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Die Heldenreise von Fiat: 125 Jahre italienische Eleganz und Innovation

Es ist ein wunderschöner Sommertag in der italienischen Großstadt Turin. Wir tragen unsere Lieblingskleidung, haben die Sonnenbrillen aufgesetzt und rollen in unserem kleinen Auto gemütlich die Straßen der historischen Altstadt entlang. Die Scheiben sind heruntergekurbelt, um die warme Brise zu genießen und den Geräuschen des regen Treibens zu lauschen. Schließlich kommen wir an einer roten Ampel zum Stehen. Neben uns hält ein weiterer Wagen. Mit einem breiten Grinsen blickt uns der Fahrer entgegen. Erstaunt stellen wir fest, dass es sich bei dem Mann um Leonardo Di Caprio handelt. Doch wir haben nur Augen für eins: Sein Auto. Wie könnten wir auch nicht? Schließlich handelt sich um einen Fiat 500!

Die Firma Fiat wurde am 11. Juli 1899 in Turin gegründet. Quelle: Unsplash I Julien Chatelain

Die traditionsreiche italienische Automarke Fiat feierte mit dem Bau des Fiat 500 im Jahr 1936 ihren größten Erfolg. Dieser Triumph ist so nachhaltig, dass Fiat auch heute noch Modelle mit der Bezeichnung „500“ oder „Cinquecento“ ins Leben ruft. Anlässlich seines 120. Geburtstags präsentierte der Autohersteller schon im Jahr 2019 auf dem Genfer Autosalon die „120th“ Sondermodelle der Fiat 500 Familie, die durch Eleganz und Innovation glänzen. Nun knackt das weltweit bekannte Unternehmen die 125-Jahres-Marke. Dieser Meilenstein, den nur wenige Automobilhersteller weltweit erreicht haben, ist das Ergebnis einer faszinierenden Geschichte. Wir tauchen ein in die Historie des renommierten Unternehmens, die nicht nur die Entwicklungen der Automobilindustrie im 20. Jahrhundert widerspiegelt, sondern auch Fiats globale Präsenz bis in die heutige Zeit hervorhebt.

A Star is Born – Die Gründerjahre von Fiat

Wir springen einmal zurück zu den Anfängen. Die Geschichte von Fiat, offiziell bekannt als Fabbrica Italiana Automobili Torino (deutsch: Italienische Automobilfabrik Turin), begann im späten 19. Jahrhundert. Am 11. Juli 1899 wurde das Unternehmen von einer Gruppe von Investoren, darunter Giovanni Agnelli, gegründet. Agnelli, ein ehemaliger Kavallerieoffizier, überzeugte durch Entschlossenheit und strategisches Denken und trat im Jahr 1902 die Stelle als Geschäftsführer an. Seine kühne Idee einer Werbetour durch Italien für die Fahrzeuge erwies sich als großer Erfolg und endete auf der Mailänder Ausstellung. Der Präsident der Gesellschaft war Lodovico Scarfiotti, Vizepräsident Emanuele Cacherano di Bricherasio. Das erste Fahrzeug, der Fiat 4 HP, rollte im Jahr 1899 vom Band.

Gemälde von Lorenzo Delleani zeigt die Fiat-Gründer. Der dritte von links ist Giovanni Agnelli. Quelle: fcaheritage

Seit der Gründung hat sich viel verändert. Jedoch ist die Auffassung von Fiat über das Auto an sich und vor allem die Art und Weise, wie es erlebt wird, im Laufe der Jahre unverändert geblieben und zu einem unverwechselbaren Merkmal der Marke weltweit geworden. 

Grow and Glow zu Beginn des 20. Jahrhunderts

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts bahnte sich Fiat seinen Weg als bedeutender Akteur in der aufstrebenden Automobilindustrie. Das Unternehmen glänzte mit einer Reihe von neuen Modellen auf dem Markt und begann auch mit der Produktion von Nutzfahrzeugen, Schiffsmotoren, Lastkraftwagen, Straßenbahnen, Taxis und Kugellagern. Die Firma zeigte also enorme Vielseitigkeit, weil sie sich nicht nur auf eine Nische beschränkte, sondern die gesamte Bandbreite der Mobilität erfasste.

Das Jahr 1903 markierte einen weiteren Meilenstein, als Fiat den Sprung an die Börse wagte. Neue Gesellschaften wurden gegründet, Allianzen geschmiedet und Innovationen vorangetrieben.  Inmitten dieses blühenden Kapitels zierte zudem ab 1904 das ovale Firmenemblem auf blauem Hintergrund die Fahrzeuge, das von Carlo Biscaretti entworfen und stetig optimiert wurde, und setzte damit einen besonderen Akzent.

