Agency Stories #13 – New Work needs Inner Work

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Miriam: Und wir sind live. Hallo Nora.

Nora: Ein typischer Satz, den du immer sagst (lacht). Hallo Miriam.

Miriam: Ich brauche das immer zur Selbstmanifestation (lacht). Wir sprechen uns jetzt schon zum zweiten Mal. Das erste Mal ging es um Fairgency, wenn ich mich richtig erinnere?

Nora: Ja genau.

Beyond New Work: Die Reise beginnt

Miriam: Und jetzt geht es um New Work Needs Inner Work, eine kleine Werbeveranstaltung für Joana Breidenbach, nehme ich an (lacht)? Ende 2020 haben wir uns nämlich darüber ausgetauscht, welche Weiterbildungen wir machen wollen. Und du hast ihren Workshop plus Buch plus Austausch-Gruppen-Programm gefunden und gesagt, dass das jetzt eigentlich genau die richtige Zeit und der richtige Inhalt für dich ist. Und damit wir alle mehr darüber erfahren können, wie das für dich war, nachdem es jetzt glaube ich auch erst im Februar geendet hat, dachte ich, können wir uns darüber mal unterhalten. Vielleicht erzählst erstmal ein bisschen, wie du überhaupt auf die Idee gekommen bist und was dich daran so angesprochen hat zu dem Zeitpunkt.

© Frank Scherer

Nora: Ja, ich glaube, bei mir ist es tatsächlich so, dass ich ganz viele Entscheidungen, auch wichtige Entscheidungen, aus dem Bauch heraus treffe, also dass ich dann das ganz starke Bedürfnis habe, Dinge zu machen, ohne da groß über Konsequenzen nachzudenken. So ein bisschen war es da auch so, also es kam eine E-Mail von der Joana reingeflattert und das hat mich irgendwie auf eine positive Art und Weise getriggert.

Ich habe da dieses Gefühl gehabt, dass ich es einfach machen muss. Ich kann ja mal kurz sagen, was da quasi in dieser Mail drin stand, was mich daran so angesprochen hat. Da stand: „Beyond New Work – Der Weg zu New Work führt nur über dich.“ Und dann war ihre Aussage eben: „New Work ist ein ganzheitlicher Entwicklungsprozess. Nur wer innerlich klar und reflektiert ist, kann kraftvoll Entscheidungen treffen, neue Verantwortung übernehmen und seinen Purpose leben.“ Das war sozusagen das, was mich mitten ins Herz getroffen hat.

Und ich glaube, es lag daran, dass ich erstens sowieso seit der Geschäftsführung von Mashup und meiner Rolle als Führungskraft immer wieder darüber nachgedacht habe oder auch gechallenged wurde, wie man sich in der Rolle als Führungskraft verhalten muss bzw. sollte. Und da es mein innerer Wunsch ist, eine gute Führungskraft zu sein, hat mich das sehr angesprochen.

© Frank Scherer

Zum Zweiten natürlich auch dieses Thema New Work, weil wir uns ja schon viel damit beschäftigt haben und wir beide uns oder auch zusammen mit dem Team über Themen, wie weitergehende Holacracy und so weiter ausgetauscht haben und ich einfach viel mehr darüber wissen wollte. Ich habe dann auch das Buch „New Work needs Inner Work“ gelesen, in dem es eben auch genau darum geht, wie man als Organisation zur Selbstorganisation hinkommt. Und das war dann so ein bisschen die Grundlage für das Jahrestraining.

Miriam: Vielleicht kannst du ganz kurz abreißen, was ihr denn innerhalb dieses Trainings gemacht habt? War das quasi noch mal alles vom Buch durchsprechen oder was ging darüber hinaus?

Nora: Ja, witzigerweise weiß ich gar nicht mehr so genau, was ich dazu gelesen habe (lacht). Also die Modelle sind auf jeden Fall da drin, aber es war wirklich eine Reise, kann man sagen. Und das war jetzt auch nicht nur Input von Joana, die war natürlich auch mit dabei, aber es waren insgesamt vier Trainerinnen dabei.

Es war tatsächlich eine Reise und es fing an mit Selbstreflexion als ersten Schritt, um dann weiterzugehen und sich zu fragen: Okay, wenn ich mir klar über mich selbst bin, wie geht es dann weiter in der Außenwahrnehmung? Wie gehe ich quasi in den Raum mit anderen? Bis man eben irgendwann wieder zu diesem Purpose kommt. Und das ist jetzt auch nicht so, dass man da einen Haken dahinter setzt und das dann abgeschlossen ist.

