Praxis-Talk Brand Storytelling

Corporate Podcast O-TON: Storytelling bei OTTO – Ingo Bertram

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Miriam: Das Jahr hat zwar gerade erst angefangen, aber mein heutiger Gast kann direkt einen ziemlich großen Meilenstein feiern. Innerhalb von etwa zwei Jahren hat Ingo Bertram mit seinem Team beim Unternehmen OTTO, das wir alle kennen, über 100 Folgen des Podcasts „O-TON“ herausgebracht. Das heißt, eine Folge pro Woche. Angefangen von der ersten Ausgabe zusammen mit OTTO-Chef Marc Opelt ging es da über die letzten 24 Monate um die vielfältigsten Themen. Ich stell mal nur willkürlich ein paar Schlagwörter vor, auf die man dabei trifft: Kundenservice von der Couch, Digitales Lernen, Kann Baumwolle wirklich nachhaltig sein?, Sind Kinder ein Karrierekiller?, Wie viel ist uns Gesundheit wert? Bis hin zur Booster-Impfung.

Da wollen wir uns natürlich mal einen Überblick und auch Rückblick verschaffen, was es mit dem OTTO-Podcast auf sich hat. Und dafür ist wohl niemand besser geeignet als Ingo Bertram, unser heutiger Gast, Pressesprecher bei OTTO und Initiator des eben besagten Podcasts. Hallo Ingo!

Ingo: Hi, grüß dich.

Miriam: Ja, 100 Folgen, wahrscheinlich jetzt auch schon mehr. Ihr seid fleißig dabei jede Woche, da kommt man ja kaum hinterher (lacht). Aber ich würde sagen, lass uns unseren Zuhörern erst mal dich vorstellen und das kannst wahrscheinlich auch nur du am besten. Wie bist du denn zu OTTO gekommen? Was ist da jetzt deine Aufgabe und deine Mission?

Ingo: Ja, wie bin ich zu OTTO gekommen? Am Ende ist es, wie ja so vieles im Leben, auch so ein bisschen Zufall. Ich war hier in Hamburg lange in Agenturen unterwegs, hab da irgendwann auch mal für den OTTO Group Logistiker Hermes gearbeitet, habe dann den Sprung auf Kundenseite gemacht, war anschließend knapp sechs Jahre bei Hermes als Head of Corporate PR & Content und bin letztlich als Sprecher für Personal und Nachhaltigkeitsthemen ins Stammhaus gewechselt. Da sitze ich jetzt seit knapp drei Jahren. Ist eigentlich noch gar nicht so lange, fühlt sich aber schon ziemlich lange an. Und als eines der Projekte, die ich damals mitgebracht und initiiert habe, ist der „O-TON“, daraus hervorgegangen. Es ist nicht langweilig geworden.

Podcast-Idee „O-TON“: Testballon mit dem OTTO-Chef

Miriam: Wie ich bereits sagte, habt ihr die erste Folge direkt mit dem OTTO-Chef Mark Opelt aufgenommen. Das heißt, ich kann davon ausgehen, dass die Idee zum Podcast auch direkt auf offene Ohren gestoßen ist?

Ingo: Ja, also weißt du, die Unternehmenskultur bei OTTO hat sich in den letzten Jahren teilweise wirklich ganz massiv verändert. Wir sind da aktuell stark in einem Test & Learn-Ansatz und es besteht ganz viel Raum, um Dinge auch mal auszuprobieren und so haben wir es mit dem Podcast am Ende auch gehandhabt. Wir haben lange überlegt: Lohnt es sich wirklich, so ein Ding rauszubringen? Was müsste da beachtet werden? Wie sieht sowas aus? Irgendwann haben wir dann gesagt: Komm, lass es uns einfach versuchen.

Warum dann nicht gleich ganz oben einsteigen und direkt als ersten Gast den Vorstand reinziehen? Der hat auch Bock darauf gehabt. Marc ist ein total offener Typ, was sowas anbelangt und fühlt sich im Format Podcast selbst auch mega wohl. Und als wir gesagt haben: Wir starten da so einen Testballon, hast du Bock? Hat er gesagt: „Ja klar hab‘ ich Bock, lasst uns loslegen!“ Ehrlich gesagt war ich ein bisschen nervös, vor der ersten Folge, da wir gleich ganz oben eingestiegen sind. Aus der heutigen Sicht würde man jetzt wahrscheinlich auch einiges anders machen, aber so ist das eben (lacht).