Eines der ersten offiziellen Logos des italienischen Unternehmens Fiat von 1904. Quelle: fcaheritage

Auch international erreichte das Unternehmen mehr und mehr Popularität. So wurde 1908 in den USA die Fiat Automobile Co.gegründet, um Fiat-Fahrzeuge in Lizenz zu bauen. Es boomten Geschäftsbeziehungen für den Fahrzeug-Export nach Frankreich, Österreich, Großbritannien und Australien. Am Ende des ersten Jahrzehnts verfügte Fiat über ein Gesellschaftskapital von 12.000.000 Lire, 2.500 Mitarbeitende und eine Produktion von 1.215 Fahrzeugen.

Zeiten der Veränderung – Der Erste und Zweite Weltkrieg

Der Kriegsausbruch 1914 katapultierte Fiat in eine Ära des Produktionswachstums bei Militärlastwagen, Flugzeugen, Krankenwagen, Maschinengewehren und U-Boot-Motoren – eine Zeit des Wandels, um den drängenden Bedarf der Kriegsfront zu decken. Doch selbst in dieser stürmischen Phase verlor Agnelli nicht seinen Blick für die Zukunft. Im Schatten der Kriegsanstrengungen träumte er weiter von einer florierenden Autoproduktion.

Seine Vision manifestierte sich im Bau des Lingotto im Jahr 1916, einem neuen, monumentalen Automobilwerk nach amerikanischem Vorbild, das auf landwirtschaftlich genutztem Gebiet entstand. Das Lingotto wuchs rasch zum größten Werk Europas heran und avancierte zu einem Symbol der italienischen Automobilindustrie sowie zu einem der Wahrzeichen von Turin. Gleichzeitig weitete Fiat seine Aktivitäten auf die Bereiche Eisenverarbeitung, Eisenbahn, Elektrizität und öffentliche Transportmittel aus.

Panoramaaufnahme des Lingotto-Werks aus dem Jahr 1923. Quelle: fcaheritage

Nach dem Ersten Weltkrieg erkannte die Fiat-Direktion die Bedeutung der Massenproduktion für die Entwicklung Italiens. Die Vision einer größeren Produktion, die den Lebensstandard und Konsum steigert, führte zur Gründung der Kreditgesellschaft SAVA. Diese sollte den Ratenkauf von Fahrzeugen fördern, wobei die Werbung gezielt auch Frauen ansprach. Die Beliebtheit des Automobils wuchs außerdem durch Siege bei Rennen und Abenteuern wie Durchquerungen der Sahara und in Lateinamerika. Diese Geschichten wurden zu einem integralen Bestandteil der Fiat-Erzählung, die die Faszination für Automobile vertiefte. 

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erlebte die Autoproduktion einen dramatischen Rückgang. Während die Pkw-Produktion schrumpfte, vervielfachte sich die Herstellung von Nutzfahrzeugen. Das Unternehmen trotzte den Herausforderungen, auch schweren Bombenschäden, und hielt die Produktion aufrecht. Fiats soziale Einrichtungen boten in dieser Zeit tatkräftige Unterstützung, verteilten lebensnotwendige Güter und versorgten Arbeiter:innen mit Lebensmitteln. 

Der Phoenix aus der Asche – Wiederaufbau und Innovationen in der Nachkriegszeit

Nach dem Krieg passte sich das Unternehmen der amerikanischen Technologie an. Der Marshallplan ermöglichte 1948 den Wiederaufbau, und Fiat wurde zum Symbol des Fortschritts. Die Beschäftigtenzahl stieg von 55.674 auf 66.365 und der Gewinn erholte sich ab 1948 von den Kriegsherausforderungen. Der Automobilhersteller wurde zum Wegbereiter der Motorisierung Italiens und trieb das sogenannte „italienische Wirtschaftswunder“ an, indem jährlich mehr als 400.000 Autos produziert wurden. In den 1950er und 1960er Jahren wuchs das Unternehmen stetig und eröffnete weitere Produktionsstandorte auf der ganzen Welt. Fiat war nun international bekannt.

Zwischen Fusionen, Partnerschaften und Krisen: Die 1970er bis 1990er Jahre

In den Jahren zwischen 1970 und 1990 durchlief das Unternehmen Fiat eine Phase verschiedener Hürden und Veränderungen. Ab 1970 war die Firma mit wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert, darunter Rezessionen und schwierige Marktbedingungen. Diese Faktoren beeinflussten nicht nur den italienischen Autohersteller, sondern prägten die Automobilindustrie weltweit. Dennoch erweiterte Fiat seine Produktpalette in dieser Zeit erheblich. Neben Klein- und Kompaktwagen begann das Unternehmen, sich verstärkt auf die Produktion von Nutzfahrzeugen, Lastwagen und Landwirtschaftsmaschinen zu konzentrieren.

Doch Fiat träumte von mehr als nur Autos: Das Unternehmen strebte mit seinen Innovationen vor allem technischen Fortschritt und, damit einhergehend, eine verstärkte Präsenz auf internationalen Märkten an. So wurden zahlreiche Kooperationen mit anderen Automobilherstellern wie Peugeot und der Einstieg in den US-amerikanischen Markt durch die Übernahme von Chrysler (später Fiat Chrysler Automobiles) wichtige strategische Schritte.

