Direkt zum Inhalt wechseln
Die Heldenreise von SAP: Vom kurpfälzischen Startup zum globalen Marktführer
Brands Digital B2B 9. August 2024

Die Heldenreise von SAP: Vom kurpfälzischen Startup zum globalen Marktführer

System, Analyse, Programmentwicklung – wie bitte? Die Abkürzung SAP und das gleichnamige Unternehmen ist den meisten wohl eher ein Begriff. Doch worin besteht eigentlich das geniale Geschäftsmodell, welches das einstige Startup aus Süddeutschland zum Weltmarktführer für Firmensoftware katapultierte? SAP hat die Art und Weise, wie B2B-Geschäfte abgewickelt werden, revolutioniert. Aber wie immer gilt: Keine Erfolgsgeschichte ohne Rückschläge. Wir zeichnen die Entstehung und den Werdegang des IT-Riesen anhand der klassischen Heldenreise nach. Denn Storytelling-Potenzial ist hier en masse vorhanden.

Grafik der klassischen Heldenreise

Die gewohnte Welt: Kampfansage an die Zettelwirtschaft

Die Verhältnisse in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren sind für uns heute unvorstellbar: Große Unternehmen, die in mehreren Ländern operierten, nutzten ihre eigenen, maßgeschneiderten Softwarelösungen – von der Produktion über das Marketing bis hin zur Buchhaltung. Diese Systeme sprachen jedoch nicht miteinander. Wenn die Produktionsabteilung ihre Daten an das Finanzteam übermitteln musste, geschah dies oft durch manuelle Eingaben oder den Austausch von Papierdokumenten. Das führte zu Inkonsistenzen, Verzögerungen und einem hohen Fehlerpotenzial.

Inmitten dieses Chaos gab es eine Gruppe von Visionären, die erkannten, dass es einen besseren Weg gibt. Die fünf ehemaligen IBM-Mitarbeiter Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector sahen das Potenzial einer integrierten Softwarelösung, die alle Geschäftsprozesse eines Unternehmens in Echtzeit abbilden konnte. Ihre Vision war es, eine Standardsoftware zu entwickeln, die flexibel genug war, um die spezifischen Bedürfnisse jedes Unternehmens zu erfüllen, aber gleichzeitig kostengünstig und einfach zu implementieren war.

Ohne Mentor keine Heldenreise: Investoren glauben an Potenzial

Die Gründer von SAP wussten, dass sie mit ihrer Idee Neuland betraten. Die bestehenden Systeme und Geschäftsprozesse waren tief verwurzelt, und viele Unternehmen scheuten die Umstellung auf neue Technologien. Mit wenig Kapital, aber viel Entschlossenheit und Fachwissen, begannen sie in einem kleinen Büro in Weinheim ihre Arbeit. Dabei standen ihnen erfahrene Unternehmer und erste Investoren zur Seite, die an das Potenzial der Gründer glaubten. Mit ihrer Hilfe gelang es, die erste Version ihrer Software zu entwickeln und Kunden zu gewinnen. Es war ein kleiner, aber bedeutender Schritt auf ihrer Heldenreise.

Die Gründer von SAP sitzen gemeinsam an einem Tisch
(Bildquelle: SAP)

Die erste(n) Bewährungsprobe(n): Wettbewerber und Expansion

Als SAP 1973 ihre erste Softwarelösung SAP R/1, ein Echtzeit-Datenverarbeitungssystem, präsentierte, ließ der erste große Erfolg nicht lange auf sich warten. Doch er brachte auch neue Herausforderungen mit sich: Die Gründer mussten sich gegen etablierte Wettbewerber behaupten und das Vertrauen der Geschäftswelt gewinnen, die dem jungen Startup skeptisch gegenüberstand.

Mit dem Paket SAP R/2 konnten die Nutzer:innen erstmals ihre Ressourcen wie Finanzen, Personal und Material planen. Damit begann das Unternehmen, internationale Märkte zu erschließen. Der Schritt über die Grenzen Deutschlands hinaus war eine mutige Entscheidung, die sich jedoch als richtig erwies. SAP expandierte nach Nordamerika und gewann dort schnell an Boden.