Es ist natürlich ein Prozess, den man weiter machen muss und wo wir natürlich am Ende geguckt haben: Okay, wo stehen wir jetzt? Was glauben wir, was wir jetzt schon verinnerlicht haben? Wo müssen wir eigentlich noch viel mehr machen? Es war definitiv auch anstrengend, aber so ein Jahrestraining war insofern gut, weil es eben nicht nur ein Workshop war und dann gehst du, sondern man hat sich wirklich dann auch innerhalb des Jahres damit beschäftigt. Vor allem, weil wir auch zwischendurch noch mit unseren Gruppen gearbeitet haben und uns getroffen haben. Also nicht nur die Termine, sondern auch alles dazwischen.

Belonging & Becoming: Einflüsse auf unsere Entscheidungen

Miriam: Ist ja echt ganz spannend, weil ich glaube, wir haben da letztes Jahr auch im Team so eine Reise gemacht, so eine New Work Reise, bei der wir einfach mal alle unsere Werte auf den Prüfstand gestellt haben. Und auch viele Konflikte zwischen den Werten oder auch zu dem, was uns wichtig war, was uns Corona alles genommen hat, diesen Zusammenhalt, das Beieinandersein.

Wir genießen ja aber auch die Flexibilität und das Homeoffice und Workation. Das heißt also wirklich alles ist ja irgendwie in Konflikt, selbst wenn man gute Intentionen hat. Ich glaube, da geht es letztlich auch darum, wie man in so einen Konflikt reingeht und das bewertet und auch was einen da selbst so triggert oder von den Werten her anleitet. Wir haben ja beides, sowohl unsere innere Mashup Reise als Blogpost von Julia und auch noch mal ein paar Insides in deinen Workshop als Blogpost von dir, die wir dann als Kommentar reinmachen können.

Wie hast du das denn so beobachtet? Gerade deshalb, weil du beides parallel gemacht hast, also auch die Gespräche im Team, da haben wir ja quasi alles im Team durchdiskutiert. Konntest du da selber auch schon ein paar Sachen besser reflektieren, warum, was, wer, wie vielleicht auch sagt?

© Frank Scherer

Nora: Ja, nicht bei allen Gesprächen, aber tatsächlich ist es so, dass ich glaube, als wir mit unserem New Work Prozess angefangen haben, ich quasi noch mitten in meinem eigenen war (lacht). Also, man hat eben dieses Modell von Belonging & Becoming. Also entweder hast du ein ganz starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit oder eben nach Autonomie oder Selbstumsetzung. Und davon sind ganz viele Entscheidungen betroffen, weil du nämlich ganz oft, wenn du dir dessen nicht bewusst bist, Entscheidung anhand dieser Faktoren triffst.

Aus deinem Belonging beispielsweise, dass du eine bestimmte Entscheidung zugunsten des Teams doch anders triffst, weil du denkst: „Ah, dann mögen die mich nicht“ oder eher dann diese Art von Überheblichkeit: „Dann mache ich das halt alleine.“ Und eigentlich muss man sich darüber im Klaren sein, warum man bestimmte Entscheidungen trifft, warum die einen in der Vergangenheit getriggert haben, vielleicht auch schon während der Prägung und so weiter. Und dann kann man bessere Entscheidungen treffen.

Was ich aber dann schon auch festgestellt habe, ist, dass ich eben bei bestimmten Sachen gesehen habe, warum Leute sich jetzt wie verhalten, weil ich dachte: Okay, das ist so ein typisches Muster, warum jemand jetzt so und so handelt. Es ergab vielleicht gar nicht die beste Entscheidung, aber das kommt eben daher.

Der nächste Schritt wäre dann sozusagen, sich darüberzustellen, noch mal wie von einem Balkon runterzuschauen, um dann besser entscheiden zu können: Das ist jetzt der Konflikt und der ist deshalb entstanden und den kann ich so und so lösen. Konflikt ist quasi die Steigerung dessen, dass du dich selbst mit einer Entscheidung gar nicht so wohlfühlst und das wird dann getriggert. Das hat also manchmal gar nichts mit der Entscheidung an sich zu tun, oder mit den Dingen, die man anspricht.