In den 1980er Jahren sah sich Fiat mit Qualitätsproblemen und finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Die Qualität einiger Modelle geriet in die Kritik, wodurch das Image der Marke Schaden nahm. Aufgrund der daraus resultierenden finanziellen Schwierigkeiten und der Notwendigkeit, mit veränderten Marktbedingungen Schritt zu halten, begann Fiat in den späten 1980er Jahren eine umfassende Restrukturierung. Dies umfasste die Schließung von unrentablen Produktionsstätten und die Fokussierung auf Schlüsselmärkte. Diese Geschichten von Höhen und Tiefen, von Innovation und Herausforderungen, machten Fiat zu einem Helden in der Welt der Automobile.

Montage eines Getriebes mit Fire-Motor aus dem Jahr 1986. Quelle: fcaheritage

Darüber hinaus markierte der sogenannte „Motor FIRE“ in der 1990er Jahren die Entstehung dessen, was zu einer neuen Art der Autoherstellung avancierte. Der Motor, der besonders wegen seiner bemerkenswerten Leistung in Kombination mit reduziertem Verbrauch geschätzt war, wurde nach und nach in den bekannten Modellen Fiat Uno und Fiat Panda installiert. Damit begann die Ära der Modulprojekte, die eine Kostensenkung und zugleich eine Profitmaximierung und Zeitoptimierung erlaubten. Die Fahrzeuge des Konzerns begannen, Motoren, Plattformen und andere Komponenten zu teilen.

Fiat von 2000 bis heute – Ein funkelnder Stern am Himmel der Fortschrittlichkeit

Auf der Schwelle zum Jahr 2000 bekannte sich Fiat mit Stolz dazu, ein italienisches und internationales Industrieunternehmen zu sein, das tief in der Weltwirtschaft verankert ist und sich auf 100 Jahre Erfahrung und Innovationstätigkeit stützen kann. Das Jahr 2005 markierte einen Triumph für Fiat, als die Autosparte nach über 4 Jahren erstmals wieder einen Betriebsgewinn verzeichnete. Neue Modelle wie der Grande Punto und der Sedici eroberten die Straßen, und der Fiat 500 übertraf alle Erwartungen – ein „Zeichen des Turnarounds“ für das Unternehmen.

Die Mirafiori Motor Village  in Turin wurde 2006 als eine innovative Marken- und Erlebniswelt eröffnet. 2007 leitete ein weiteres Jahr des Erfolgs mit der Einführung des neuen Fiat 500 und des Panda ein. Der Fiat 500e, als Konversion des ursprünglichen Verbrenner-Modells, wurde 2013 vorgestellt. Doch die wahre Revolution kam im November 2020 mit dem neuen Fiat 500e, einem reinen Batterie-Elektroauto, das eine Neuentwicklung darstellte. Fiat war mehr denn je auf der Überholspur. 

Der neue Fiat 500e, ein reines Batterie-Elektroauto. Quelle: fiat.de

Seit seiner Gründung hat das Unternehmen Fiat eine eindrucksvolle Reise durch die Automobilgeschichte unternommen. Inmitten des ständigen Wandels kristallisierte sich jedoch eine faszinierende Konstante heraus: Fiats einzigartige Vision vom Auto und der Art und Weise, wie es erlebt wird. Diese Vision hat sich über die Jahre hinweg nicht nur erhalten, sondern avancierte zu einem unverkennbaren Markenzeichen weltweit. Im Zentrum des fesselnden Automobilunternehmens stehen außerdem die von Beginn an unerschütterlichen Grundwerte Konnektivität und Innovation. 

So hat es sich Fiat zur Mission gemacht, technologische Lösungen zu schaffen, die nicht nur fortschrittlich, sondern auch benutzerfreundlich sind. Dabei trifft das Unternehmen den Nerv der modernen Mobilität ebenso wie die steigenden Bedürfnisse unserer Gesellschaft nach Sicherheit und nahtloser Kommunikation. Fiat definiert sich nicht einfach als herkömmlicher Automobilhersteller. Vielmehr ist das italienische Unternehmen ein Architekt der Fortbewegung, stets im Takt der Zeit und beharrlich darin, relevant zu bleiben. Die Straßen sind regelrecht mit den Spuren von Fiats 125-jähriger Geschichte der Innovation und Leidenschaft gepflastert. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch, Fiat! 

Du möchtest noch weitere Einblicke in die Geschichten von Unternehmen erhalten? Dann empfehle ich dir zum Beispiel den Blogpost 175 Jahre Carl Zeiss: Eine Heldenreise von der Werkstatt bis zum Mond.

Lisa Schwarz

Mit einer guten Portion Optimismus und Zielstrebigkeit meistert Lisa neue Aufgaben und lässt sich auch von größeren Herausforderungen nicht unterkriegen.

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