Für die Umsetzung von Inklusion und um gleiche Möglichkeiten zu schaffen, sollte nach Möglichkeit auf die individuellen Bedürfnisse aller neuen Kolleg:innen eingegangen werden. Für manche im Team bedeutet das, eine:n Schrift- oder Sprachdolmetscher:in an die Seite zu bekommen. Für andere wird eine Rampe oder eine spezielle Software gebraucht, die den Bildschirm an eine Sehbehinderung anpasst. Wege, Inklusion zu ermöglichen, gibt es Unzählige, man muss sich nur darauf einlassen.
Um herauszufinden, wie inklusiv die größten Konzerne im Lande sind und inwieweit sie dies nach außen tragen, haben wir uns die Karriereseiten der DAX 40 Unternehmen in Hinblick auf Inklusion in der Bilderwelt angeschaut. Sind sichtbare Handicaps zu sehen, wenn sich Menschen über Jobs erkundigen? Fühlen sich Menschen mit Beeinträchtigung gesehen und angesprochen? Wird Offenheit und Empathie vermittelt?
Da es sich bei den DAX 40 um die größten Konzerne des deutschen Aktienmarktes handelt, steht die Bekanntheit und Reichweite dieser Unternehmen außer Frage. Zudem verfügen sie über große Ressourcen. In der Hinsicht könnte man meinen, dass die Umsetzung von allumfassender Inklusion ein Leichtes sein sollte. So haben wir uns bei der Analyse alle Bilder auf den 40 Karriereseiten angeschaut, um herauszufinden, wie viele sichtbare Handicaps zeigen und auf welche Art und Weise Inklusion thematisiert wird. Es kam heraus, dass nur 25 Unternehmen Inklusion überhaupt als zentralen Wert angeben. Davon wiederum präsentieren nur 13 Firmen überhaupt ein Bild mit Handicap.
Wenn wir den gesamten Datenschatz betrachten, ist dies jedoch nicht verwunderlich. Von den insgesamt 3.940 analysierten Fotos auf allen Seiten offenbaren nur 33 Bilder überhaupt Menschen mit Handicap. Diese 33 Bilder verteilen sich auf lediglich 17 der 40 Unternehmen. Das häufigste abgebildete Handicap ist der Rollstuhl. Doch auch Beeinträchtigungen wie Autismus, Downsyndrom und Sehbeeinträchtigungen werden gezeigt.
Laut der Bundesagentur für Arbeit ist die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ein Gewinn für alle. Aber wie genau setzt man es in die Tat um? Engagement und Bewusstsein gegenüber Inklusion sollten direkt bei den Führungskräften anfangen.
Sie sollten als positives Beispiel vorangehen und die Mitarbeitenden auf gute Weise beeinflussen und anstiften. Durch sie und ggf. mit Unterstützung von Organisationen wie Inklupreneur, können die Mitarbeitenden für das Thema sensibilisiert werden und Wissen für die Umsetzung im Alltag weitergegeben werden. Auf diese Weise kommt Commitment auf allen Ebenen zustande und die offene Zusammenarbeit ermöglicht, dass Teams gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten. Für die praktische Umsetzung ist im zweiten Schritt der Zugriff auf nötige Hilfsmittel entscheidend, um einen inklusiven und barrierefreien Arbeitsplatz zu gestalten. Dies kann durch Sprach-, Seh- und Hörhilfen geschehen, aber auch durch die Bereitstellung der nötigen Räumlichkeiten und Transportmittel.
Die Theorie in die Tat umzusetzen, ist meist der schwierigste Part. Bei unserer Analyse ist uns ein Unternehmen jedoch besonders positiv aufgefallen. So inspiriert uns die Geschichte des gehörlosen Timos, der bei RWE erfolgreich sein Praktikum absolvierte. Der Energieriese arbeitet mit einer Schwerbehindertenvertretung zusammen und hatte zur Betreuung des 20-Jährigen jeden Tag für eine Stunde eine Gebärdendolmetscherin im Büro, um die Kommunikationsbarriere zu überbrücken.
Diese Beispiel-Story war zudem mit Zitaten von Timo und seinen Kolleg:innen bespickt, was das Engagement noch mal authentischer macht und belegt. RWE unterstützt Menschen mit Behinderung außerdem beim Bewerbungsprozess mit speziellen Ansprechpartner:innen und einem speziellen FAQ-Bereich. Mit ihrem Motto „Diversity drives success!“ und dem Ziel, das Potenzial ihrer Mitarbeitenden durch verschiedene Projekte zu entfalten, zeigen sie, dass die Förderung von Vielfalt Priorität bei ihnen hat.
Es stimmt, dass sich heutzutage immer mehr Unternehmen auf das Thema Inklusion konzentrieren. Doch unsere Analyse zeigt auch, dass noch nicht allen klar ist, warum dieses Thema so wichtig ist bzw. wie sie es bestmöglich angehen. „Inklusion“ sollte schließlich nicht nur ein schönes Wort sein, um die SEO-Götter anzulocken, sondern ein wichtiger zentraler Wert sein, welches jedes Unternehmen aufblühen lässt. Laut der Recherche von Gallup sind Mitarbeitende an integrativen Arbeitsplätzen engagierter, setzen sich mehr für ihr Unternehmen ein und haben eine höhere Verbleibquote. Zudem fördert Inklusion ein Gefühl der Zugehörigkeit und stärkt die Verbindung zum Unternehmen.
Mit Empathie, Verständnis und offener Kommunikation sein Umfeld zu pflegen, ist nicht nur im privaten Leben vorteilhalft, sondern auch am Arbeitsplatz. Auf Menschen zuzugehen, sich Zeit zu nehmen, ihre Situation, Bedürfnisse, Schwächen und Stärken zu verstehen, führt zu guter und gewinnbringender Zusammenarbeit.
Dies zeigen uns tagtäglich die Frontrunner der DAX 40 wie beispielsweise RWE. Zudem verbessert Vielfalt nicht nur den internen Mitarbeiterzusammenhalt und das Arbeitsklima, sondern strahlt auch nach außen ein Image aus, das neue Talente anzieht und hält. Um das gesamte Potenzial eines Unternehmens zu entfalten, muss Inklusion demnach ganz oben auf der Prioritätsliste stehen und in allen Arbeitsbereichen Anwendung finden. Die Geschichten und demnach Sichtbarkeit auf der Karriereseite resultieren dadurch automatisch und sorgen dafür, dass sich auch Bewerbende mit Handicap angesprochen fühlen. So öffnet ein barrierefreier und vielfältiger Arbeitsplatz nicht nur Türen und Möglichkeiten für neue Talente, sondern auch für Unternehmen, die breit gefächerte Fähigkeiten dazu gewinnen.
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