Workshop-Insights: 4 schwierige Teilnehmer-Typen und wie wir ihr Herz gewinnen
Einen Workshop zu geben, ist immer ein bisschen wie in der Fahrprüfung zu sitzen. Man steigt bestmöglich vorbereitet ein, doch ob es am Ende ein Erfolg wird, hängt auch stark von den anderen Verkehrsteilnehmenden ab. Wird man geschnitten, radelt jemand auf dem Fahrrad 2/3 der Strecke vor der Haube herum, sind die Parklücken wieder extra eng, weil alle auf den Strichen stehen?
Während das im Auto sehr nervig sein kann, ist es eigentlich genau das, was einen Workshop so spannend macht: Das Publikum! Diese bunte und stets wechselnde Mischung aus Persönlichkeiten sorgt dafür, dass es nicht langweilig wird, kann mitunter aber auch etwas herausfordernd sein, denn am Ende sollen ja alle inspiriert und voll Tatendrang die Session verlassen. Welche schwierigen Teilnehmer-Typen uns dabei oft gegenübersitzen und wie wir auch die Herzen der hartnäckigsten Skeptiker:innen oder Besserwissenden gewinnen, verrate ich euch jetzt.
1. Der „Alles ist doof“-Typ
Sie sitzen da, schauen uns mit verschränkten Armen an und egal, welche Beispiele oder Inhalte wir mitgebracht haben, sie finden etwas, was sie daran stört. Puh, erstmal eine harte Nuss. Aber zum Glück gibt es selbst bei den schärfsten Kritiker:innen ein paar Möglichkeiten, ihn oder sie positiver zu stimmen!
Der Weg ins Herz: Zunächst einmal hilft es immer, sich bewusst zu machen, dass die Anmerkungen sich in der Regel gar nicht gegen unsere Inhalte, sondern die vorgestellten Best Practices und Kampagnen richten – und die haben wir ja schließlich nicht gemacht. Damit sind wir fein raus. Vielleicht können wir den ein oder anderen Kritikpunkt sogar nachvollziehen und lassen uns zu einem kleinen gemeinsamen Rant hinreißen. Das macht nicht nur Spaß, der oder die Meckernde fühlt sich auch verstanden und gesehen und steht den folgenden Inhalten dann hoffentlich schon etwas friedlicher gegenüber.
Ich persönlich nehme diese Typen am liebsten auch einfach mit Humor und komme ihnen ganz einfach zuvor, indem ich beim nächsten Beispiel direkt frage: Na, was gibt es hier auszusetzen? So ist der Wind aus den Segeln und wir haben fortan ein gemeinsames Ziel: Vielleicht finden wir im Laufe des Workshops ja mindestens ein Best Practice, was überzeugen kann. Mein Ehrgeiz ist auf jeden Fall geweckt!
2. Der “Überall, aber nicht hier“-Typ
Tuscheln, kichern oder penetrant aufs eigene Smartphone starren…dieser Typ ist zwar körperlich anwesend, aber geistig komplett woanders. Und plötzlich sind wir nicht mehr der Mittelpunkt, sondern Nebendarstellerinnen. Unangenehm, vor allem, wenn er oder sie auch andere ablenkt.
Auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten, die Situation zu lösen. Hat die Person tatsächlich einfach keine Lust und quasselt ohne Rücksicht auf Verluste am Workshop vorbei, bietet sich der Konfrontationskurs an. Ich bin dann gern mal ganz still und zwar so lange bis es peinlich wird. Habe ich die Aufmerksamkeit des Teilnehmenden durch die unangenehme Ruhe zurück, frage ich, ob die Diskussion entweder für alle geöffnet oder vielleicht doch lieber später stattfinden kann. Das sorgt erstmal für etwas Unmut, allerdings gilt es in diesem Fall eben auch die wertvolle Zeit der anderen zu schützen, die mehr Interesse an den Inhalten haben.