© Unsplash / Jonathan Farber

Miriam: Lass uns da mal den Finger in die Wunde legen (lacht). Was ist denn vielleicht am Anfang auch so ein bisschen schiefgelaufen? Wo du sagst, da hätte man vielleicht die eine oder andere Generalprobe erst mal mit weniger hochkarätigen Gäst:innen machen können?

Ingo: Man muss, finde ich, in viele Prozesse erst mal reinkommen und das beginnt schon bei so etwas ganz Trivialem wie der Anmoderation. Mittlerweile geht mir so was relativ locker von den Lippen. In den ersten Folgen ist das trotzdem natürlich alles ein bisschen ungewohnt. Im Nachhinein denkt man sich oft: Da war ich eigentlich zu lang, da hätte ich präziser sein müssen. Anyway – ich finde das ist Lehrgeld, was man auch zu zahlen bereit sein muss. Ich kann da auch immer nur appellieren: Nichts ist perfekt und ich finde auch ein Podcast muss nicht immer mega durchgestylt sein. Klar gibt es sicher auch für solche Formate Raum, aber ich kann da immer empfehlen: Seid natürlich und traut euch! Und mein Gott, wenn es mal völlige Grütze ist, muss man es ja auch nicht senden und das war’s halt bei uns nicht – hoffe ich.

Miriam: Ja, das hatten wir auch schon mal, dass eines der Mikrofone nicht funktioniert hat, bei einem wirklich spannenden Interview mit dem Berliner Ensemble und dann mussten wir es irgendwie verschriftlichen und so weiter. Ist ärgerlich, aber dann achtet man beim nächsten Mal besonders drauf (lacht).

Ingo: Ja und die Welt dreht sich auch weiter, das ist immer ganz wichtig.

Mehr als 100 Folgen: Mitarbeitende bekommen eine Stimme

Miriam: Ich glaube auch und am Ende ist es doch nur ein Podcast, aber wie gesagt, auch ein ganz besonderer bei euch. Ich kann mir vorstellen, wenn man jetzt auf Marc Opelt folgt, als nächster Gast oder Gästin, das sind ja auch große Fußstapfen. Aber ihr habt das ja auch durchgezogen, dass ihr das weiterhin mit größtenteils euren eigenen Mitarbeitenden gemacht habt. Ab und zu glaube ich auch mal externe Gäste, aber größtenteils eben aus der eigenen Riege und auch nicht immer die Marketingprofis und die geschulten Sprecher oder Interviewgäste. Vielleicht kannst du uns einen Einblick geben, wie ihr die Leute findet, ob ihr sie in irgendeiner Form vorbereitet und wie es ankommt, quasi auch ein Stargast zu sein, als Mitarbeiter in eurem eigenen Podcast?

Ingo: Lustigerweise merkt man mittlerweile, dass das Format gerade intern durchaus auch viel gehört wird und den Mitarbeitenden ein Begriff ist, obwohl es ein externer Podcast ist. Und wenn wir da heute um die Ecke kommen und fragen: Hast du nicht mal Bock auf einen O-TON Auftritt? Dann sagt fast keiner nein. Also in über 100 Folgen ist das, glaube ich, zweimal passiert, dass sich Menschen wirklich nicht getraut haben. Das finde ich wirklich extrem gering.

Wie kommen wir auf die Menschen? Also wir gehen am Ende immer erst mal übers Thema. Wir begreifen den Podcast zwar schon als eigenständigen Kanal, aber eben gleichzeitig auch als einen, der mit allen anderen Kanälen der Unternehmenskommunikation verwoben ist. Also sprich, mit Social Media, mit externer Kommunikation in Richtung Presse, über Newsroom Channels und so weiter. Und wir schauen eben schon, wie können wir das irgendwie vernetzen. Oft ist es dann so, wenn wir ein Thema haben, wie jetzt Ende des Jahres beispielsweise einen Jahresrückblick oder zu Beginn des Jahres, Stichwort: Neues Jahr, neuer Job oder dergleichen, dass wir dann direkt in die Fachabteilung rein fragen: Mensch, wir haben da schon die Idee, wer hat denn Bock von euch? Und in der Regel wird dann recht schnell vermittelt.

