Lagerfeuer statt Verhör: Warum wir auch im Bewerbungsprozess auf Storytelling setzen
Ich erinnere mich noch genau an eines meiner ersten Bewerbungsgespräche. Akribisch bereitete ich mich vor, besonderes Augenmerk: Meine Stärken und Schwächen. Denn alle waren sich sicher, dass diese Frage auf jeden Fall gestellt wird! Spoiler Alert: Wurde sie auch. Und ich antwortete natürlich brav mit schaurig-schönen Schwächen, die insgeheim, besonders für den Arbeitgeber, eigentlich Stärken waren – ich wollte den Job schließlich haben! Also war ich manchmal leider zu perfektionistisch, ich nahm mich und meine Arbeit blöderweise auch mal etwas zu ernst und manchmal, ja manchmal da nahm ich mir sogar Aufgaben mit nach Hause! Skandal!
Schon damals fragte ich mich: Wem bringt das hier was? Es würde doch ohnehin nie jemand echte Schwächen offenbaren und sich damit im schlimmsten Fall auf schnellstem Wege aus dem Bewerbungsprozess katapultieren, oder?
Bewerbungsgespräch aus der Hölle: Das Löffel-Gate
Später, als ich dann schon auf Arbeitgeberseite saß, hatte ein Vorgesetzter einmal vergessen, den Löffel, mit dem er zuvor einen Joghurt gegessen hatte, aus der Hand zu legen und kam auf die glorreiche Idee, kurzerhand den nichtsahnenden Bewerber zu fragen, was das Besteckteil wohl zu bedeuten hatte. Dem Nervenzusammenbruch nahe, begann die arme Seele eine philosophische Abhandlung zur Existenz des Löffels. Und wieder saß ich da und fragte mich, wie zur Hölle das dabei helfen sollte, passende Teamkolleg:innen auszuwählen.
Zum Glück gestalten wir den Bewerbungsprozess bei Mashup ganz anders. Was unser Herz höherschlagen lässt, warum ich Arbeitszeugnisse überflüssig finde und welche Fragen wir potenziellen Mashies am liebsten stellen, verrate ich euch im Folgenden.
Du willst beruflich Geschichten erzählen? Starte in deinem Anschreiben!
Mein persönlicher Lieblingsteil jeder schriftlichen Bewerbung ist das Anschreiben! Während der Lebenslauf schön und gut ist, um einen groben Überblick zu bekommen, in welchen Branchen und Aufgaben jemand schon gearbeitet hat, ist euer Text der Part mit Persönlichkeit und Herz. Hier bekommen wir einen ersten Eindruck, wer uns da potenziell gegenübersitzen wird, was die Person an, aber auch zu uns treibt.
Da wir im Brand Storytelling nun mal unser Geld damit verdienen, professionell Geschichten auf den unterschiedlichsten Kanälen zu erzählen, haben wir dabei eine absolute Schwäche für Bewerber:innen, die uns schon hier in ihre Heldenreise entführen, passende Anekdoten mit uns teilen oder einen Schwank aus ihrem Leben erzählen, der sie zu uns geführt hat.
Wir suchen schließlich Kolleg:innen und keine Arbeitsmaschinen und in dieser Vorstellung finden wir erste Anhaltspunkte dafür, ob wir wohl zusammenpassen könnten. Pssst: Ganz nebenbei sehen wir natürlich auch, ob ihr einen Satz geradeaus schreiben könnt oder meisterhafte ChatGPT-Dirigent:innen seid.
Denn wie sagte Simon Sinek so schön:
„You don’t hire for skills. You hire for attitude. You can always teach skills.”
Simon Sinek
Natürlich müssen potenzielle Talente zu unserer Stelle passen, eine Leidenschaft fürs Storytelling mitbringen und offen sein für die Arbeit mit vielen unterschiedlichen Themen und Unternehmen. Je nach Level der Position sind auch Vorkenntnisse in PR und Kommunikation nötig, aber im Bewerbungsprozess wollen wir sie vor allem persönlich kennenlernen. Selbst wenn fachlich dann noch nicht überall Haken gesetzt sind, würden wir doch nie auf unseren Perfect Match verzichten.
Noch mehr Tipps für coole Bewerbungen hab ich vor einer Weile mal hier gesammelt.
Übrigens: Der Teil, den ich in jeder Bewerbung getrost ignoriere, sind die Arbeitszeugnisse. Natürlich sind sie irgendwie Standard und auch wir stellen sie jedem und jeder Mashie-Alumni bereitwillig und wohlwollend aus, aber seien wir mal ganz ehrlich: Ein schlechtes Zeugnis würde wohl eh niemand anfügen, oder? Dann nutze ich die Zeit lieber, um schon mal eine Einladung zum Bewerbungsgespräch zu formulieren, wenn das Anschreiben mir die Knie weich gemacht hat.
Setzt euch mit uns ans Lagerfeuer: Storylistening im Bewerbungsgespräch
Mir persönlich läuft beim Wort Assessment Center ein kalter Schauer über den Rücken und beim Gedanken ans Löffel-Gate vor vielen Jahren wird mir immer noch das Herz schwer. Kein Wunder also, dass wir das bei Mashup komplett anders angehen.
Einen der ersten Sätze, die ich in Vorstellungsgesprächen bei uns meist sage, ist: „Keine Sorge, das ist hier kein Verhör. Wir wollen dich einfach gern besser kennenlernen!“ Wir laden Bewerber:innen quasi ans metaphorische Lagerfeuer, wo wir vor allem eines tun: zuhören.
Von „Was treibt dich zu Mashup und vor allem, warum möchtest du gerne bei uns arbeiten?“ über „Was sind deine Lieblingsmedien?“, „Hast du eine Traumbranche, für die du gern mal arbeiten würdest?“ zu „Auf welche Situation oder welches Projekt bist du beruflich besonders stolz?“ oder „Was brauchst du, um richtig gut arbeiten zu können?“ stellen wir bewusst Fragen, die unsere Gegenüber (hoffentlich) zum Erzählen animieren.
Wir wollen Talente nicht verunsichern, testen oder aus der Bahn werfen, sondern haben ein ehrliches Interesse daran, den Personal Fit auszuchecken. Und wie könnte man das besser als in einem entspannten und lockeren Gespräch?
Auf der anderen Seite lieben wir auch Gegenfragen! Was brennt potenziellen Mashies unter den Nägeln? Welche Infos fehlen ihnen noch, um zu entscheiden, ob auch wir ihr Perfect Match sind? In Zeiten von steigendem Personalmangel ist uns sehr bewusst, dass auch wir uns in jedem Bewerbungsprozess als potenzielle Arbeitgeberin bewerben. Also her mit euren kritischen Nachfragen, ich glaube, wir sind ganz gut aufgestellt.
Übrigens, wie unsere Arbeitsbeziehung nach diesem ersten Bewerbungsdate weitergehen könnte, verrate ich euch in meinem Beitrag zu unserem Onboarding.
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