Aus der Erfahrung heraus, hat dieser Typ allerdings in den allermeisten Fällen einen ganz anderen Hintergrund: Stress und eine riesige Workload. Egal, wie gern er oder sie am Workshop teilnehmen möchte, sich einen halben oder ganzen Tag freizuschaufeln, ist manchmal schlicht nicht möglich. Das fühlen wir natürlich.
Abhilfe können hier regelmäßige kleine Pausen schaffen, in denen schnell Mails geschrieben oder wichtige Themen besprochen werden können. Wenn es hart auf hart kommt, bieten wir natürlich auch mal die Möglichkeit, sich z.B. aus Übungen herauszuziehen. So findet die nötige Arbeit hoffentlich nicht mehr im Workshop statt und alle Beteiligten können das Maximum aus ihrer Zeit ziehen.
3. Der „Ich bin nur hier, weil ich muss“-Typ
Es kommt in den besten Unternehmen vor: Irgendjemand hat die gut gemeinte Idee, einen Workshop zu organisieren, doch leider sind die Inhalte gar nicht für alle Teilnehmenden spannend. Zu spät, jetzt sind sie „verdonnert“, ihren Tag mit uns zu verbringen. Ganz schön tricky, denn wer selbst eigentlich gar nichts von uns lernen möchte, der oder die ist wahrscheinlich sehr schwer mitzureißen.
Oft kann man hier allerdings schon ganz zu Beginn ein bisschen abpuffern. Denn in der Regel starten wir mit einer kleinen Fragerunde zur Erwartung an den Workshop. Zeigt sich hier bei Einzelnen schon, dass sie gar keine haben, weil sie eigentlich gern woanders wären, können wir dort ansetzen. Vielleicht können wir ja doch ein Themengebiet oder einen Anwendungsbereich aus ihm oder ihr kitzeln, das spannend wäre? Haben wir das dann zufällig auch noch im Gepäck oder können es leicht ergänzen, steigt die Lust auf den Tag schon mal enorm.
Gerade bei Übungen, die zugegebenermaßen besonders für den Unmotivierten-Typ im ersten Moment etwas merkwürdig wirken, hilft es, den versprochenen Nutzen einfach mal zu demonstrieren. Wir gehen also gern mit gutem Beispiel voran und nehmen so die Scheu. Jeder kleine Erfolg des Tages führt dann idealerweise zu schönen Aha-Momenten und wir ziehen auch Lustlose nach und nach auf unsere Seite.
4. Der Übermotivierte – Der „Hier Ich, nimm mich!“-Typ
Während unmotivierte Teilnehmende uns auf jeden Fall vor Herausforderungen stellen, sind allerdings auch ihre Gegenspieler:innen nicht zu unterschätzen. Oh ja, auch sie gibt es in jeder Runde: sie sind interessiert, sie strotzen vor Tatendrang und sie haben zu allem, wirklich allem etwas zu sagen. Das ist prinzipiell richtig toll und wir lieben die Energie, allerdings ist es ja kein Einzelunterricht, sondern ein Workshop und alle Teilnehmenden sollen zu Wort kommen. Deshalb gilt es hier etwas zu bremsen, ohne die Person in ihrem Enthusiasmus zu zügeln.
Da wir ihr Herz bereits im Sturm erobert haben, müssen wir bei diesem Typ eher etwas tricksen, um den anderen Anwesenden Raum zu schaffen. Hierzu bietet es sich zum Beispiel an, Fragen in die Runde reihum beantworten zu lassen. So können alle ihre Gedanken teilen und die Übermotivierten wirken weniger einschüchternd.
Auch Gruppenarbeiten helfen, die Lautstärke einzelner etwas herunterzuregeln. Sehr extrovertierte Teilnehmende können sich austoben, während ruhigere Personen in kleinerer Runde hoffentlich etwas leichter ihre Stimme finden.
Fazit
Jeder Workshop hat seine Eigenheiten – und genauso hat jeder Teilnehmende seinen eigenen Charakter. Aber mit etwas Feingefühl und den richtigen Methoden holen wir selbst den kniffligsten Typen ins Boot.
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16. Januar 2025