Wir fragen und dann geht es direkt los. Wir machen da keine Vorgespräche oder so. Was wir den Kolleginnen immer vorab so ein bisschen als Leitlinie mitgeben, ist ein grobes Fragenskript, aber wirklich nur grob. Wir sagen: Pass auf, das sind die Themen, darüber wollen wir uns unterhalten und das sind Fragen, die kommen könnten. Das schafft Sicherheit und senkt ein bisschen das Lampenfieber. Aber ansonsten springen wir da eigentlich jede Woche ins kalte Wasser und das klappt auch ganz gut.

Schaufenster ins Unternehmen: Neue Einblicke durch Themenvielfalt

Miriam: Jetzt habe ich am Anfang schon die Themen so ein bisschen angesprochen. Das ist ja wirklich eine super breite Palette, die auch in verschiedene Bereiche reingeht, wie beispielsweise in die Partnerschaften mit Dienstleistern, in New Work Themen und natürlich ganz viel Corona – das war ja jetzt auch genau das Timing für die größte Zeit des Podcasts – bis hin zu gesundheitlichen Aspekten und Digitalisierung. Habt ihr da trotzdem so eine Art Leitplanke? Oder ist einfach alles, was gerade bei euch passiert, in irgendeiner Form mögliches Thema im Podcast?

Ingo: Also die einzige Leitplanke, die wir uns im „O-TON“ bewusst setzen ist, dass wir irgendwie eine Connection zu OTTO haben wollen. Und das ist aber auch schon die einzige Richtlinie, die wir hier für uns definiert haben. Vor dem Hintergrund, dass wir sagen, wir wollen diesen Podcast bewusst so breit aufziehen, wie es auch bei uns Themen gibt, denn die meisten werden OTTO als Onlinehändler kennen. Vielleicht kennen einige OTTO auch immer noch als Katalog – obwohl es den lange nicht mehr gibt – am Ende ist der Laden aber viel, viel mehr.

© Unsplash / Matt Botsford

Hier gibt es Menschen, die forschen zu KI, Leute, die setzen richtig coole Augmented Reality Anwendungen an und wir haben hier Mitarbeitende drin, die sind so perfekt im Performance-Marketing, das würde niemand vermuten. Und dann gibt es eine Betriebsgastronomie, es gibt Diversity Teams, also es gibt wahnsinnig viele Themen. Das nimmt man oftmals von außen gar nicht wahr. Ich glaube, das betrifft auch nicht nur OTTO, das geht anderen sicher auch so.

Jetzt bin ich Realist genug, um zu wissen: Das ändert man auch nicht allein mit einem Podcast. Aber so ein Format kann natürlich tatsächlich dazu beitragen, ein bisschen als Schaufenster ins Unternehmen zu dienen und zeigen, was wir da eigentlich alles auf dem Silbertablett liegen haben. Das ist eben nicht nur der Katalog, den es nicht mehr gibt und den Onlineshop, den viele kennen, sondern es ist ganz, ganz viel mehr. Die Leitplanke ist: Es muss mit uns zu tun haben und dann können wir surfen, wie wir wollen.

Miriam: Ja, es ist offen genug, weil am Ende eben auch solche Themen wie Karriere, Familie und Gesundheit natürlich auch euch und eure Mitarbeitenden betreffen. Kommen da mittlerweile auch einzelne Leute auf dich zu und sagen: „Hey, ich habe ein tolles Thema und wir haben da ein interessantes Projekt gemacht, können wir darüber mal mit dir im Podcast sprechen?“

Ingo: Ja, auf jeden Fall. Also das hat sich gerade in den letzten 12 Monaten noch mal stark intensiviert, dass mehr Mitarbeitende, das bei uns auch für sich und ihre Projekte so ein bisschen als Bühne wahrnehmen, was es ja auch ist. Klar müssen wir immer schauen: Ist es wirklich ein Thema, über das wir auch so sprechen können oder wird es vielleicht am Ende doch zu fachlich? Gerade wenn wir bei uns in die Tech-Divisions reingucken und wir hätten am Ende Tech-Themen und -kolleg:innen ohne Ende da sitzen. Aber da muss man fairerweise sagen, ist nicht jedes Thema für den Podcast geeignet. Also wenn es dann wirklich in die Tiefen von irgendwelchen Codes geht, da würde es dann wahrscheinlich spezifische Podcast Angebote geben, wo es passt, aber das ist dann hier hierfür zu generalistisch. Aber ja, das gibt es, finde ich auch ganz schön ehrlich gesagt.

