Gerade erst im Januar standen wir mit der Redaktion des Frauenmagazins Barbara in Kontakt. Die Blumenkohl-Pizza Magioni sollte verkostet und bewertet werden. Dafür hatten sie Samples angefragt. Ob es je zu einer Veröffentlichung kommen wird, ist fraglich. Die Barbara ist eines von 23 Magazinen, die im Zuge der Zerschlagung von Gruner + Jahr demnächst eingestellt werden.
Auch wenn die Auflagen stetig sinken, waren und sind Hochglanz-Hefte für Marken relevante Umfelder, sei es durch Werbung oder Pressearbeit. Eine Auflage von 67.000 ist natürlich nicht mehr das Gleiche wie 380.000, die Startauflage der Barbara im Jahr 2015. Aber es sind immerhin 67.000 treue Leser:innen, die sich mit Lifestyle-Themen beschäftigen. Versuche mal, diese über einen selbst aufgebauten Newsletter zu erreichen.
Ob das für Verlage jedoch wirtschaftlich sinnvoll ist? Für Bertelsmann offenbar nicht mehr. Aber: Durch das Verschwinden vieler Gruner + Jahr Titel entsteht ein Vakuum für Marken, sich mit ihren eigenen Medien stärker in Position zu bringen. Nur wenige Tage, nachdem Personality-Hefte wie Guido oder Barbara das Zeitliche segnen mussten, verkündet das Medienhaus von Red Bull, dass im April ein Magazin von und mit Volks-Rock’n’Roller Andreas Gabalier in die Kioske kommt. Die Auflage beträgt 140.000. Man muss nicht lange nach der Ironie suchen.
Niemand sagt, dass sich Marken jetzt links und rechts irgendwelche Promis suchen sollen. Aber man kann schon schauen, welche Themen oder Formate vom Mediensterben betroffen sind, die man langfristig mit Branded Content besetzen kann. Fast jedes Unternehmen hat heute einen Blog. Mit hochwertigen redaktionellen Formaten, die über einen Blogpost hinausgehen, erreicht man als Brand jedoch langfristig ein noch breiteres, interessierteres Publikum und Glaubwürdigkeit. So wie bei Patagonia, die seit Jahren auf aufwendige Reportagen rund um das Thema Umweltschutz setzen. Auch ein Format wie die Zeitschrift Stern View lässt mich lange nachdenken, welche Marken in ihrer Content-Strategie auf wirklich starke, emotionale, großformatige Bilder setzen. Es könnten mehr sein.
Statt zu lamentieren, sollten sich Unternehmen die aktuellen Entwicklungen bei Gruner + Jahr zum Anlass nehmen, ihr eigenes Brand Storytelling auf eine journalistische Ebene zu heben.
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