein einziger Teil der Stadt und ein Museum. Wichtige Werte, wie Gastfreundschaft und Toleranz, ziehen sich jedoch bis heute durch die arabische Mentalität und kommen auch in Dubai ans Licht. Es scheint also nicht alles verloren zu sein.

Für diesen Blogpost war ich auf der Suche nach Held:innen, Legenden und Geschichten, aber ich laufe ins Leere. In der Vergangenheit durfte ich noch andere arabische Länder kennenlernen und mehr über die Kultur erfahren, die so anders ist als meine eigene. Dinge, die ich in meiner kurzen Zeit in Dubai nicht finden konnte. Im Prinzip hat die Stadt sich ihre eigene Zivilisation gebaut, fernab ihrer Wurzeln. Inzwischen versucht das Emirat allerdings sein Erbe wieder aufleuchten zu lassen. Ich stimme der Aussage zu, dass Dubai gekünstelt wirkt. Aber eine Stadt, die so konträr zu dem Terrain ist, auf dem es gebaut wurde, kann einem nur künstlich erscheinen. Und doch ist sie auch ein Wunder.

Wer jetzt noch mehr über andere Kulturen erfahren möchte, kann sich gerne durch andere Beiträge unserer Reihe „Planet Storytelling“ klicken. In unserem vorherigen Blogpost hat meine Kollegin Josefine zum Beispiel viel über Indien zu berichten. Lest mal rein!

Autorin: Katharina Kollmann

Redaktion

Unser Redaktionsteam nimmt uns mit auf eine Erkundungsreise durch die Welt des Brand Storytelling und durch unseren Agenturalltag. Es appelliert an unsere Vorstellungskraft und verzaubert uns mit Zukunftsmusik. Zudem macht es sich stark für faire Themen mit Haltung.

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