Das hässliche Entlein, Des Kaisers neue Kleider oder Die Prinzessin auf der Erbse. Wir alle kennen diese Märchen, doch wisst ihr auch, was sie gemeinsam haben? Sie stammen alle drei aus Dänemark – dem Königreich Dänemark, um genau zu sein. Vielleicht ist es nicht jedem bewusst, aber das skandinavische Land gehört zusammen mit Grönland und den Färöern zum gleichnamigen Herrschaftsgebiet. Es schwirren zahlreiche Sagen rund um die nordische Halbinsel, die besonders Fantasy-Liebhaber erfreut. Denn Wikinger, Trolle und Nordmänner spielen darin meist die Hauptrollen.
Was das Land der kleinen Meerjungfrau und fischigem Smørrebrød also geschichtentechnisch zu bieten hat, erfahrt ihr in diesem Beitrag unserer Planet Storytelling-Reihe.
Wenn wir über die skandinavischen Länder wie Schweden, Finnland, Norwegen oder Dänemark sprechen, denken wir schnell auch an Nordmänner und -frauen. Diese wiederum gehen zurück auf die Wikinger, bei denen wir wohl alle ein sehr ähnliches Bild vor Augen haben. Entweder das von dem kleinen rothaarigen Burschen aus Wickie und die starken Männer oder aber das von stämmigen, bärtigen Kerlen mit den allbekannten Helmen, von dem zwei Hörner abstehen.
Doch was macht das Phänomen dieser Normannen so faszinierend, dass es uns seit Kindertagen an bis ins Erwachsenenalter in Form von Netflix Serien wie Vikings nicht loslässt? Sie sind kriegerische, seefahrende Gruppen von Herren, die aus den Völkern des Nord- und Ostseeraums entsprungen sind. So wird die Wikingerzeit auf die Jahre 790-1070 n. Chr. zurückdatiert. Das dänische Volk ist ebenso ein nordgermanischer Stammesverband, der schon im 6. Jahrhundert, also schon vor den Normannen, entstand und sich auf den westlichen Ostseeinseln ausbreitete. Genauso wie die Schweden und Norweger wurden daher auch die Dänen als Wikinger bezeichnet. Neben Plünderungen und Kriegen, welche die skandinavischen Piraten, wie sie auch genannt werden, entlang ganzer Länder und Länderstriche führten, gründeten sie in Europa ebenso zahlreiche Kolonien und betrieben Handel.
Das Storytelling bei den Wikingern stellt immer einen heldenhaften Mythos in den Mittelpunkt. Durch die Inszenierung in Filmen, Serien und Geschichten wird ihnen eine mystische Aura verliehen, die auf uns Menschen eine magische Anziehungskraft hat. Sie ist schließlich fernab unserer heutigen Realität und wirkt daher besonders interessant und verzaubernd. Die Erzählungen sind oftmals idealisierend und manipulativ, da sie nicht unbedingt historisch korrekt umgesetzt werden. Dennoch oder gerade deswegen sind die atemberaubenden Kämpfe, Aufopferung und Siege der Helden gerne gesehen. Dem Eskapismus, dem wir uns hingeben, wenn wir blutige Auseinandersetzungen, leidenschaftliche Liebesbeziehungen und das einfache Leben im Mittelalter sehen, lässt uns bestmöglich vom Alltag abschalten und gedanklich dahinschweifen.
Nicht zuletzt trägt selbstverständlich auch die Erzählform, die große Emotionen wie Trauer, Liebe, Angst und Glück in den Fokus rückt, zu dem Erfolg dieser Geschichten bei. Seemänner, wie Dänen noch vor Hunderten von Jahren genannt wurden, sind uns in ihrer Art und ihrem Wesen unbekannt und so hat es neben einer vielleicht beängstigenden auch eine faszinierende Wirkung auf uns.
Der Weg von starken, bärtigen Seemännern hin zu großen Fabelwesen wie Trollen ist nicht weit. So drehen sich viele schaurige und mitunter auch lehrreiche dänische Sagen um sie. Besonders bekannt sind die „Unterirdischen“ von Bornholm. Hier geht es um Trolle, die unter der Erde leben. Wer sich jetzt fragt, wie riesige Geschöpfe unter der Erde leben, dem sei gesagt, dass solche Kobolde in der dänischen Mythologie tatsächlich auch Zwerge oder andere menschengestaltähnliche Fabelwesen sein können. So auch in dieser Erzählung. Die hier beschriebenen Wesen werden durch das Maskottchen der Insel Krølle-Bølle repräsentiert, dass eher klein ist und Ähnlichkeit mit einem Teufelchen hat, da es für seine bösen Streiche bekannt ist.
Solche mitunter gruseligen Erzählungen dienten ursprünglich dazu, Kinder von gefährlichen Orten fernzuhalten. Schließlich besagt diese Legende, die von der Schöpfung der Menschen herrührt, dass Eva, die erste Frau auf Erden, eines Tages ihren Nachwuchs waschen wollte. Als Herrgott sie jedoch plötzlich rief, erschrak sie heftig, sodass sie die noch ungewaschenen Sprösslinge versteckte. Als der Herrgott wissen wollte, ob alle ihre Töchter und Söhne da seien, bejahte sie dies, um seinem Zorn zu entgehen, wenn er ihre Schmutzigkeit feststellte. Da er jedoch alles sah, erwiderte er, dass jenes, was sie ihm verborgen habe, auch den Menschen verborgen sein solle. Zur selben Stunde verschwanden die schmutzigen Kinder in den Hügeln. Von ihnen stammen nach der dänischen Sage alle Unterirdischen ab.
