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Die Heldenreise von BASF: 150 Jahre Unternehmensgeschichte mit Höhen und Tiefen
Brands Industrie & Versorger 14. April 2025

Die Heldenreise von BASF: 150 Jahre Unternehmensgeschichte mit Höhen und Tiefen

„1865 beginnt die Erfolgsgeschichte von BASF in Ludwighafen am Rhein. Von hier aus erobern ihre Produkte nahezu die ganze Welt. Heute ist BASF das weltweit führende Chemieunternehmen.“ heißt es auf der Webseite des Konzerns.

Doch wie waren die bescheidenen Anfänge, welche Hürden und Krisen musste das Unternehmen überwinden und welche Verbündeten standen ihm dabei zur Seite? Aber vor allem, welche dunklen Kapitel sind ebenfalls Teil der Unternehmenshistorie? Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums beleuchten wir die nicht immer ehrenhafte Heldenreise von BASF.

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Gewohnte Welt / Ruf zum Abenteuer

Was viele nicht wissen: Ursprünglich wurde die Badische Anilin & Sodafabrik – kurz BASF – 1865 in Mannheim gegründet. Weil dort aber kein passendes Bauland zur Verfügung stand, errichteten die Gründer das neue Werk am gegenüberliegenden Rheinufer im pfälzischen Ludwigshafen. Anfänglich produzierte das Unternehmen Teerstoffe, begann dann mit der Herstellung von Textilstoffen und erlangte innerhalb weniger Jahre die weltweite Führungsposition im Markt für Färbemittel.

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Headquarter Ludwigshafen; Quelle: BASF SE

Die erste Schwelle

1880 begann BASF mit der Erforschung der synthetischen Herstellung von Indigofarben. Dies war ein ungeheurer finanzieller Kraftakt für das Unternehmen. Auch zeitlich war es mehr ein Marathon als ein Sprint: 17 Jahre der Forschung sollte es dauern, bis das weltweit erstmals dafür notwendige Verfahren in die Produktion übernommen werden konnte.

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Zudem schaffte das Unternehmen früh Strukturen, wie wir sie heute aus dem Arbeitsalltag kennen. Parallel zum wirtschaftlichen Aufstieg begann die Werksleitung im 19. Jahrhundert mit einer patriarchischen Sozialpolitik. So richtete die Chemiefirma bereits 1866 eine betriebseigene Krankenfürsorge ein und förderte Aus- und Weiterbildungen, Freizeitgestaltung sowie den Wohnungsbau. 1875 folgten dann eine betriebliche Krankenkasse und Erholungsheime für die Arbeiter und ihre Familien.

Verbündete/ Prüfungen

Auf den wirtschaftlichen Erfolgen allein konnte sich die Geschäftsführung aber nicht ausruhen. Denn auch die Konkurrenz schlief nicht. 1903 kam es auf Betreiben des Bayer-Vorstandes und dem Generaldirektor der Farbwerke Hoechst zu Versuchen ein Chemie-Kartell mit ihnen und der BASF, der Firma Leopold Cassella und Agfa zu schmieden. Bevor es zu dieser Verbindung kam, änderte Hoechst jedoch seine Strategie und fusionierte nur mit Cassella, sodass die Verbliebenen BASF, Bayer und Agfa einen Dreierbund in der Farbenproduktion eingingen.

1914 brach der Erste Weltkrieg aus und BASF wurde in die deutsche Rüstungswirtschaft integriert. Zum einen stellte die Firma nun Ausgangsstoffe für die Sprengstoff- und Schießpulverproduktion her, zum anderen Vorprodukte für die Giftgaserzeugung.

Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs demontierten die Siegermächte zu großen Teilen die Produktionsanlagen der BASF und beschlagnahmten die Patente. Dadurch ging das Monopol auf viele entwickelte Farbstoffe verloren. Zwar nahm die BASF die Produktion in den frühen 1920er Jahren schnell wieder auf, konnte ihre frühere Marktführerschaft jedoch nicht mehr wiedererlangen. Was folgte, war eine erste schwere Prüfung fürs Unternehmen.

Dennoch übernahm die BASF 1919 den ersten deutschen Tarifvertrag in der chemischen Industrie. Dieser sah eine reduzierte Arbeitszeit von acht Stunden am Tag und die Schaffung eines Betriebsrates vor, der 1920 erstmals gewählt wurde.

