5 Erkenntnisse über flexible Arbeitszeit
Was Arbeitszeit und -auslastung angeht, würde ich behaupten, wir waren schon immer eine sensible Arbeitgeberin. Stets darauf bedacht, eine gesunde Work-Life-Balance zu ermöglichen und Überanstrengung tunlichst zu vermeiden. Natürlich gibt es in einer Agentur auch immer mal Stressphasen, in denen alle anpacken und vielleicht auch mal über die Regel hinaus etwas länger schaffen müssen, das sollte jedoch bitte die Ausnahme bleiben.
Unser natürlicher Beschützerinstinkt den Mitarbeiter:innen gegenüber ging dabei so weit, dass wir sofort hellhörig wurden, wenn Mashies außerhalb der regulären Arbeitszeit aktiv wurden. Als eine liebe ehemalige Kollegin beispielsweise wiederholt Aufgaben abends erfasst hat, gab es eine besorgte Intervention à la „How I met you mother“. Zwar standen Team- und Geschäftsleitung nicht mit liebevoll gebastelten Schildern überraschend im Wohnzimmer der Betreffenden, aber gefehlt hätte gefühlt nicht mehr viel… „Das kann doch nicht gesund sein! Was ist schiefgelaufen? Wie können wir helfen?“
Auch im Onboarding war einer meiner Standardsätze, den ich mit stolz geschwellter Brust jeder und jedem Neu-Mashie seit jeher verkündete: „Unsere Kernarbeitszeit ist von X bis Y und dann machst du bitte auch Feierabend, niemand muss bei uns spät noch am Rechner sitzen!“
Doch was, wenn jemand erst ab 16 Uhr so richtig kreativ wird? Und warum meinen wir überhaupt, dass es gesund und förderlich ist, Mitarbeiter:innen von morgens bis abends vor dem Bildschirm zu parken, aber bloß nicht darüber hinaus? Oder, Gott bewahre, vielleicht zwischendurch mal nicht, wenn die Muse auf sich warten lässt?
Spätestens Corona hat uns schmerzlich vor Augen geführt, dass die Arbeitswelt, wie wir sie kennen noch lange nicht alle Potenziale ausschöpft und vor allem längst nicht auf die Bedürfnisse von jedem und jeder Arbeitnehmer:in eingestellt ist. 2021 begann deshalb für uns ein Findungsprozess (über den ich übrigens hier im Detail berichtet habe). Besonders in puncto flexible Arbeitszeit musste dabei viel in unseren Köpfen passieren.
Es folgen 5 Erkenntnisse, warum sich das vollends gelohnt hat und wie wir heute im Alltag davon profitieren:
1. Die Muse kommt und geht: Kreativität lässt sich nicht in feste Zeiten zwängen
Der ausgeprägte Beschützerinstinkt bei uns kam nie von ungefähr. Sowohl Miriam als auch Nora (und viele andere der Beschäftigten) haben vor Mashup leider auch eine andere Seite von Agenturalltag erlebt. Eine Welt, in der 24/7 Erreichbarkeit als Standard galt, Überstunden zum guten Ton und Burnout quasi fest im Lebenslauf eingeplant war.
Hat hier ein:e Kolleg:in nach Feierabend mit einem Glas Wein von der Couch weiter gearbeitet, war das eine Art Schutzmechanismus, der das Unumgängliche erträglicher machen sollte. Es war schlicht nicht möglich, das Pensum innerhalb der Arbeitszeit zu schaffen. Frei nach dem Motto: Wenn schon ackern bis in die späten Abendstunden, dann wenigstens lecker zurecht gemacht…
Mashup wurde dabei (auch) gegründet, um genau diesen toxischen Kreislauf aufzubrechen und zu beweisen, dass beste Ergebnisse für Kund:innen auch oder gerade nur durch gute Bedingungen und Wertschätzung möglich sind.
Kein Wunder also, dass wir lange davor zurückgeschreckt sind, die Grenzen des vordefinierten Arbeitstags zu lockern.
Über die Jahre hat sich aber eines ganz deutlich gezeigt: Jede:r funktioniert anders! Und selbst Gleitzeit ist noch zu restriktiv. Denn zwischen frühem Vogel und Nachteule gibt es noch so viele weitere Typen! Es braucht ein flexibleres System, damit jede:r produktiv und zufrieden arbeiten kann. Setzt sich heute ein Mashie mit einem Glas Wein abends an einen Text, hat er oder sie hoffentlich ein Lächeln auf den Lippen, weil die Kreativität für ihn oder sie ganz persönlich dann erst so richtig zu sprudeln beginnt.
