Mit dem 50. Jubiläum von Lidl wurde ein Meilenstein in der deutschen Einzelhandelsgeschichte gefeiert. Seit der Gründung der ersten Filiale ist viel passiert. Heute gehört der Lebensmittelgigant zu den führenden Handelsunternehmen, größten Arbeitgebern und bekanntesten Marken in Deutschland.
„Wir sind unserer Discount-DNA immer treu geblieben. Seit einem halben Jahrhundert ist es unser Anspruch, als zuverlässiger Nahversorger, unseren Kunden hervorragende Qualität, Frische sowie eine große Vielfalt an Produkten des täglichen Bedarfs zum gewohnt günstigen Lidl-Preis anzubieten.“
Christian Härtnagel, Geschäftsleitungsvorsitzender von Lidl in Deutschland De
Doch wie hat es Lidl an die Spitze der deutschen Discounter geschafft? Werfen wir einen Blick auf die Heldenreise des Lebensmittelhändlers.
Den Einkaufswagen durch Gänge mit prall gefüllten Regalen schieben, nach Lust und Laune zugreifen und am Ende der Tour an einer Kasse bezahlen: Diese Art des Einkaufens ist für uns heute selbstverständlich. Doch das war nicht immer so. Noch vor einigen Jahrzehnten mussten Kund:innen für jedes Produkt ein anderes Geschäft besuchen. Fleisch gab es beim Metzger, Brot beim Bäcker und für die restlichen Dinge des täglichen Bedarfs ging man zum Tante-Emma-Laden. Zwischen Kaffee, Käse und Konserven wurde hier jeder Artikel individuell von Hand abgewogen, verpackt und abgerechnet. Entsprechend lange dauerte der Einkauf.
Es war das Jahr 1973, als die erste Lidl-Filiale in Ludwigshafen-Mundenheim ihre Türen öffnete und den Grundstein für eine neue Ära des Einkaufens legte. Ursprünglich 1930 als Lebensmittel-Sortimentsgroßhandlung ins Leben gerufen, expandierte die heutige Schwarz Group unter Josef Schwarz in den folgenden Jahrzehnten und eröffnete Niederlassungen in weiteren deutschen Städten. Unter der Leitung von Dieter Schwarz, dessen einzigen Sohn, verfeinerte Lidl das Discount-Konzept und setzte vor allem auf eines: Effizienz. Das Resultat war eine Preisgestaltung, die zuvor undenkbar schien und konventionelle Supermärkte in den Schatten stellte. Eigenmarken und ein vielfältiges Sortiment rundeten die Lidl-Erfahrung ab.
In den 1990er-Jahren begann das Einzelhandelsunternehmen seine internationale Expansion und eröffnete Niederlassungen in verschiedenen europäischen Ländern. Der Konzern setzte auf ein standardisiertes Filialmodell und eine schlanke Logistik, um seinen Erfolg an neuen Standorten fortzuführen. Das Konzept stieß nicht überall sofort auf Begeisterung, konnte sich aber schlussendlich in 31 Ländern weltweit durchsetzen.
Lidl goes global: Die erste Filiale außerhalb Deutschlands eröffnete Lidl 1989 in Frankreich.
Das Potenzial des Modells Discounter wurde langsam auch von der Konkurrenz erkannt. Aldi, Penny und Co. zogen bald nach. Lidl musste sich nun in einem wettbewerbsintensiven Einzelhandelsmarkt behaupten. Um seine Vormachtstellung zu behalten, baute die Schwarz Group Partnerschaften mit Lieferant:innen und Produzent:innen auf, um effiziente und kostengünstige Transportketten zu schaffen und sich so von der Konkurrenz abzuheben. Doch eine so schnelle und gewaltige Expansion birgt auch ihre Tücken.
Von der Transparenz in Lieferketten über Arbeitsbedingungen bis hin zu Umweltauswirkungen: Lidl durchlief in den 2000er-Jahren eine regelrechte Krise, als Qualitätsprobleme und schlechtes Image die Marke überschatteten.
Einer der prominentesten Kritikpunkte betrifft die Transparenz in den Lieferketten des Discounters. Fehlende Information darüber, wie und wo der Einzelhandelsgigant Produkte herstellte, führten zu Bedenken hinsichtlich ethischer und nachhaltiger Standards. Besonders im Fokus standen die Geschäftspraktiken in Bezug auf Verpackungsmaterialien und den Umgang mit Lebensmittelabfällen.
Auch durch fragwürdige Arbeitsbedingungen geriet Lidl negativ in die Schlagzeilen: Im Raum standen Vorwürfe bezüglich niedriger Löhne, unsichere Arbeitsbedingungen und mangelnde Gewerkschaftsrechte für Mitarbeitende. Den traurigen Höhepunkt bildete der „Spitzel-Skandal“ – Lidl überwachte Angestellte ohne ihr Wissen, geschweige denn ihrer Zustimmung.
Dem 2008 neu eingeführten Slogan folgen auch einige interne Umstrukturierungen – ein regelrechter Imagewandel. Lidl führte als erster Lebensmittelhändler einen internen Mindestlohn ein und investierte verstärkt in den Ausbau seiner Personalarbeit.
2018 veröffentlichte der Discounterriese zudem den ersten Nachhaltigkeitsbericht. Seitdem stehen die Themen Transparenz, Umweltschutz und Gleichberechtigung im Fokus der Öffentlichkeitsarbeit. Mit Initiativen wie den Lidl-Rettertüten oder speziellen Lieferanten-Dialogen möchte das Unternehmen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und Förderung nachhaltiger Beschaffungspraktiken beitragen. In seinem Code of Conduct definiert der Einzelhandelsgigant grundlegende Verhaltensregeln, zu denen sich das Unternehmen bekennt. Gleichzeitig legt Lidl damit seine Erwartungen an Vertragspartner:innen und Lieferant:innen fest.
Seit 2022 ziehen die Rettertüten, gefüllt mit Obst und Gemüse, das nicht mehr schön aussieht oder eine beschädigte Verpackung hat, sukzessive in alle deutschen Lidl-Filialen ein.
Heute ist Lidl einer der größten Discounter im Markt und betreibt Tausende Stores weltweit. Von Influencer-Kollaborationen über Festivalfilialen zu einer eigenen Fashion-Kollektion. Das Motto: Es gibt nichts, was es nicht gibt.
Und damit das auch jeder weiß, scheut Lidl keine Kosten und Mühen in puncto Öffentlichkeitsarbeit. Der Lebensmittelriese gehört deutschlandweit zu den größten Werbetreibenden. Im vergangenen Jahr gab die Schwarz Group ganze 175,601 Millionen Euro für ihr gutes Image aus. Dementsprechend opulent war das Medienspektakel um das 50. Jubiläum.
Helene Fischer, Barbara Schöneberger und Co.: Lidl setzt zum Jubiläum auf bekannte Gesichter
Mit innovativen Konzepten wie Lidl Plus, starker Markenkommunikation und einem weitreichenden Produktsortiment voller origineller Eigenmarken versucht Lidl seinen Konkurrenten stets einen Schritt voraus zu sein. Es bleibt spannend, was die Zukunft für den Discounter bereithält.
Wie die Heldenreise eines anderen Lebensmittelhändlers aussieht, erfährst du in unserem Close-Up von EDEKA.
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