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Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der BASF nahmen weiter zu, auch aufgrund wachsender Konkurrenz aus dem Ausland, z.B. durch die Vormachtstellung des US-amerikanischen Chemiekonzerns DuPont. Deshalb plante die BASF 1923 abermals konkrete Fusionsverhandlungen mit bereits eng zusammenarbeitenden Verbündeten im Chemiebereich.

Am 14. November 1924 beschlossen diese die Gründung der I.G. Farben AG. Die Hoechst AG, die Chemiefabriken Cassella sowie Kalle & Co AG übertrugen 1925 ihr gesamtes Vermögen auf die BASF AG. Bayer, Agfa und weitere Firmen folgten, worauf die BASF ihren Namen in I.G. Farbenindustrie AG änderte und den Firmensitz nach Frankfurt am Main verlegte.

Das Grundkapitel der neuen Firma betrug nun 1,1 Milliarden Reichsmark; etwa 80.000 Mitarbeitende waren für das wiederauferstandene größte Chemieunternehmen seiner Zeit tätig. 1930 zog die Firma in die neue Frankfurter Firmenzentrale, dessen Gebäude bis in die 50er Jahre als eines der modernsten und größten Europas galt.

Vordringen zur tiefsten Höhle/ Krise

Doch ein weiteres Mal sollte der wirtschaftliche Erfolg durch einen politischen Richtungswechsel und einen daraus folgenden Krieg erschüttert werden. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die I.G. Farben nach und nach zu einem Staats- und Kriegskonzern umgebaut.

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„Die Entscheidungsträger der I.G. Farben mit den damaligen Vorstandsvorsitzenden Carl Bosch an ihrer Spitze machen sich die wirtschaftspolitische Zielsetzung der neuen Machthaber zunutze, um die Interessen des Konzerns zu wahren.“, heißt es dazu im entsprechenden Kapitel auf der Unternehmensseite, auf der die gesamte Historie der BASF chronologisch aufgearbeitet wurde.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs produzierte der Konzern für die Kriegswirtschaft und unterstützte bei der Rekrutierung von NS-Zwangsarbeitenden, Fremdarbeiter:innen und der Ausbeutung von KZ-Häftlingen. 1941 errichtete das Unternehmen im polnischen Monowitz eine Produktionsfabrik für synthetischen Kautschuk für die Rüstungsindustrie, dessen riesiges Arbeitslager ein Nebenkomplex von Auschwitz war.

Dort testete das Nazi-Regime auch erstmals das ursprünglich für die Schädlingsbekämpfung hergestellte Blausäurepräparat Zyklon B zur Tötung von Menschen. In der Folgezeit wurde das Giftgas in den Gaskammern von Auschwitz und weiteren Konzentrationslagern zur industriell organisierten Massenermordung mehrerer Millionen Juden, Jüdinnen und weiterer Häftlinge eingesetzt.

Auf der Webseite der BASF findet sich dazu folgendes Statement:

„Die historische Forschung geht heute davon aus, dass Gerüchte über die systematische Vernichtung von Juden in Gaskammern schon bald nach deren Ingangsetzung die I.G. Farben-Beschäftigten vor Ort in Auschwitz erreichen. Sie verdichten sich zu Gewissheit, und in Einzelfällen sollen Aufseher der I.G. Farben nicht nur offen über die Vergasung gesprochen, sondern sie auch gegenüber KZ-Häftlingen als Druckmittel für höhere Arbeitsleistungen eingesetzt haben.“

Und weiter heißt es:

„Auch wenn niemand aus der Führungsspitze der I.G. Farben direkt mit der Todesmaschinerie konfrontiert wird, (…), ist davon auszugehen, dass die leitenden Manager der I.G. Farben ab Mitte 1943 im Großen und Ganzen über das dortige Geschehen informiert sind.“

Dies galt wohl auch für Carl Wuster, der seit 1938 dem Vorstand angehörte und 1952 nach Neugründung der BASF, ihr erster Vorstandvorsitzender wird.

Auferstehung & Elixir

Heute hat die BASF nicht nur ihre gesamte Unternehmenshistorie inklusive der Zeit des Nationalsozialismus und der Kriegswirtschaft chronologisch aufgezeichnet, sondern setzt sich noch immer intensiv mit seinem unrühmlichen Erbe auseinander. Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 dokumentiert die BASF beispielsweise 8 unterschiedliche Schicksale ehemaliger Beschäftigter, stellvertretend für alle diejenigen, denen (Zitat): „zwischen 1933 und 1945 unermessliches Leid angetan wurde.“

Seit 2021 verankert zudem die Initiative „Gedenken. Nachdenken. Umdenken.“ eine zukunftsgerichtete Erinnerungskultur bei der BASF. Zum einen hält die BASF die Erinnerung an die NS-Geschichte des Konzerns lebendig. Dafür bietet die Initiative Ganztagsseminare für BASF-Mitarbeitende an, fördert die Erinnerungskultur durch Dokumentation sowie Gedenkfeiern und unterstützt lokale Projekte in diesem Bereich. Zum anderen bekennt sie sich ihrer historischen Verantwortung und fördert aktiv mit dem Unternehmenswert „Offenheit“ vor allem Toleranz, Respekt und Vielfalt bei der BASF.