Wir animieren bei uns die Mitarbeitenden auch immer: Leute, wenn ihr irgendwas Cooles habt, denkt an uns. Also denkt gar nicht immer nur an den Podcast, denkt auch allgemein an uns in der Unternehmenskommunikation. Denn am Ende leben wir von den Geschichten, die unsere Mitarbeitenden erzählen und von den Projekten, die sie initiieren. Und nur wenn wir das irgendwie mitbekommen, und das cool aufbauen können, dann kann da für OTTO auch kommunikativ ein Schuh draus werden.

© Unsplash / Will Francis

Offene Gesprächskultur: Feedback ist wichtiger als nackte Zahlen

Miriam: Das ist ja auch die spannende Schnittstelle: Am Anfang ist es von den Inhalten und Protagonist:innen her, die ihr habt eher ein interner Kanal, aber ihr seid ja auch bewusst öffentlich zugänglich. Also ihr habt eure Themen nicht im Intranet versteckt. Da ist auch immer so die Frage: Wie misst man dann den Erfolg? Du bist da sicherlich schon häufiger gefragt worden: „Was habt ihr dann für Kennzahlen und Abrufzahlen?“ Vielleicht hast du da auch ein paar Einblicke für unsere Zuhörer:innen?

Aber ich glaube, diese schwierig messbaren Aspekte sind viel wichtiger, wie eben das Feedback und was es mit dem Team macht oder dass auch das Team mal intern weiß, was die anderen eigentlich machen. Das kann man natürlich schwierig messen und ist dann immer so der stete Tropfen, bei dem man dann merkt, die Themen triggern so durch mit der Zeit. Aber ich frage dich trotzdem mal: Was sind denn deine persönlichen Erfolgskriterien, woran du eine Entwicklung misst?

Ingo: Ich warne gerade bei Podcasts davor, die nackten Zahlen als alleinige KPI heranzuziehen. Wer das tut, der wird da nicht glücklich werden. Es sei denn, es werden halt pro Episode wirklich hohe Marketingbudgets draufgesetzt oder ich habe einen von vornherein auf Consumer ausgerichteten Podcast. Ich finde beispielsweise den Podcast „DB mobil“ der Deutschen Bahn, mit einem prominenten Moderator und prominenten Gästen, echt gut gemacht. Klar zieht so was. Und natürlich hat die Bahn dann allein über die Bordinformationssysteme auch super „Owned Media“, um den entsprechend zu vertreiben. Das ist schon echt cool. Kann das jedes Unternehmen tun? Nein, glaube ich nicht.

Ich persönlich bin happy, wenn wir mit einem Corporate-Podcast in einem vierstelligen Abrufbereich liegen. Das finde ich schon mal gut. Zumal man eben schon sieht, dass sich Menschen eben auch intensiv mit den Inhalten beschäftigen und so was auch durchhören. Das ist spannend. Ehrlich gesagt, die coolste KPI ist und bleibt für mich Feedback, weil ich am Ende lieber im Zweifel 1.500 Menschen habe, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen, das auch für sich weitertragen und darüber vielleicht selbst auch diskutieren, als dass ich da eine anonyme Zahl habe, wo aber gar nicht viel mehr passiert. Und wir sehen durchaus über Feedback, sowohl intern wie extern oder von anderen Unternehmen, teilweise aus Kund:innensicht, teilweise aus Partner:innensicht von unseren B2B-Sektionen, dass man sich damit beschäftigt.

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Jetzt ist der „O-TON“ so breit aufgestellt, da hört nicht jeder jede Folge. Das ist auch gar nicht der Anspruch. Man pickt sich aber so ein bisschen das raus, was „matched“ und dafür ist das gut. Last but not least – und das finde ich ganz interessant – bekommen wir aus dem Recruitment gemeldet, dass immer mehr Menschen – gerade auch in Vorbereitung beispielsweise auf ihre Interviews – in unsere Podcast-Folgen reinhören. Das finde ich noch mal ganz interessant, weil das etwas ist, womit wir gar nicht so gerechnet haben. Ich meine, das ist auch ein bisschen Schaufenster rein in die Unternehmenskultur: Will ich bei OTTO arbeiten oder interessiere ich mich für einen Job? Dann kann ich da reinhören und merke schon am miteinander: Wie sind die so? Wie ticken die? Wie sprechen die? Das ist glaube ich echt nicht zu unterschätzen. Also bitte nicht nur auf die nackten Zahlen gucken.