Prüfungen, Verbündete und Feinde: Bill Gates als strategischer Partner

Die 1980er- und 1990er-Jahre brachten zahlreiche Herausforderungen mit sich. Der Wettbewerb wurde härter, und technologische Veränderungen erforderten ständige Innovation. SAP musste sich immer wieder neu erfinden, um an der Spitze zu bleiben. Die Gründer fanden starke Verbündete in Form von Partnerunternehmen und einer wachsenden Kundengemeinschaft. Diese Allianzen halfen ihnen, auch schwierige Zeiten zu überstehen und weiter zu wachsen.

Ein entscheidender Wendepunkt in der Heldenreise von SAP war die Entwicklung und Einführung von SAP R/3 im Jahr 1992. Diese Software war plattformunabhängig und bot eine benutzerfreundlichere Oberfläche. Die Umstellung auf diese neue Lösung war eine gewaltige Herausforderung für SAP und ihre Kunden. Jedoch meisterte das Unternehmen auch diese Aufgabe – unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Microsoft – mit Bravour und festigte damit seine Führungsposition auf dem Markt. SAP R/3 wurde zum Standard in vielen Unternehmen weltweit und trug maßgeblich zum Wachstum bei.

SAP-Software als CD-ROM
(Bildquelle: SAP)

Die Dotcom-Finanzkrise: Als die Internet-Blase platzte

Zwischen 1995 und 2000 stieg die Zahl der Internet-Nutzer:innen von 16 auf 304 Millionen. Diese steigende Popularität führte zu einem regelrechten Website-Boom, der sich auch an der Börse bemerkbar machte. Leider kam diese Euphorie mit dem Platzen der sogenannten Dotcom-Blase, aus der Klein- und Privatanleger als die Verlierer:innen hervorgingen, zu einem ernüchternden Ende. Auch an SAP ging diese Finanzkrise nicht spurlos vorbei: 2003 kämpften die Gründer erstmals in ihrer Firmengeschichte mit Verlusten.

Was es brauchte, war eine neue Strategie. Die Software-Hersteller reagierten und bauten ihr Portfolio um. Bei Netweaver handelte es sich um eine offene Integrationsplattform, die 2004 in einer ersten Version auf den Markt kam. Durch sie ließen sich verschiedenste Software-Services auch von anderen Anbietern kombinieren. Die Kundschaft – mittlerweile 25.000 Unternehmen in 120 Ländern – tat sich mit der Neuerung jedoch schwer. Viele trauerten der R/3-Version hinterher, die sie erst aufwendig eingeführt hatten, und fürchteten den erneuten Umstieg, der mit dem Kauf von neuen Lizenzen verbunden war. Doch das SAP-Management blieb beharrlich.

Belohnung & Elixier: SAP als globaler Vorreiter der digitalen Transformation

Langsam, aber sicher stiegen die Umsätze wieder – nicht zuletzt, weil SAP seine Kund:innen mit Rabatten lockte. 2007 durchbrach der Jahresumsatz erstmals die Zehn-Milliarden-Euro-Grenze. Neben dem organischen Wachstum wurde auch auf Übernahmen anderer Unternehmen gesetzt. SAP ruhte sich jedoch nicht auf seinen Lorbeeren aus. Der IT-Gigant kehrte zu seinen Wurzeln zurück, indem er kontinuierlich Innovationen einführte und neue Technologien wie Cloud Computing, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen integrierte.

Mit der Einführung von SAP S/4HANA bewies das Unternehmen erneut seine Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln und den Markt zu prägen. Diese neue Generation der Software ermöglichte es Unternehmen, ihre Geschäftsprozesse noch effizienter zu gestalten und sich den Herausforderungen der digitalen Transformation zu stellen.

Das HQ von SAP in Walldorf
(Bildquelle: SAP)

Die Heldenreise von SAP mündet in der globalen Marktführerschaft mit einem breiten Portfolio an Softwarelösungen. Das Unternehmen vereint die traditionellen Werte und das Know-how mit modernen Technologien und bleibt ein Vorreiter in der digitalen Transformation. SAP hat es geschafft, auch in Krisenzeiten die Balance zwischen bewährten Methoden und innovativen Ansätzen zu halten und damit seinen Platz an der Spitze der Branche zu sichern.

Ein Player, der ebenfalls in der obersten Liga spielt – wenn auch in einer ganz anderen Branche – ist Playmobil. Die inspirierende Heldenreise des Spielzeugklassikers findet ihr hier.



Share this article