Wenn Spielzeuge lebendig werden und sich auf wilde Abenteuer begeben, kann natürlich nur von einem Film die Rede sein: Toy Story. Der Animationsstreifen aus dem Hause Disney*Pixar ist einer von unzähligen Blockbustern, die seit dem 37-jährigen Bestehen des Filmstudios entstanden sind. Immer wieder haben die kreativen Filmemacher bewiesen, dass sie wissen, wie gutes Storytelling funktioniert. Doch wie sieht es eigentlich mit der eigenen Geschichte des Unternehmens aus? Wir nehmen euch mit auf die Heldenreise des erfolgreichsten Animationsstudios aller Zeiten.
Die 1970er waren ein wildes Jahrzehnt und eine Zeit der Veränderung. Extravagante Mode, Funk und Disco-Musik, aber auch ein politischer Umschwung sowie ein stärkeres Umweltbewusstsein waren in der Gesellschaft populär. Zudem erlebte der technologische Fortschritt ein enormes Wachstum. Mit dem Apple II fand der erste kommerziell erfolgreiche Personal Computer den Einzug in die amerikanischen Haushalte. Immer mehr Familien besaßen nun einen Videorekorder und auch Videospiele erlebten einen regelrechten Boom in der jungen Generation.
In dieser Zeit hatte niemand Geringeres als Star Wars-Vater George Lucas eine Vision: Er wollte die Computergrafik in der Filmindustrie revolutionieren. Dass sich die technischen Möglichkeiten gerade erst in einer frühen Entwicklungsphase befanden, hinderte ihn nicht daran. Zusammen mit seinen Verbündeten, den Informatikern Ed Catmull und Alvy Ray Smith, gründete er im Jahr 1979 die Lucasfilm Computer Division. Eine Abteilung des Lucasfilm Ltd. Filmstudios, die sich auf die Erforschung und Entwicklung von Computeranimationstechnologien spezialisierte.
Als Pioniere in diesem Bereich entwickelte das Team der Computer Division eine 3D-Computergrafik-Software, die unter anderem in den Filmen Star Wars: Das Imperium schlägt zurück und Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes verwendet wurde. Obwohl das Tool ursprünglich für Unternehmen und Institutionen angedacht war, hatte Lucas Schwierigkeiten, die neue Technologie an potenzielle Kundschaft zu verkaufen. Mit John Lasseter holte er 1984 erstmals einen Animator ins Team, das bis dahin ausschließlich aus Computer-Spezialisten bestand.
Noch im selben Jahr wurde der animierte Kurzfilm Die Abenteuer von André und Wally B. veröffentlicht, der Erzählungen zufolge nur entstanden ist, um Lasseters Sohn eine Freude zu machen. Der Film ließ bereits erahnen, wozu die Entwickler in der Lage waren. Doch Aufträge von Filmstudios oder Fernsehsendern blieben weiterhin aus und die Zukunft der Angestellten war zunehmend ungewiss. Bis ein Mann neuen Umbruch bringen sollte…
Es passiert nicht allzu oft, dass ein CEO aus dem eigenen Unternehmen entlassen wird. Für Steve Jobs war der Rauswurf bei Apple allerdings eine Chance, neue Wege zu gehen. Schnell erkannte er das Potenzial, das George Lucas in seinem Unternehmen hatte, und so entschied er sich 1986 dazu, Computer Division für 10 Millionen US-Dollar aus der Lucasfilm Ltd. herauszulösen. Mit Jobs in der Rolle des Mentors sowie als neuem CEO und Ed Catmull als Vizepräsidenten wurde die Abteilung zu einem unabhängigen Unternehmen umfirmiert. Der wenig eingängige Name wurde vom Apple-Gründer kurzerhand in Pixar umgeändert.
Jobs inspirierte sein Team, neue Geschichten zu entwickeln. Mit dem Kurzfilm Luxo jr. bekam John Lasseter 1986 sein Regiedebüt und das Unternehmen eine ikonische Symbolfigur. Heute kennen und lieben Zuschauende weltweit die kleine freche Schreibtischlampe, die als Bestandteil des animierten Pixar-Logos auf dem Buchstaben i herumhüpft.
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Der circa zweiminütige Film gilt mittlerweile als Meilenstein im Bereich der Computeranimation und wurde sogar als bester animierter Kurzfilm für einen Oscar nominiert. Der kommerzielle Erfolg des Unternehmens blieb allerdings nach wie vor aus. Die Software von Pixar war immer noch kein Verkaufsgarant und so fokussierte sich das Unternehmen stärker auf die Produktion von Werbespots. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet eine Maus eine entscheidende Rolle in der Geschichte des Animationsstudios ausmachen sollte?
Walt Disney war ein Träumer und ein wahrer Visionär. Immer wieder sagte er zu seinen Angestellten „Wenn ihr es euch vorstellen könnt, dann könnt ihr es auch umsetzen“. Obwohl er bereits seit 25 Jahren tot war, inspirierten seine Worte die kreativen Köpfe in den Disney Animation-Studios weiterhin und so beschlossen sie einen neuen Ansatz zu wagen. Abseits vom traditionellen Zeichenstil sollte ein neuer, vollständig Computer-animierter Film entstehen.