„Ich glaube fest daran, dass so ein Format die Unternehmenskultur viel cooler transportieren kann…“

Miriam: Und das ist bei euch spannend, weil du als Mitarbeitender ja auch mit anderen Kolleg:innen sprichst im Podcast. Da geht es dann nicht nur um die Themen, sondern da ist es ja auch die Gesprächskultur und wie ihr miteinander umgeht, worüber man ja ganz viel erfährt. Was man so ja gar nicht festhalten oder messen kann in dem Sinne. Also, wo man ganz viel über eure Brandvoice in dem Sinne mitkriegt, wie ihr intern so tickt und eure Kultur, was du eben auch meintest. Das ist glaube ich ein Faktor, in den man schwierig reingucken kann oder das schwierig messen kann.

Ingo: Ich wollte nur kurz ergänzen: Ich glaube, das ist eine Riesenstärke bei Podcasts, insbesondere auch in Abgrenzung zum Video. Ich meine, wo höre ich den Podcast? Ich habe den nebenbei beim Arbeiten laufen. Ich hör den vielleicht beim Joggen, in der Bahn, beim Putzen oder abends auf der Couch und ich konzentriere mich wirklich allein auf die Stimme. Ich habe keine visuelle Ablenkung dabei, also außer ich arbeite vielleicht nebenbei oder so (lacht), aber ich glaube fest daran, dass so ein Format die Unternehmenskultur viel cooler transportieren kann, weil es viel intimer ist und die Menschen ganz anders miteinander schnacken. Und das ist echt nicht zu unterschätzen, glaube ich. Also, ich bin da ein großer Fan davon.

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Miriam:Offensichtlich, und du hast ja auch ein ordentliches Pensum. Ich hatte ja vorhin schon gesagt: Eine Folge pro Woche, das klingt jetzt erst mal ziemlich viel, aber du meintest ja auch schon eingangs, du gehst da pragmatisch ran und es ist eben nicht „High Gloss“ und perfekte Produktion. Aber vielleicht kannst du uns ja trotzdem noch mal so ein bisschen einen Einblick geben in eure Prozesse und wie du von Woche zu Woche dieses Pensum hinkriegst?

Ingo: Ja, also der Aufwand ist tatsächlich erst mal überschaubar. Wir liegen pro Folge – kommt immer ein bisschen drauf an, ob wirklich noch ein bisschen Schnittarbeit vonnöten ist – bei vier bis acht Stunden Aufwand. Ich mache das nicht allein. Ich habe ein Team aus Kolleg:innen dabei, die mich im Schnitt, in der Produktion, in der Redaktion, beim Texten für Social Media und so weiter unterstützen. Wir gehen so vor, dass wir mit gar nicht allzu viel Vorlauf starten, also teilweise vielleicht schon zwei, drei Wochen, aber beizeiten läuft es wirklich von einer Woche auf die andere. Wir schauen dann: Okay, was ist gerade heiß als Thema bei uns im Konzern oder was vielleicht auch nicht? Dann picken wir uns ein Thema raus, suchen entsprechende Gesprächspartner:innen, funken die Personen an und dann geht es auch schon los. Wir tippen ein paar Fragen runter, schicken die rüber und vereinbaren einen Call.

Wir nehmen momentan auch remote auf, was so einem Format nicht unbedingt einen Abbruch tut, aber irgendwie wäre es schon geiler vor Ort zu quatschen. Der Unterschied ist da ein bisschen hörbar, es geht aber durchaus auch. Ja und dann legen wir los: Wir nehmen auf, nach der Aufzeichnung schreiben wir kurze Shownotes runter, texten das Ganze, veröffentlichen das am Mittwochmorgen und dann geht es schon an die nächste Folge. Also es ist relativ pragmatisch, glaube ich, gerade für einen Konzern (lacht).

