Berlin als Bühne: Wie authentisches Storytelling die Stadt zur Marke macht
Berlin ist nicht nur eine Stadt, sondern ein Mythos. Mit seiner bewegten Geschichte, seiner kulturellen Vielfalt und seiner einzigartigen Mischung aus Chaos und Kreativität bietet die Hauptstadt eine endlose Quelle für Storytelling. Doch wie wird diese Dynamik genutzt, um Berlin und Berliner Unternehmen als Marke zu positionieren? In diesem Blogpost werfen wir einen Blick auf das Marketing der Weltstadt und einige der prägnantesten Werbekampagnen, die das Lebensgefühl an diesem Ort perfekt einfangen.

Vom Chaos zum „unperfekt“ perfekten: Die Erzählkunst Berlins im Marketing
Das Kommunikation der Spreemetropole hat über die Jahre hinweg eine klare Botschaft etabliert: Sie ist authentisch, roh und immer im Wandel. Diese Identität zieht sich durch zahlreiche Kampagnen, die Berlin als pulsierende Metropole darstellen, die sowohl von ihrer Geschichte geprägt ist als auch stets nach vorne blickt. Das Motto „Arm, aber sexy“, das 2003 vom damaligen Bürgermeister Klaus Wowereit geprägt wurde, fasst die Essenz der Stadt in einem Satz zusammen: Berlin ist nicht perfekt, aber gerade das macht seinen Charme aus.
Die Kommunikation lebt von Kontrasten: Der Ort steht für Innovation, aber auch für ihre historische Verantwortung. Sie ist ein Magnet für Startups, Kreative und junge Menschen aus aller Welt, während sie gleichzeitig als kulturelles Zentrum Europas mit einer bewegten Vergangenheit wahrgenommen wird. Diese Mischung aus Alt und Neu, Fortschritt und Tradition wird in den Werbekampagnen oft thematisiert.
Die Berliner Morgenpost: Die Vielfalt der Metropole feiern
Eine der bemerkenswertesten Werbemaßnahmen der letzten Jahre ist das Musikvideo „Das ist Berlin“ der Berliner Morgenpost. Diese setzt auf emotionales Storytelling und zeigt die Stadt aus einer Perspektive, die sowohl Einheimische als auch Touristen anspricht. Das Video kombiniert ikonische Orte wie den Fernsehturm, das Brandenburger Tor und die East Side Gallery mit Szenen aus dem Berliner Alltag – von Straßenmusikern über Skateboarder bis hin zu entspannten Momenten in einem der zahlreichen Cafés.
Die Wahl von Musik als Medium ist dabei besonders clever. Musik ist emotional, persönlich und hat die Kraft, Menschen zu verbinden. Der Clip schafft es, das Lebensgefühl Berlins einzufangen und dabei die Botschaft der Berliner Morgenpost als eine Marke zu transportieren, die nahe an der Stadt und ihren Bewohner:innen ist. Sie nutzt Storytelling um ein emotionales Bindeglied zwischen den Menschen und ihrer Heimat zu kreieren.
BVG: Mit Selbstironie zur Kultmarke
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) konnten sich mit einem Mix aus Selbstironie und Charme als echte Kultmarke etablieren. Kampagnen wie „Weil wir dich lieben“ oder die Zusammenarbeit mit Stars haben dazu beigetragen, die BVG weit über ihre eigentliche Funktion hinaus bekannt zu machen. Im September 2024 gelang ihnen beispielsweise ein echter Coup: Niemand Geringeres als Kevin Costner nahm Platz – in einem Berliner Bus. Der Hollywoodstar steigt an einer Haltestelle ein und fährt mit dem Bus in den Sonnenuntergang. Die Inszenierung? Charmant, selbstironisch und mit einem Augenzwinkern auf den Kontrast zwischen Blockbuster-Glamour und Berliner Pragmatismus.
Mit ihrer typisch frechen Art hat die BVG zudem Anfang 2024 eine neue Bühne erobert: TikTok. Unter dem Motto „Berliner Puppenkiste“ bringt das Unternehmen humorvolle Clips mit Puppen, die Szenen aus dem Hauptstadt-Nahverkehr nachspielen. Ob genervte Fahrgäste, skurrile Durchsagen oder chaotische U-Bahn-Fahrten – die Kampagne trifft den Nerv des Berliner Stadtlebens und nutzt einen speziellen Humor, um besonders die jüngere Zielgruppe zu erreichen. Die Puppen stellen verschiedene Berliner „Originale“ dar und sind dabei gnadenlos ehrlich.
Die BVG hat insgesamt mit ihren Geschichten eine Plattform geschaffen, die über das rein Funktionale hinausgeht. Sie erzählt Storys von Pendler:innen, von kuriosen Alltagssituationen und vom manchmal chaotischen, aber immer charmanten Berliner Nahverkehr. Das Ergebnis ist eine Verbindung zwischen Marke und Nutzer:innen, die über Humor und Authentizität entsteht.
BSR: Müllentsorgung mit Humor
Auch die Berliner Stadtreinigung nutzt Storytelling, um ihre Marke zu stärken. Mit frechen Sprüchen, auffälligen orangenen Fahrzeugen und humorvollen Kampagnen hat sich die BSR einen festen Platz im Berliner Stadtbild und den Herzen der Bewohner:innen erarbeitet. Die Kommunikationsmaßnahmen der Firma spielen oft mit der Sprache, wie beispielsweise der Slogan „Wir fegen nicht nur den Dreck weg, wir machen Platz für Ideen“.