Miriam: Ja und am Ende macht man vielleicht auch Aussagen zugunsten des Teams zum Beispiel, mit denen man eigentlich selber gar nicht happy ist. Es ist ja auch so ein innerer Konflikt, den man dann hat.

Nora: Aber deswegen fand ich eigentlich die Art und Weise, wie wir das gemacht haben super, dass wir nämlich nicht diskutiert haben, sonst kommen nämlich nur die lautesten zu Wort und die, die leiser sind, kommen gar nicht oder trauen sich nicht mehr was zu sagen. Deswegen fand ich im Prozess gut, dass wir es schriftlich gemacht haben über Mural, wo jeder nachvollziehen konnte, was gesagt wurde, vielleicht auch anonym.

So konnte das erst mal nicht direkt bewertet werden und man konnte aber natürlich trotzdem ein Veto einlegen und sagen, dass man das nicht gut findet. Man muss dann aber eben auch noch einen besseren Vorschlag machen und nicht einfach sagen: Nee, finde ich alles blöd. Insofern fand ich es eigentlich einen guten Prozess, weil dann jeder die Chance hat, auch gehört und ernst genommen zu werden.

© Frank Scherer

In sich hinein hören: Der eigene Körper als Stimmungsbarometer

Miriam: Was sind denn aus dem Coaching, nachdem es abgeschlossen ist, deine größten Aha-Momente oder auch Punkte, bei denen du gemerkt hast: Ich glaube, da werde ich meine Inner Work doch besser verstehen, um vielleicht dann in Zukunft New Work Themen weiter vorantreiben zu können?

Nora: Also das sind zwei unterschiedliche Dinge. Zum einen ist mein größtes Aha-Erlebnis aus dem Coaching wirklich das körperliche Erlebnis, also dass das Unterbewusstsein einem selbst nämlich ganz viel sagt, was man sonst verdrängt. Man sollte tatsächlich mehr auf seinen Körper hören.

Ich bin jetzt kein esoterischer Mensch, ich mache vielleicht Yoga, aber das hat ja in dem Sinne nicht so viel mit Esoterik zu tun, aber das hat mich ganz oft überrascht, wie mein Körper auf ganz bestimmte Dinge reagiert hat und mir bei bestimmten Entscheidungen gezeigt hat, dass ich da noch tiefer reingehen muss, weil ich das so stark empfinde und daraus das Learning ziehen konnte, tatsächlich öfter auf meinen Körper zu hören.

Wenn man zum Beispiel vor Meetings einfach mal in sich hineinhorcht und mal spürt: Okay, wie geht es meinem Körper denn gerade? Dann merkt man, was man sonst überblendet: Oh, ich habe dann doch einen Schmerz hier oder einen Druck da. Da kann man sich auch mal fragen: Wie geht es mir eigentlich emotional? Dann weiß man ja auch, dass wenn es einem emotional nicht so gut geht, man ganz anders mit Situationen umgeht. Vielleicht sollte man dann sagen, wenn es möglich ist, dass man darüber heute vielleicht nicht sprechen möchte oder eben auch zu wissen: Okay, vielleicht sind Entscheidungen dann doch andere, die ich jetzt fühle, weil es mir gar nicht so gut geht.

© Frank Scherer

Wenn das jeder für sich selbst ein bisschen macht, ich habe es ja einmal auch mit dem Team gemacht, dann ist da nochmal mehr Verständnis füreinander da, weil man nochmal anders damit umgeht. Dieses Körperliche war tatsächlich total toll. Ich war wirklich überrascht davon, weil ich mich einfach darauf eingelassen habe, ich habe ja gar nichts erwartet. Das ist auf jeden Fall ein Punkt, den ich gerne noch mitgeben möchte.

Miriam: Ja, viele machen ja diese Check-Ins, bei denen man einfach auch mal mitteilt, ob man jetzt gestresst in den Tag startet oder ob man ein entspanntes Wochenende hatte oder ob irgendwie ein Umzug ansteht. Das sind ja auch schon Faktoren, die mit reinspielen. Aber wenn man es da vielleicht auch hinbekommt einen Raum zu schaffen, in dem jeder mal eine Minute in sich reinhört, es still bleibt und dann fängt man erst das Meeting an, dann kann das vielleicht auch noch kleiner Beitrag sein.