Podcast, Presse und Marketing: Zusammenspiel mit Vorzügen

Miriam: Super, und in der ersten Folge war ja nun quasi euer Chef der Stargast. Gibt es denn in diesem Jahr 2022 auch noch mal ein Recap mit den ersten 100 Folgen oder hast du dich in der Verzahnung mit anderen Marketingaktivitäten, die ihr so habt, auch noch mal ein bisschen ausgetauscht? Also was der Podcast jetzt auch vielleicht auf anderen Ebenen eurer Kommunikation verändert?

Ingo: Wir haben Ende Januar noch mal einen ganz spannenden Stargast, aber dazu kann ich noch nicht allzu viel mehr verraten. Das wird in jedem Fall interessant. Also noch ein paar Wochen Geduld, dann geht’s los. In Richtung Marketing geblickt haben wir eben schon einen Blick drauf: Was spielen unsere Marketingkollegen an Kampagnen und Themen, aus? Was sind Schwerpunkte, um die sie sich kümmern? Wir haben beispielsweise Anfang Weihnachten – ich weiß jetzt im Januar hat keiner mehr Bock auf Weihnachten, aber ich finde, das ist so ein plakatives Thema – uns irgendwie diese Weihnachtskampagne ein bisschen angesehen und mit dem Marketing und einem unserer Agenturpartner geschaut: Wie setzt man eigentlich die Kampagne auf? Also was gehört da alles mit dazu?

Wir alle nehmen Werbung noch und nöcher wahr, aber die wenigsten von uns wissen, wie so was entsteht und die wenigsten wissen, dass eine OTTO Weihnachtskampagne im vergangenen Jahr im Hochsommer bei 35 Grad in Wien gedreht worden ist (lacht). Das sind dann manchmal so Spitzfindigkeiten. Also, auch da denken wir daran, das durchaus zu verzahnen und versuchen den Podcast – wann immer es geht – irgendwo anzudocken. Und wie gesagt, Ende Januar noch mal reinhören, da kommt dann nochmal ein ganz spannender Gast.

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Miriam: Spannender Cliffhanger auf jeden Fall an der Stelle schon mal (lacht). Du bist ja auch Pressesprecher und der Podcast ist nicht dein einziges Projekt oder deine einzige Aufgabe. Macht dir der Podcast manchmal auch das Leben leichter in der Zusammenarbeit mit der Presse? Weil du auch mal auf eine Folge verweisen kannst, wenn die da mehr drüber erfahren wollen oder weil die vielleicht darüber auch auf Themen aufmerksam werden, die euch wichtig sind, worauf sie über eine Pressemitteilung gar nicht angesprungen wären?

Ingo: Ja, durchaus. Also zum einen ist der Podcast ein ganz kleiner Teil meines Jobs bei OTTO, aber einer, der mir insofern vieles erleichtert, als dass ich durch dieses wirklich extreme Themen-Surfen einen sehr tiefen Einblick auch in Bereiche bekomme, mit denen ich sonst eigentlich qua Amt gar nicht so in Berührung gekommen wäre. Was wiederum bei Episoden-Anfragen, beispielsweise von Medien oder auch allgemein aus der Branche immer hilfreich ist.

Wir haben Fälle gehabt, bei denen aus dem Podcast zitiert worden ist, das finde ich zum Beispiel auch ganz spannend. Wir verweisen immer mal wieder bei Medienanfragen auf einzelne Folgen. Auch da muss man aber einfach Realist sein: Eine Redakteurin vom Abendblatt wird wahrscheinlich kaum die Zeit haben, drei Podcast Folgen durchzuhören, weil die im Zweifel noch fünf Artikel am Tag schreiben muss. Gerade bei aufwändigeren Recherchen für TV-Produktionen zum Beispiel merken wir immer wieder, dass das Infos sind, die total gern mitgenommen werden. Also insofern wird für uns dann durchaus auch als Unternehmenskommunikation nochmal ein Schuh draus. Und wie gesagt, ich finde, ein Podcast ist ja immer auch so ein kleines „Batch“, was man sich selbst auch anheften kann. Im Sinne von: Guckt mal, auch so einen Kanal bedienen wir mit, also Stichwort Eigenmarketing.

Miriam: Ja, sehr spannend. Jetzt habe ich das Gefühl, wir haben schon von vorne bis hinten ganz gute Einblicke bekommen. Hast du dann für dieses Jahr 2022 noch eine Vision, wo es mit dem Podcast hingeht, oder bleibt ihr da weiterhin sehr hands-on und guckt einfach Woche für Woche, was passiert? Wir wissen mittlerweile alle: Groß planen macht man nicht mehr, keiner weiß, wie lange Corona noch dauert. Wie siehst du denn deine persönliche Vision für den Podcast, also wo es hingehen könnte?