Flexible Arbeitszeit ermächtigt jede:n einzelne:n, genau den Rhythmus zu leben, der ihn oder sie in den Flow bringt. You go, girl (or boy)!
2. Start, Stopp und alles dazwischen: Flexible Arbeitszeit ist nicht Gleitzeit
Natürlich geht es in punkto flexible Arbeitszeit nicht nur darum, wann man seinen Tag beginnt und dann den Stift wieder fallen lässt. Vielmehr haben wir uns auch die Frage gestellt: Wer hat eigentlich entschieden, dass das Leben nur morgens und abends, also vor und nach dem Job stattfindet?
In between goals is a thing called life, that has to be lived and enjoyed.
Sid Ceasar
Warum können wir im Winter nicht auch zwischendrin ein bisschen Tageslicht an der frischen Luft genießen? Im Sommer vielleicht einen Nachmittag im Freibad verbringen, um fit zu bleiben, eine längere Pause machen, weil einem der Sinn danach steht, einen wichtigen privaten Termin wahrnehmen, mit der Oma einen Kaffeeklatsch machen oder den Rechner einfach etwas früher zuklappen, weil die Luft raus ist? Und zwar ohne schlechtes Gewissen! Ganz im Gegenteil, völlig erlaubt und transparent kommuniziert.
Um eine gesunde Work-Life-Balance zu ermöglichen, reicht der Morgen und Abend des Tages nicht mehr aus. Vielmehr muss jede:r seinen oder ihren ganz individuellen Ablauf finden. Dabei können ganz banale Dinge mitunter einen Riesenunterschied machen. Wenn die Endorphine nun mal tanzen, weil der Haushalt schon erledigt werden kann, während das Kind in der Kita ist und dafür einige Aufgaben in die Abendstunden geschoben werden, warum nicht? Die Hauptsache ist, dass Kolleg:innen selbstbestimmt entscheiden können, welches für sie oder ihn der richtige Weg ist.
Natürlich gibt es auch hier ein paar strukturelle Grenzen: Gemeinsame Meetings und Kundentermine müssen auch in flexibler Arbeitszeit wahrgenommen werden und stecken damit einen gewissen Rahmen. Auch das Miteinander muss weiter gedeihen. Jemand der völlig asynchron zu allen anderen werkelt, wäre auf Dauer wohl auch ein Problem. Bisher lässt sich das Modell jedoch gut umsetzen.
3. Teilzeit als das neue Normal: Grenzen im Kopf lösen sich auf
Ganz nebenbei hat sich im Zuge der Einführung flexibler Arbeitszeit auch unsere generelle Einstellung zu unterschiedlichen Arbeitsmodellen weiterentwickelt. Zwar war Teilzeit für uns natürlich schon lange möglich – ich als Mama kann da eine laute Lobeshymne von singen und Mona hat sogar ihr Traineeship bei uns in 34 Wochenstunden absolviert – aber dennoch gibt es durch die individuelle Gestaltung des Joballtags nochmal ein anderes Selbstverständnis zu dem Thema.
Schon lange sind es nicht mehr nur Eltern, die sich für reduzierte Stunden entscheiden. Auch zahlreiche weitere Kolleg:innen haben das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit verschoben und z.B. auf eine 4-Tage-Woche umgeschwenkt.
Da die flexible Arbeitszeit bei uns jetzt die Regel ist, sorgt eine solche „Einschränkung“ im Bewerbungsprozess heute nicht mal mehr für ein Wimpernzucken. Vielleicht möchte jemand Zeit für den eigenen Fantasy-Roman, eine freiberufliche Herzenstätigkeit nebenbei oder einfach, um durchzuatmen – jede:r kommt mit seinen ganz persönlichen Vorstellungen eines produktiven und glücklichen Arbeitsverhältnisses zu uns. Solange es das Miteinander nicht stört und sich die Verfügbarkeit in einem Rahmen bewegt, der eine sinnvolle Kapazitätenplanung möglich macht, so sei es. Schön!
4. Der Wert der eigenen Zeit: Selbstbestimmte Arbeitsstrukturen schaffen
Generell müssen wir auf Dauer wegkommen von einer Denke in Stunden, hin zum Fokus auf die anstehenden Aufgaben. Flexible Arbeitszeit schafft nämlich nicht nur Freiräume für beispielsweise private Angelegenheiten, sondern auch die Chance, den Arbeitsteil des Tages unschlagbar produktiv und damit auch motivierend zu gestalten.