Besonders prägnant ist die Art und Weise, wie die Stadtreinigung ihre Arbeit als etwas Positives und Kreatives darstellt, statt sie nur auf den Aspekt der Müllentsorgung zu reduzieren. Mit Aktionen, wie der Verteilung von Mehrwegaschenbechern oder der Förderung von Recycling-Initiativen, wird einerseits ein praktisches Ziel verfolgt und gleichzeitig ein nachhaltiges Narrativ geschaffen, das sich in die Erzählung einer grünen und zukunftsorientierten Stadt einfügt.
Berliner Wasserbetriebe: Wasser als Lebenselixier der Stadt
Die Berliner Wasserbetriebe haben es ebenfalls verstanden, Storytelling einzusetzen. Unter dem Motto „Ganz klar für Berlin“ positionieren sie sich als umweltbewusstes und nachhaltiges Unternehmen. In der Kommunikation wird betont, wie wichtig sauberes Trinkwasser für die Lebensqualität in Berlin ist, und stellen dabei oft den direkten Bezug zu den Bewohner:innen der Stadt her.
Die Verbindung von Humor, Pragmatismus und Umweltbewusstsein macht die Kampagnen der Berliner Wasserbetriebe zu einem gelungenen Beispiel für modernes Storytelling. Sie zeigen, wie ein grundlegendes städtisches Bedürfnis – die Wasserversorgung – auf innovative Weise kommuniziert werden kann.
Die Bedeutung der Kultur für das Berliner Marketing
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Berliner Storytellings ist die Betonung der kulturellen Vielfalt. Ob Musikfestivals, Theaterproduktionen oder Street Art – Berlin ist eine Stadt, in der Kunst und Kultur an jeder Ecke zu finden sind. Diese kreative Energie wird in vielen Kampagnen eingefangen und macht Berlin zu einem Magneten für Menschen aus aller Welt. Beispiele dafür sind Initiativen wie die „Berlin Art Week“ oder die Förderung von Festivals wie der Berlinale.
Diese Veranstaltungen positionieren Berlin als internationales Zentrum für Kunst und Kultur und tragen dazu bei, das Image der Stadt als kreativen Schmelztiegel zu stärken. Die Geschichten, die aus dieser kulturellen Vielfalt entstehen, sind ein wesentlicher Bestandteil des Stadtmarketings. Sie zeigen Berlin als Ort, an dem Geschichte und Moderne, Lokales und Globales, Altes und Neues in einem einzigartigen Zusammenspiel stehen.
Was macht Berliner Kampagnen so besonders?
Der Erfolg der Kommunikation rund um die Hauptstadt und ihre Unternehmen liegt in ihrer Authentizität. Berlin verkauft sich nicht als perfekte Hochglanzmetropole, sondern als echte, lebendige Stadt mit Ecken und Kanten. Diese Unverblümtheit spricht eine Zielgruppe an, die sich nach Authentizität sehnt und die Individualität der Region schätzt.
Storytelling spielt dabei eine zentrale Rolle. Jede Erzählung beleuchtet dabei die unterschiedlichsten Aspekte der Stadt. Sei es die Geschichte eines Pendleralltags, das Porträt eines Straßenmusikers oder die Erzählung einer historischen Begebenheit – all diese Stories tragen dazu bei, das komplexe Bild Berlins zu formen. Darüber hinaus nutzen viele dieser Werbespots lokale Elemente und setzen auf das, was Berlin einzigartig macht: seine Menschen, seine Orte und seine Kultur. Gleichzeitig schaffen sie es, universelle Themen wie Freiheit, Kreativität und Zusammenhalt zu kommunizieren, die weltweit Anklang finden.
Fazit: Berlin schreibt seine eigenen Geschichten
Berlin ist mehr als eine Kulisse – es ist eine Erzählung für sich. Ob durch die Berliner Morgenpost, die BVG, die BSR, die Berliner Wasserbetriebe oder die zahlreichen Events: Das Storytelling Berlins verbindet Vergangenheit und Gegenwart, Ironie und Ernsthaftigkeit, Chaos und Ordnung. Die Stadt zeigt, dass gute PR statt Hochglanz auf Echtheit und Identifikation setzt. Und genau das macht Berlin zu einer Marke, die bleibt. Durch die Betonung von Authentizität, Kreativität und Vielfalt schafft es Berlin, eine emotionale Bindung zu seiner Zielgruppe aufzubauen.
In einer Welt, die zunehmend nach Glaubwürdigkeit strebt, ist das eine Strategie, die nachhaltig wirkt. Storytelling ist dabei ein integraler Bestandteil der Berliner Identität. Die Geschichten, die hier erzählt werden, sind nicht nur Werbung – sie sind ein Spiegel der Stadt, ihrer Menschen und ihrer unendlichen Möglichkeiten.
Ein weiteres Berliner Original, der 1. FC Union, weiß es ebenfalls mit humorvoller Kommunikation zu überzeugen, wie in diesem Blogpost von unserer Beraterin (und Fan) Cleo beleuchtet wird: Storytelling in der Sportbranche: Die Legende des 1. FC Union Berlin
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