Ingo: Ich glaube, der Bauch ist da ein total guter Berater. Man muss, finde ich, immer schauen, flutscht das noch? Funktioniert das noch oder nicht? Und sich da selbst auch immer wieder kritisch hinterfragen: Bin ich mit so einem Ding noch am Zeitgeist oder nicht? Wird es so ein Format bis in alle Ewigkeit geben? Ganz sicher nicht. Momentan merken wir aber, das funktioniert gut. Und vor dem am Ende überschaubaren Aufwand und den extrem geringen Kosten, also wir arbeiten nicht mit Agenturen zusammen, wir produzieren das komplett inhouse, ist der „Move“ dahingehend, das fortzuführen, ein sehr einfacher für uns, weil da einfach nicht so viel dranhängt.

© Unsplash / ConvertKit

Gleichwohl, muss man, glaube ich, immer so ein bisschen schauen: Was passiert da draußen? Wir haben jetzt gerade ein neues Design gelauncht. Das finde ich zum Beispiel erstmal immer richtig cool. Das macht auch Spaß, da mal so einen freshen Look zu sehen. Das gibt mir immer noch mal Auftrieb. Wir sind gerade auch dabei, in Richtung „Brand Sounds“ noch mal neu zu denken. Worauf ich richtig Bock hätte, ehrlich gesagt wäre nochmal einen Ableger zu machen. Wirklich ein zweites Format aufzuziehen, ganz anders als der „O-TON“, in welcher Art und Weise auch immer. Vielleicht monothematisch, vielleicht auch tatsächlich in Richtung Consumer gedreht. Das ist was, das könnte vielleicht in diesem Jahr passieren, aber „we will see“.

Wie du selbst auch sagst, Corona ist da für uns ehrlich gesagt schon an der einen oder anderen Stelle Beschleuniger, wie aber auch Bremse zugleich. Beschleuniger im Sinne von: Wir merken dadurch, dass wir hier bei OTTO noch bis zum Frühjahr fast alle remote arbeiten, es ist eben schon auch der Need da, solche Formate auch zu haben, um so ein bisschen am Ball zu bleiben. Auf der anderen Seite ist diese Volatilität draußen, auch mit diesen neuen Varianten, so hoch, dass es mit einer Vorplanung einfach echt schwierig ist, gerade auch mit solchen Formaten. Von daher muss man mal gucken, wohin es geht. Aber ich glaube nicht, dass wir das Ding in den nächsten zwei, drei Monaten beerdigen.

Erwartung an Talk-Format: In der Kürze liegt die Würze

Miriam: Ja, und wie du schon angekündigt hast, man kann sich ja noch auf die einen oder anderen spannenden Gäst:innen freuen. Jetzt haben wir, glaube ich, gefühlt ungefähr 82-mal Podcast gesagt in diesem Podcast (beide lachen). Deshalb noch mal meine abschließende Frage: Wie inspirierst du dich denn persönlich mit Podcasts? Was sind deine Favoriten, welche du jetzt mal unabhängig von deinem Job hörst? Wo du dich vielleicht auch inspirieren lässt von der Machart oder von der Herangehensweise?

Ingo: Ich höre jeden Morgen den „Was jetzt?“ Podcast von „Zeit Online“. Das ist für mich ein guter Start in den Tag. Ich schätze den Podcast sehr. Ich finde übrigens, dass „Die Zeit“ allgemein mit ihren Formaten einen wirklich tollen Job macht. Also sei es mit „Zeit Verbrechen“, ich bin echt kein True Crime Fan, also da bin ich raus, aber das ist ohne Frage echt gut gemacht, genauso wie der „Alles gesagt?“ Podcast, der ist auch super. Mir gefällt auch – ich hab es vorhin erwähnt – der „DB mobil“ Podcast der Deutschen Bahn wirklich gut. Ist ein schönes Format.