Wer kennt es nicht: Die To Do-Liste steht, der Kaffee dampft verführerisch, die Finger schweben schon über der Tastatur, bereit die Welt zu erobern und plötzlich spontane Überfälle von links und rechts: “Können wir kurz?“, „Hättest du eine Sekunde?“, „Kannst du das kurz checken?“
Und schon ist er dahin der Tatendrang und leider meist auch die Chance auf ein gutes Gefühl nach Feierabend, weil die geplanten Häkchen leider noch einen weiteren Tag auf sich warten lassen. Kommen die unfreiwillig fiesen Anschläge von Kundenseite, können wir dagegen wenig tun. Doch wie wir miteinander arbeiten, das haben wir in der Hand.
Flexible Arbeitszeit heißt: Die Aufgaben müssen erledigt werden, das wann aber bestimmst (überwiegend) du. Dabei ist uns der Wert unserer eigenen Zeit nochmal ganz neu bewusst geworden und wir haben Mittel und Wege gefunden, diese auch zu beschützen.
Möglich wird das bei uns durch ein Kalendersystem, in dem nicht nur persönliche Pausen und Phasen weg vom Rechner dargestellt sind, sondern eben auch Crunchzeiten. Jede;r Mashie weiß selbst am besten, wann es bei ihm oder ihr erfahrungsgemäß am besten flutscht, wann die Headlines fließen und der Kopf vor Konzentration fast schon surrt. Warum dann also nicht genau diese Phasen auch für konzentriertes Arbeiten reservieren?
5. Bedürfnisse werden transparent: Rücksichtnahme wird selbstverständlich
Aber nicht nur der Blick auf die eigenen Bedürfnisse hat sich durch flexible Arbeitszeit verändert. Voraussetzung für ein produktives Miteinander ist Transparenz. Jede:r hat Zugriff auf die Arbeitskalender der Kolleg:innen und wir kommunizieren Ansprüche und Wünsche offen. So sind wir auch nochmal sensibler für verschiedene Arbeitstypen geworden. Dem oder der einen machen Unterbrechungen nichts aus, andere blocken sich lieber großzügig Zeitfenster, um konzentriert abzuhaken. Einige Mashies starten lieber sehr früh, andere sind vor 11 Uhr nicht am Rechner.
Hätte man letzterem Langschläfer früher vielleicht gesagt: „Tja, um 10 Uhr ist aber unser Teammeeting, quäl dich bitte aus dem Bett!“, muss sich heute keiner mehr wirklich verbiegen, um in starre Strukturen zu passen.
Dieses Beispiel lässt sich sogar noch weiterspinnen: Gefangen in unseren alten Mustern hätte sich das angesprochene Träumerle vielleicht gar nicht erst getraut, den Wunsch nach einem späteren Arbeitsbeginn zu äußern. Worst Case: Der oder die hätte sich überhaupt nicht beworben, da der Job nicht zum eigenen Rhythmus passt.
Was wir durch flexible Arbeitszeit also auch gewinnen, ist die Chance, nochmal ganz neue Charakter im Team zu ergänzen, von denen wir kreativ und menschlich super profitieren können, die uns ohne diese Offenheit aber vielleicht durch die Lappen gegangen wären.
Fazit für New Work: Voraussetzung bleibt ein tolles Team
Flexible Arbeitszeit ist für uns eine wunderbare Chance, noch besser auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kolleg:innen einzugehen. Auch wenn die Möglichkeiten dabei von allen Mashies ganz unterschiedlich stark genutzt werden und bisher niemand komplett extravagant seine oder ihre Zeit verplant, zeigt sich doch schon jetzt ein deutliches Umdenken in unseren Köpfen.
Wir rechnen mit alten Denkmustern ab, werden offener für unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Arbeit und profitieren damit am Ende von mehr Freiräumen für uns persönlich, aber eben auch von noch mehr Rücksicht aufeinander.
Ich glaube, genau hier stoßen New Work Maßnahmen aber auch generell an ihre Grenzen: Voraussetzung für reibungslose Zusammenarbeit mit stärkerer Selbstbestimmtheit, ist ein Team, das sich wohl gesonnen gegenübertritt. Wir bei Mashup schätzen uns und sind deshalb alle daran interessiert, dass jeder und jede Kolleg:in glücklich arbeiten kann. So nutzen zwar alle gern die neuen Möglichkeiten, bewegen sich dabei aber ebenso gern in einem Rahmen, der wiederum die anderen nicht einschränkt oder benachteiligt. Ein Hoch auf die wunderbaren Mashies, die so den Weg in eine neue Arbeitswelt ebnen!
Klingt nach einem tollen Arbeitsumfeld? Dann schau doch mal auf unserer Karriereseite vorbei.
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