Brand Storytelling im Oktober – IKEA, EDEKA, Fleurop und Lidl
Die einen sind in Halloween-Stimmung, die anderen freuen sich bereits auf das Weihnachtsfest. Ikea sagt den Monstern unter dem Bett den Kampf an, während EDEKA sich gar nicht erst auf ein Gefecht einlässt, sondern lieber von der Kreativität seiner Kritiker:innen profitiert. Fleurop hingegen will an anderer Front Siege erringen und dafür sorgen, dass Männer zu Lebzeiten mehr Blumen geschenkt bekommen. Lidl stürzt sich ebenfalls ins Getümmel und möchte sogar eine ganze Revolution anstoßen, nämlich auf den Tellern und in den Geldbeuteln der deutschen Veganer:innen. Diese vier gelungenen Brand-Storytelling-Kampagnen haben uns im Oktober mit ihren Geschichten zum Lachen, Nachdenken und auch ein bisschen zum Gruseln gebracht. Film ab!
IKEA – Monsters Not Included
Es ist Oktober und das bedeutet für viele Kinder vor allem eines: Halloween steht vor der Tür. Sich verkleiden, mit den Freunden um die Häuser ziehen und bestenfalls mit Taschen voller Süßigkeiten nach Hause kommen. Für die Älteren unter uns warten in der „Spooky Season“ wieder kuschelige Abende auf der Couch mit Michael Myers, Ghostface oder wahlweise Rob Zombie, die uns das Fürchten lehren. Doch was tun, wenn nach all der Fresserei und dem Spaß plötzlich doch ein echtes Ungeheuer unter dem Bett oder im Kleiderschrank lauert?
In Zusammenarbeit mit der Agentur Ogilvy hat Ikea diesen Monat den Monstern den Kampf angesagt, und zwar mithilfe des eigenen Sortiments. Das Ergebnis sind drei 30-sekündige Videos, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Katar ausgestrahlt wurden. Wie im Horrorklassiker „Candyman“ aus dem Jahr 1992 hat Ikea das Publikum durch den Einsatz von Dunkelheit und Musik von der ersten Sekunde an am Haken, bevor die Auflösung naht. Denn zum Glück lauert keine Bestie unter dem Bett, im Schrank oder hinter den wehenden Vorhängen. Bei Licht wird klar, bei den Möbeln von Ikea sind Monster nicht mit inbegriffen.
EDEKA (und El Hotzo) – Weihnachtsfilm
Alle Jahre wieder lancieren Unternehmen bedeutungsschwangere Werbekampagnen, die Zuschauer:innen in eine friedliche Weihnachtsstimmung versetzen sollen. Etwas von Bedeutung muss her. Dass diese Firmen den Online-Satiriker Sebastian Hotz nicht überzeugen, lassen seine Äußerung auf der Plattform X (ehemals Twitter) nicht nur zwischen den Zeilen erahnen. „Junge Frau mit bunten Haaren, junger Mann mit Hakenkreuz-Armband, Mutter mit Hippie-Klamotten, Vater im FDP-Anzug streiten an einer Festtafel. Lächelnder Opa stellt eine Weihnachtsgans auf den Tisch. Politik ist Politik. Genuss ist Genuss.“ Auf diese Weise orakelt El Hotzo auch in diesem Jahr seine Erwartungen an den Weihnachtswerbesport der Supermarktkette EDEKA.
Doch anstatt die pointierte Meinung von Sebastian Hotz mit einem Lächeln abzutun, hat sich das Unternehmen lieber etwas einfallen lassen, um die Geschichte weiterzuerzählen. Bereits am 18. Oktober veröffentlichte EDEKA einen Social Media Clip, der genau dem von Hotz vorhergesagten Szenario folgte und am Ende sogar noch eine Prise Kitsch hinzufügte. Dieser mutige Schritt brachte EDEKA nach der Veröffentlichung auf den sozialen Medien vor allem positive Kritik ein und beweist damit, dass es sich für Konzerne und Organisationen lohnt, auf ihre Community (und auch auf ihre Kritiker) zu hören. Darüber hinaus zeigt der Spot, wie Geschichten heute transmedial erzählt werden können. Beginnend mit einem Tweet endet der Spot wieder auf den Social-Media-Kanälen des Unternehmens und passt sich damit dem Medienkonsum vieler Menschen an.
Fleurop – Flowers Before You Die
Ob zum Muttertag, zum Geburtstag oder für das tägliche Glück: Pflanzen sind immer eine gute Wahl, wenn es darum geht, anderen eine Freude zu bereiten. Deshalb setzt der Blumenversender Fleurop in seinen Werbekampagnen auf herzerwärmende Themen rund um Glück und Zufriedenheit. Im neuen Werbespot wird es allerdings etwas düsterer. Denn die meisten Männer bekommen erst sehr spät zum ersten Mal Blumen geschenkt: bei der eigenen Beerdigung. Zu diesem Ergebnis kommt eine interne Studie des Blumenversenders, nach der 88 Prozent der Männer ihren ersten Blumenstrauß erst nach ihrem Tod erhalten. Mit einem humorvoll-düsteren Spot will Fleurop dieses Problem angehen.
Die Idee stammt von der britischen Niederlassung der Muttergesellschaft Interflora Inc. und wurde von der Regisseurin Hanna Frieda Lang umgesetzt. Darüber hinaus reiht sich der Werbefilm in eine Reihe weiterer Kampagnen des internationalen Unternehmens ein. Ob Vatertag oder Valentinstag, Fleurop und Interflora wollen die Blüte an den Mann bringen. Wie aktuell das Thema ist, zeigt der virale TikTok-Trend. Der Spot zeigt, wie Unternehmen auch ernste Themen humorvoll erzählen können. Die leicht makabere Botschaft „Schick Blumen […] bevor es zu spät ist“ lädt zum Schmunzeln ein.
Lidl – Die vegane Preisrevolution
Rebellionen finden in der Werbewelt meist dann statt, wenn innovative Technologien oder neue Wege der Mobilität vorgestellt und angepriesen werden. Lidl nutzt den Begriff nun für seine neue Preiskampagne. Denn auch im Bereich der Ernährung hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges getan. Gemeinsam mit der Augsburger Agentur Any hat der Lebensmittelhändler die vegane Revolution ausgerufen. Ein alter Hut? Keineswegs. Denn während vegane Ernährung mittlerweile weit verbreitet ist, werden Konsument:innen an der Kasse noch immer abgestraft. Schließlich sind die meisten Fleischalternativen teurer als Wurst und Käse. Ein Umstand, dem Lidl nun den Kampf ansagt, indem die hauseigenen veganen Produkte an die Preise der Fleischprodukte angepasst werden.
Im Lidl-Spot strömen Menschen aus allen Richtungen der Stadt und aus allen Teilen der Gesellschaft in die Filiale, um sich von der Neuheit zu überzeugen. Vor dem Kühlregal treffen sich der harte Kerl in Lederkluft und die ältere Dame mit Kurzhaarfrisur mit ihren Fleischpflanzerln. Am Milchregal gratulieren sich wildfremde Menschen zu ihrem Glück. Was auf den ersten Blick banal wirkt, trifft den Kern der Botschaft. Veränderung kann nur gemeinsam und durch Chancengleichheit für alle erreicht werden. „Du hast die Wahl“ betitelt Lidl seine Kampagne und ermutigt seine Kund:innen, „sich einfach mal was zu gönnen“. Vielleicht möchte Lidl auch seine Konkurrent:innen herausfordern, mitzuziehen?
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