Nora: Genau, tatsächlich ist es so, dass du oft gar nicht weißt, was du spürst, sondern du musst dich zusätzlich hinsetzen, hineinhören und es auf dich zukommen lassen, um es zu spüren. Eine Sache, die ich auch gut fand, war, dass es in Gesprächen hieß: Du hast jetzt vier oder fünf Minuten Zeit und nur du bist dran. Und du kannst auch nichts sagen, aber du kannst den Raum nutzen und keiner redet einem rein. Da kommen dann noch mal ganz andere Gedanken auf, die man vielleicht sonst nicht hätte, weil man gar nicht Zeit dafür hat. Also das sind dann so Kleinigkeiten.

© Frank Scherer

Ansonsten gibt es natürlich ganz viel, was mit Zusammenarbeit zu tun hat. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, ein Verständnis füreinander zu haben, was wir jetzt ja auch schon angefangen haben, also zum Beispiel mit den Sixteen Personalities und Motivation Codes. Wir haben ja auch schon mal vor längerer Zeit in einem Kreativmeeting vorgelesen, was wir brauchen, was uns stört und so weiter. Also ich glaube, es ist wichtig, noch viel mehr Verständnis füreinander zu bekommen, um besser zusammenzuarbeiten.

2022 mit New Work: Mehr Verständnis und Selbstorganisation

Miriam: Jetzt ist das Programm ja vorbei und wir haben ja letztes Jahr auch wirklich sehr viele Sachen angestoßen. Wir haben jetzt Vertrauensurlaub eingeführt, das war ein langer, wichtiger Prozess, dahin zu kommen und da gucken wir jetzt, wie es umgesetzt wird und außerdem haben wir auch Vertrauensarbeitszeit und noch viele andere Sachen. Was könnte denn jetzt quasi auch aus diesem Programm heraus 2022 unter dem Stern New Work anstehen, oder was bringst du da mit rein?

Nora: Also tatsächlich gar keine neuen Programme oder so, dass wir jetzt sagen, wir müssen nochmal alles umstoßen, sondern tatsächlich das, was ich gerade gesagt habe, also noch mehr Verständnis füreinander aufbringen. Es gibt zum Beispiel ein Modell, was ich ganz spannend fand, das war dieses Spiral Dynamics Modell. Da geht es eben darum, die Entwicklung einer Organisation einzuschätzen.

© Frank Scherer

Das sind acht Stufen, acht Ebenen und ganz unten ist quasi das Überleben (lacht) und ganz oben, wenn man es jetzt so sehen würde, wäre eigentlich die Ganzheitlichkeit, quasi der Weg zur Erleuchtung, was keine Organisation in dem Sinne hat und was wahrscheinlich gar nicht möglich ist. Unter dieser Erleuchtung steht zum Beispiel die Selbstorganisation, was man ja, wenn man auf dem New Work Weg ist, natürlich anstrebt, aber darunter gibt es auch noch mal ganz viele Ebenen, die auch nicht per se schlecht sein müssen. Es gibt ja auch Menschen, die brauchen Regeln und die sich damit wohlfühlen. Es wird auch immer Menschen geben, ist auch klar, die eine gewisse Art von Macht haben möchten.

Es ist einfach auch wichtig zu schauen, wer in welchen Situationen wie tickt. Also wer ist ein Mensch, der eher auf die Community geht und für den alle happy sein müssen, was ja auch nicht immer hilfreich ist in einer Organisation (lacht). Und wer ist jemand, der wirklich klare Regeln braucht und dass wir dafür mehr Verständnis haben, um dann auch dahin zu kommen trotzdem selbstorganisiert zu arbeiten. Das wären solche Sachen, die ich gerne anstoßen möchte.

Miriam: Spannend. Dann können wir sicher bis zum Ende des Jahres wieder tolle Artikel lesen, was dieses Jahr bei uns passiert ist. Ich freue mich auch davon, noch mehr von dir zu lernen und mitzubekommen und das Team sicherlich auch. Und an alle Zuschauer:innen, wenn ihr das Buch gelesen oder das Programm mitgemacht habt oder auch was eure Gedanken zu New Work sind und euren eigenen Learnings dazu, schreibt das gerne auch nachträglich in die Kommentare. Wir diskutieren da fleißig weiter. Danke dir Nora und bis bald.

Nora: Bis dann. Tschüss!

Redaktion

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