Doch für die Umsetzung brauchte es keine klassischen Zeichner, sondern Experten auf dem Gebiet dieser neuen Technologie. So begann im Jahr 1991 die Zusammenarbeit zwischen Pixar und Disney an einem Projekt, das über vier Jahre dauern sollte. Mit der Fertigstellung entstand ein Film, der einen fundamentalen Wendepunkt in der Unternehmensgeschichte bedeuten sollte: Toy Story
Die Geschichte um Cowboy Woody und den Space Ranger Buzz Lightyear war ein voller Erfolg, der sogar mit einem Oscar honoriert wurde. Von nun an beendete das Unternehmen die Produktion von Werbefilmen und konzentrierte sich ausschließlich auf abendfüllende Spielfilme. Während der Partnerschaft mit Disney entstanden weitere Blockbuster wie Die Monster AG, Toy Story 2 oder Findet Nemo. Die Ideenschmiede Pixar konnte nichts mehr aufhalten.
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In jeder Geschichte gibt es Höhen und Tiefen und auch Pixar blieb vor Rückschlägen nicht verschont. Nach sechs erfolgreichen Filmen wurde die Partnerschaft mit Disney aufgrund von Streitigkeiten im Jahr 2004 beendet. Es wurde ruhig um das Animationsstudio. Das Unternehmen verlor seinen wichtigsten Partner und Verbündeten, der maßgeblich an der Vermarktung sowie Verbreitung der Filme beteiligt war.
Zwei Jahre lang war unklar, wie es weitergehen sollte. Es dauerte, bis Disney erkannte, dass der Konzern von einer vollständigen Integration von Pixar profitieren würde. So kam es zu einer Übernahme durch die Walt Disney Company und CEO sowie Mentor Steve Jobs wurde als Mitglied in den Verwaltungsrat von Disney aufgenommen.
Dieser wichtige Meilenstein war für beide Parteien ein Gewinn, denn nun konnten sie ihre Fähigkeiten im Bereich der Computeranimation weiter stärken und die Führungsposition in der Filmbranche weiter ausbauen. In der Folgezeit erschienen unter der neuen Firmierung Disney*Pixar weitere Spielfilme wie Ratatouille, Wall-E, Oben oder Toy Story 3. Das Unternehmen befand sich auf dem Zenit seines Erfolges.
Dann starb Steve Jobs am 05. Oktober 2011. Sein Tod war besonders für die Angestellten von Disney*Pixar ein schwerer Rückschlag. Ihr Mentor, der eng mit ihnen zusammengearbeitet hatte, sie inspirierte und sie ermutigte, neue Wege zu gehen, war nicht mehr da. Jobs hatte zu vielen seiner Mitarbeitenden eine freundschaftliche Beziehung, insbesondere zu dem damaligen Präsidenten Ed Catmull und dem kreativen Leiter John Lasseter.
Nach seinem Tod übernahm Ersterer die Führungsrolle bei Pixar und arbeitete eng mit Lasseter zusammen, um das Unternehmen weiterhin erfolgreich zu führen. Unter ihrer Leitung entstanden weitere erfolgreiche Animationsfilme und Disney*Pixar konnte seine Position als eines der führenden animierten Filmstudios aufrechterhalten. In dem Abspann des Films Brave reflektierte das Team seine Wertschätzung für den verstorbenen Mentor:
dedicated with love and gratitude to
Steve Jobs
our partner, mentor and friend
Disney*Pixar ist es über die letzten Jahrzehnte hinweg gelungen, sich zu einem der erfolgreichsten und einflussreichsten Filmstudios zu etablieren. Mittlerweile zählen über 25 Spiel- und mehr als 40 Kurzfilme zum Repertoire des Unternehmens. Trotz des Wachstums und der Übernahme durch die Disney Company hat das Animationsstudio es geschafft, sich selbst treu zu bleiben und seine Leidenschaft für Geschichten und sein Engagement für technologische Innovationen beizubehalten. Heute gilt Pixar als absoluter Pionier im Bereich computergenerierter Animationen für den Kinofilm und hat mit seiner Art und Weise einen neuen Standard für Filmproduktionen gesetzt.
Disney*Pixar inspiriert Menschen weltweit und schafft es mit gutem Storytelling auch ernste Themen empathisch und authentisch auf die Leinwand zu bringen. Dabei vermitteln die Filme essenzielle Werte wie Mut, Zuversicht, Freundschaft und Mitgefühl. Natürlich kommt auch der Humor nicht zu kurz.
In der Rolle des Magiers verzaubert das Filmstudio große und kleine Fans immer wieder aufs Neue mit seinen vielschichtigen Geschichten. Besonders in den letzten Jahren präsentiert es sich zunehmend divers. So werden in den neueren Filmen verstärkt People of Color (Coco), LGBTQ+ (Onward und Soul) oder Charaktere mit Behinderung (Findet Dorie) in den Hauptrollen besetzt. Auch gesellschaftskritische Themen wie die Bedrohung durch den Klimawandel (Wall-E) werden thematisiert. Man darf gespannt sein, mit welchen Geschichten, wir in Zukunft verzaubert werden.
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