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Planet Storytelling: Usbekistan
Planet Storytelling 25. July 2024

Planet Storytelling: Usbekistan

Wenn ich mit geografischen Fakten angeben möchte, frage ich meist nach der Hauptstadt von Usbekistan. Taschkent lautet die Antwort, die eigentlich niemand weiß. Der Grund für meine Kenntnis liegt darin begründet, dass die Familie meiner Oma daher stammt und sie mir mal alle Geburtsurkunden ihrer direkten Verwandtschaft kopiert hat. Doch darüber hinaus habe ich mich noch nie mit diesem Land beschäftigt und erkunde nun gemeinsam mit euch das unbekannte Terrain.

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Quelle: Ways Alfan Unsplash

Ein Land an der Seidenstraße, Städte wie aus „Tausendundeiner Nacht“

Usbekistan liegt an der historischen Seidenstraße von Europa nach China und bietet ein reiches Erbe kultureller und architektonischer Schätze. Der Mythos dieser legendären Route ist noch immer deutlich sichtbar an den zahlreichen alten Bauwerken und traditionellen Kunsthandwerken.

Mit 2,5 Millionen Einwohner:innen ist Taschkent die größte Stadt des Landes und seit 1930 Hauptstadt Usbekistans. Viele historische Gebäude der „Stadt aus Stein“ wurden 1966 bei einem Erdbeben zerstört. Trotzdem zählt die Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Stolz ist die mehr als 2.000 Jahre alte antike Stadt auf seine Pilgerstätte Hasti Iman und eine Bibliothek mit dem ältesten Koran aus dem 7. Jahrhundert.

Zentralasiatische Kreuzungskultur von Minimalismus bis Granatapfelmotiv

Die lebendige Kultur Usbekistans hat sich im Laufe von Tausenden von Jahren herausgebildet und umfasst heutzutage die Traditionen und Bräuche der Einheimischen, die zu verschiedenen Zeiten das Gebiet des heutigen Usbekistan bewohnten. Perser, Griechen, Araber, aber auch die Mongolen, Russen und nomadischen Turkstämme trugen alle zur usbekischen Kultur bei, die als Inbegriff der zentralasiatischen Kreuzungskulturellen gilt. Der multinationale Charakter Usbekistans spiegelt sich sowohl in Musik, Tanz und Kunst, aber auch in Sprache, Küche und Kleidung wider. Jede Region hat ihre eigenen Nuancen, die sich vor allem bei der Mode und den lokalen Dialekten zeigen.

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Quelle: axp photography Unsplash

Die Kunst in Usbekistan ist geprägt von der unverwechselbaren Geschichte des Landes. Bereits vor 1.300 Jahren soll es Wandmalereien gegeben haben, die ausländische Gesandte zeigen. Durch das Aufkommen des Islams wurde jedoch die Darstellung von Menschen verboten und wich zugunsten der abstrakten Malerei. Später kam die Miniaturmalerei in Mode und zählt heute zu den bekanntesten Trends der Bildenden Kunst in Usbekistan. Einst schmückten beispielsweise die usbekischen Frauen nach ihrer Hochzeit die eheliche Wohnung mit gestickten Granatapfel- und Pflanzenmotiven. Heute wird diese Handwerkskunst wie aus den Märchen von 1001 Nacht von Souvenirjäger:innen geschätzt.

Gastfreundschaft als Hauptsymbol Usbekistans

Mit ca. 36 Millionen Einwohner:innen ist Usbekistan das mit Abstand bevölkerungsreichste Land in Zentralasien. Die usbekischen Traditionen bauen auf Gastfreundschaft, Respekt gegenüber Älteren und Kollektivismus und zeigen sich besonders in den usbekischen Wohnquartieren, den so genannten Makhallas. Für Usbeken ist ein Gast die begehrteste und angesehenste Person, die immer willkommen geheißen wird. Die Wurzeln dieser Gastfreundschaft reichen bis tief in die Geschichte zurück. Die Reisenden in der Antike, die sich oft allein durch endlose Wüsten und Steppen quälen mussten, konnten sicher sein, dass sie die Familien entlang des Weges versorgten. Galt es doch als Schande, einen Gast abzulehnen und keinen Respekt zu erweisen.

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Quelle: Salohiddin Kamolov Unsplash

Neunzig Prozent der usbekischen Bevölkerung sind Muslime. Dennoch wird oft und gern Alkohol, vornehmlich Wein und Wodka getrunken. Kommt ein Geistlicher vorbei oder ertönt der Ruf des Muezzins – des muslimischen Ausrufers zum Gebet – verstecken die Trinkenden ihre Gläser oft unter der Tischplatte. Besagt doch ein Sprichwort: „Allah kann nicht durch den Tisch schauen.“

Plov – die Medizin eines usbekischen Prinzen als Nationalgericht

Plov – ein Gericht, welches seit dem 5. Jahrhundert bekannt ist und hauptsächlich aus Reis besteht – ist weit verbreitet und beliebt in Mittelasien, besonders in Usbekistan. Die Volkssage über die Entstehung seines Namens „Palov Osch“ wird wie folgt erzählt: Einmal verliebte sich ein Prinz eines usbekischen Herrschers in die Tochter eines armen Handwerkers. Die lokalen Gesetze erlaubten aber keine Heirat. Darüber war er so traurig, dass er sich von der Außenwelt abschottete, nur noch schlecht schlief und aß.

Als man ihn daraufhin zum berühmten Avicenna brachte, einem persischen Arzt und Philosophen sowie dem Begründer der modernen Heilkunst, rückte er nicht mit dem Grund seines Zustandes heraus. Avicenna beschloss daraufhin, den Auslöser der Krankheit anhand des Pulses zu erfahren. Er ließ einen Mann kommen, der alle Bürger:innen der Stadt kannte. Dieser zählte zunächst alle Stadtviertel auf und als er das Viertel nannte, in dem die Angebetete wohnte, beschleunigte sich der Puls des Prinzen.

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Quelle: Abdul Raaz Unsplash

Danach zählte der Mann alle Bewohner:innen auf und als der Name der Geliebten fiel, beschleunigte sich der Puls erneut. Nun verstand Avicenna. Er befahl, mindestens einmal pro Woche das Gericht zu kochen bis der Verliebte wieder bei Kräften sei und dann die Hochzeit mit der jungen Frau zu organisieren. Vielleicht kocht man dieses Gericht deshalb immer bei Hochzeiten. Aber auch bei der Geburt eines Kindes, anderen wichtigen Anlässen oder auch zum Mittagessen, wird Plov gekocht.

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