Neben Wikingern, Trollen und anderen Fabelwesen sind auch Wasserkreaturen ein großes Thema auf der nordischen Halbinsel. Wer schon mal in Kopenhagen war, hat sicher von dem Wahrzeichen der Stadt, der kleinen Meerjungfrau gehört. Sie ist eine kleine Bronzefigur, die an der Uferpromenade Langelinie der dänischen Hauptstadt auf einem Findling sitzt. Erstellt wurde das metallene Kunstwerk nach dem Entwurf von Edvard Eriksen. Da die Figur lediglich 125 cm groß ist, gilt sie als eines der kleinsten Wahrzeichen der Welt. Entsprungen ist die Idee für die Statue aus dem gleichnamigen Märchen. Dieses stammt jedoch nicht von Walt Disney, wie jetzt vielleicht einige denken mögen, sondern geht wesentlich weiter zurück. Es wurde im Jahr 1837 vom bekanntesten dänischen Dichter und Schriftsteller Hans Christian Andersen geschrieben, der auch die bereits genannten Märchen Des Kaisers neue Kleider, Die Prinzessin auf der Erbse und Die Schneekönigin verfasste.
Die kleine Meerjungfrau geht auf die Sage der Undine – ein weiblicher, jungfräulicher Wassergeist, zurück, der zu den halbgöttlichen Elementargeistern gehört. Diese Wesen gehören der Nymphen-Gattung an und können aufgrund der Verkörperung das nassen Elements in Waldseen oder Wasserfällen entdeckt werden. Der himmlische Gesang der Undine kann über Gewässern gehört werden. Sie treten normalerweise als dienende Begleiterinnen von Göttern in Erscheinung und bekommen erst dann eine Seele, wenn sie sich mit einem Menschen vermählen. Sollte ein Gatte untreu sein, bringt die Undine hingegen den Tod. Die Parallelen zur Meerjungfrau liegen auf der Hand. Als Meermenschen haben sie bekanntlich keine Füße, sondern einen Fischschwanz, der ihnen den Landgang verwehrt, nachdem sie sich aufgrund von Erzählungen sehnen.
Wie wir es aus den Disneyfilmen kennen, verlieren die schönen Nixen ihre magischen Kräfte sowie ihre Unsterblichkeit, sobald sie eine Verbindung mit Menschen eingehen, die – im Gegensatz zum amerikanischen Kinderfilm – im dänischen Märchen nicht dauerhaft gelingt. Aus Sicht der Tiefenpsychologie thematisiere jene Geschichte die Bedeutung von Opfer, Wandlung und Wiedergeburt zur Selbstverwirklichung. Hier beruht das Storytelling darauf, dass die Entwicklung in diesem konkreten Fall über die Stufen des Wassers, der Erde, der Luft bis hin ins Jenseits verläuft, was als das höchste Ziel des Selbst gesehen wird.
Die Sagen, Märchen und Geschichten, die seither an neue Generationen weitergegeben werden, zeigen, wie wichtig Sprache in jeder Kultur ist. Bis zum Ende der Wikingerzeit gab es bei den skandinavischen Mundarten nur geringfügige Unterschiede. Die ältesten gemeinschaftlichen Belege gehen auf das 3. Jahrhundert zurück, die in Form von Runeninschriften in Jütland bis Südschweden gefunden wurden. Die Abspaltung des Dänischen wird erst ab dem 12. Jahrhundert deutlich. Neben unserem Alphabet haben sie drei zusätzliche Buchstaben das ø, æ und å, die uns das Lesen von dänischen Namen und Ausdrücken erschweren.
Das wohl bekannteste Wort enthält jedoch keines dieser umständlich zu lesenden Buchstaben – „hygge“. Es beschreibt in einem Wort die Mentalität der Dänen, ja vielmehr eine Lebensphilosophie, die glücklich macht. Zu diesem Lebensgefühl gehört das Hier und Jetzt genießen, Gemütlichkeit, Geborgenheit und Wohlbefinden. Das Empfinden, das bei „hygge“ aufkommt, gibt einem vor allem an langen, kalten Tagen in Nordeuropa ein warmes Gefühl ums Herz. Die Mystik, die dämmernde Abende und Nebelschleier auf dem weiten Meer versprühen, haben sicherlich dazu beigetragen, dass viele der genannten Fabeln und Storys entstanden sind. Seien es Wikinger, Trolle, Meerjungfrauen oder andere Figuren: Dänemark hat ein breites Repertoire an Geschichten zu bieten, die zukünftige Reisen dorthin gewiss verzaubern können.
Weitere spannende Einblicke in skandinavische Geschichten findet ihr in unserem Planet-Storytelling-Beitrag über Schweden.
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