© Unsplash / Mohammad Metri

Außerdem, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob es ihn noch gibt, ich glaube, der ist mittlerweile eingestellt worden, aber es gab mal einen Podcast vom Tagesspiegel, da sind sie in Berlin eine Runde mit der Ringbahn gefahren und haben währenddessen mit Gästen geschnackt. Ich habe lange keine Folge mehr gehört, aber das fand ich eine richtig geile Idee. Also ich bin da tatsächlich eher auf den Nachrichten Podcasts unterwegs, aber das gefällt mir sehr. Ich podcaste selbst privat auch noch, aber das sei jetzt hier mal außen vorgelassen (beide lachen).

Miriam: Der Tag hat auch nur 24 Stunden. Das ist manchmal so schade, weil diese Ausführlichkeit, die man in dem Podcast hat und die Zeit, die man sich da nimmt für die Gespräche, die hat man nicht immer, um es auch wirklich zu hören. Das ist mein Dilemma. Ich habe auch in meiner App „Pocket Casts“ diverse Sachen abonniert und entweder habe ich eine lange Autofahrt, wo ich dann alles durchhören kann oder es wird schwierig, das in den Alltag zu integrieren.

Ingo: Ja, das ist noch mal ein ganz guter Punkt, das werden wir häufig gefragt. Wir denken den „O-TON“ bei uns halt bewusst nur 15 Minuten lang aus genau dem Grund. Also wir nehmen das so wahr und da sind wir glaube ich, alle nicht unterschiedlich. Auch wenn du sagst, dass deine Podcast Liste eigentlich mega voll ist, die Zeit ist halt total begrenzt, die man hat für solche Formate und ich könnte bestimmt auch einen 30 oder 60 Minuten Podcast machen für OTTO. Ich glaube aber, je länger das wird, desto weniger Menschen sagen am Ende wirklich: Ich hör da mal rein. 15 Minuten macht man vielleicht nochmal, das ist irgendwie noch überschaubar. Für 30 Minuten müsste ich mir richtig Zeit nehmen, für alles andere noch mehr.

Ich bin ein großer Fan der Kürze, ehrlich gesagt. Ich überlege sogar noch, ob man den „O-TON“ weiter zusammendampfen kann, vielleicht auf nur 10 bis 15 Minuten. Das wird manchmal ein bisschen schwierig, weil natürlich so ein Stück weit die Gefahr besteht, dass man dann allzu sehr an der Oberfläche bleibt. Aber ich kann dafür ein bisschen plädieren. Es muss gerade bei Talk Podcasts auch nicht immer in epische Breite gehen. Beizeiten liegt in der Kürze auch die Würze. Das ist für mich auch ein Grund, warum ich den „Was jetzt?“ Podcast so mag, weil er immer so auf 10 bis 12 Minuten läuft und mich morgens einmal perfekt abholt, was gerade so wichtig ist in der Welt.

Miriam: Und ich finde, das könnte kein besseres Schlusswort geben, damit wir jetzt auch nicht die 30 Minuten Marke knacken (lacht). Vielen, vielen Dank auf jeden Fall Ingo. Es war sehr spannend und ich kann euren Podcast nur persönlich empfehlen, da die Themenvielfalt bei euch so groß ist. Da wird bestimmt jeder zu New Work Themen, zu Gesundheitsthemen, zu Logistik und E-Commerce und Online-Marketing immer was finden. Ich glaube, es lohnt sich, da mal so ein bisschen durch die letzten Folgen und die 100 Themen zu schmökern, die es da zur Auswahl gibt. Vielen Dank Ingo.

Ingo: Ja, lieben Dank und falls ihr reinhören solltet, gebt gerne Themenvorschläge, Lob, Kritik und Anmerkungen weiter und tickert mich über ingo.bertram@otto.de, LinkedIn oder über die Kolleg:innen hier an. Ich freue mich und nochmal Danke für die Einladung.

Miriam: Gerne. Und in unserer nächsten Folge können wir auch schon ankündigen, greifen wir ein Thema auf, was schon ein bisschen angeklungen hat: Nicht die Bahn, aber DB Cargo. Da werden wir ein paar Einblicke bekommen in das Thema Nachhaltigkeit und wie man das mit Storytelling verpackt. Vielen Dank.

Redaktion

Unser Redaktionsteam nimmt uns mit auf eine Erkundungsreise durch die Welt des Brand Storytelling und durch unseren Agenturalltag. Es appelliert an unsere Vorstellungskraft und verzaubert uns mit Zukunftsmusik. Zudem macht es sich stark für faire Themen mit Haltung.

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