„Wir nehmen unsere Verantwortung ernst. Mit dem Wissen um das Geschehene wollen wir nach vorn blicken: Jede Form von Ausgrenzung und Extremismus hat bei BASF keinen Platz.“

Dr. Katja Scharpwinkel, Vorstandsmitglied der BASF und Standortleiterin Ludwigshafen

Wie andere Unternehmen mit den dunklen Kapiteln ihrer Firmengeschichte umgehen, beleuchtet unser Beitrag: Die Anti-Heldenreise als neues Kapitel in der Firmengeschichte

Nach Ende des Krieges beschlagnahmten die Alliierten das Gesamtvermögen des Konzerns und teilten die I.G Farben in elf einzelne Unternehmen auf. Bereits im Mai 1945 wurde jedoch die Produktion in Ludwigshafen unter amerikanischer Kontrolle wieder aufgenommen und im Januar 1952 gründete sich die Badische Anilin- & Soda-Fabrik Aktiengesellschaft neu als Hersteller von Kunststoffen. In den 1950er und 60er Jahren baute BASF systematisch Produktionsstätten im Ausland und beschäftigte 1965 bereits 56.000 Mitarbeitende. Zudem zog die Verwaltungszentrale zurück an den ursprünglichen pfälzischen Standort ins eigens errichtete erste Hochhaus und damalig höchste Gebäude Deutschlands.

Zusätzlich begann die BASF mit dem Aufbau eines eigenen Pharmabereichs. Zuvor war das Unternehmen nur als Lieferant von Vorprodukten für die pharmazeutische Industrie tätig. Seitdem hat die BASF viele Zukäufe und Beteiligungen getätigt, um in anderen Geschäftsbereichen aktiv zu werden. Mittlerweile gehören über 400 Unternehmen zum BASF-Konzern. Seit 2019 ist die BASF in sechs Segmente mit insgesamt zwölf Unternehmensbereichen unterteilt. Dazu gehören neben Chemikalien und Kunststoffen, auch Veredlungsprodukte, Functional Solutions, Pflanzenschutz und Ernährung sowie Öl und Gas. 

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Neue Acetylen-Anlage am Standort Ludwigshafen; Quelle: BASF SE

Auch als Arbeitgeber steht die BASF heute für einen weltoffenen, vielfältigen und nachhaltigen Konzern.

„Bei BASF schätzen wir die Vielfalt von Menschen, Meinungen, Erfahrungen und Fähigkeiten. Sie ist eine wichtige Voraussetzung für unseren langfristigen Erfolg. Deshalb fördern wir ein einbeziehendes Arbeitsumfeld, in dem sich unsere Teams mit Respekt, Vertrauen und Wertschätzung begegnen – unabhängig von Geschlecht, Alter, ethnischer Herkunft oder anderen Merkmalen.“ 

Markus Kamieth, Vorsitzender des Vorstandes der BASF SE

Apropos Arbeitgebermarke: In unserem neuesten Storytelling-Report haben wir die Karriereseiten der größten Chemiekonzerne Deutschlands analysiert und untersucht, inwieweit Storytelling als strategisches Element eingesetzt wird. Die BASF landete bei unserer Erhebung auf dem dritten Platz in unserem Employer Branding Ranking. Besonders stark schneidet die BASF in unseren Kategorien Vision, Story und Visualität ab – und vermittelt dadurch ein stimmiges Gesamtbild, das Weiterentwicklung und Zusammenhalt gleichermaßen betont.

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Die BASF-Mitarbeitenden Lara Häfner und Sven Keller bei einem Kontrollgang im BASF-Stammwerk Ludwigshafen; Quelle: BASF SE

Mehr zur Bewertung von BASF und den anderen untersuchten Unternehmen sowie hilfreiche Tipps für ein starkes Employer Branding in der Chemiebranche, findet ihr in unserem Storytelling-Chemiereport 2025.



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